II. Wechsellied

1195–1197

Kapitel 6

Für Judith war der Blick auf die Bucht von Salerno immer Freude und Schmerz zugleich.

Als sie mit ihrem Vater am Ziel ihrer Träume eingetroffen war, hatten sie eine Stadt vorgefunden, die vollständig geplündert und gebrandschatzt worden war, nur zwei Wochen vor ihrer Ankunft. Die meisten der Häuser waren kaum bewohnbar, nur notdürftig zusammengeschustert wie ein Flickenteppich, mit Strohbündeln, Zweigen und dem, was an unverbrannten Balken noch vorhanden war. Den Mitgliedern der Schule von Salerno war es gelungen, die wichtigsten Bücher und Instrumente zu retten, doch sie mussten sich nun neben all den Kranken, die immer noch von überall her nach Salerno kamen, um geheilt zu werden, auch um die Schwerverwundeten und Krüppel der Stadt kümmern. Ein Teil der Gemeinschaft war über vier weitere Hände dankbar; der Rest verabscheute Judith und ihren Vater von dem Moment an, als sie den Mund öffneten, denn der Mann, der Salerno aus Rache zerstören hatte lassen, war kein anderer als Kaiser Heinrich gewesen, der Herrscher Siziliens und damit auch Salernos – doch jeder Kriegsknecht, der in der Stadt gehaust, getötet, verkrüppelt und vergewaltigt hatte, sprach Deutsch.

Josef ben Zayn wurde mit etwas Übung bald wieder fließend in den Landessprachen: der italienischen Volgare, dem Arabischen und dem Französisch der Normannen. Judiths Akzent dagegen war noch viel zu stark, als dass sie ihre Herkunft hätte leugnen können. Es gab in Salerno einige Menschen, die sich an ihren Vater erinnerten, und so wurde er wieder aufgenommen, doch obwohl Judith an Vorlesungen teilnehmen und den Behandlungen, die von Ärzten durchgeführt wurden, beiwohnen durfte, weigerten sich die meisten Menschen, sich von ihr helfen zu lassen. »Tedesci Maledetti«, sagten sie und spien auf den Boden. Es half auch nichts, wenn ihr Vater beteuerte, dass nicht alle Deutschen gleich waren und auch die Menschen in anderen Orten, durch die sie gekommen waren, unter der Willkür der Herrschenden leiden mussten: Das soeben mit dem Kaiser verbündete Genua kämpfte gegen Venedig, Mailand gegen Bologna. »Die Toten in diesen zerstörten Orten sind wenigstens nicht von Leuten des Kaisers erschlagen worden«, schimpfte ein alter Mann, »die Frauen wurden nicht von Deutschen vergewaltigt, und deshalb ist das etwas ganz anderes.« Das war natürlich unsinnig, aber darauf einzugehen hätte nicht geholfen.

Dann aber suchte eine Frau Judith auf, die zu große Angst hatte, um sich an einen Arzt oder eine Magistra zu wenden, die ihre Familie kannte. Wie viele der Frauen und Mädchen in Salerno war sie von mehreren Männern vergewaltigt worden, doch bei ihr hatte es keine Zeugen gegeben, und so hatte sie gegenüber ihrer Familie behauptet, dass ihr nichts geschehen sei.

»Ich muss doch heiraten«, sagte sie zu Judith, während sie in einem Kräutergarten auf und ab gingen, um nicht belauscht zu werden. »Die Familie meines Bräutigams hätte mich nicht mehr haben wollen, und mein Vater auch nicht, wegen der Schande.« Sie war nicht schwanger geworden, so dass sie bisher mit der Lüge durchgekommen war, doch nun stand die Hochzeit bevor. Sie hatte so viel Angst, dass sie daran dachte, sich umzubringen. Ihre Jungfräulichkeit war dahin, und selbst, wenn sie die Wahrheit offenbarte und ihr Bräutigam wider alle Erwartung Verständnis zeigte, statt sie zurückzuweisen, würde sie mit ihm das tun müssen, was die Kriegsknechte mit ihr getan hatten. »Bei der Vorstellung«, gestand sie Judith, während ihr Tränen das Gesicht hinunterliefen, »dreht sich mir der Magen um.«

»Es ist anders, wenn es in Zuneigung geschieht«, sagte Judith.

Die junge Frau, die Salvaggia hieß, lachte ohne jeden Humor. »Sprecht Ihr da aus Erfahrung?«

Damit rührte Salvaggia an einem Geheimnis, das Judith tief in sich beerdigt hatte und nur hin und wieder unerwünscht wieder den Weg an die Oberfläche fand. Ja, sie wollte sich selbst ernähren können, unabhängig von einem Mann, das hatte sie sich geschworen. Aber vielleicht musste sie es auch. Sie wollte, wenn es je einen geben würde, dem zukünftigen Ehemann auch nicht etwas beichten, was sie nicht bereut hatte. Es ihm erzählen, gewiss, denn Judith glaubte an Ehrlichkeit; wenn sie heiratete, dann würde sie einen Schwur leisten, der heilig war. Damit hatte ihr Mann ein Recht auf die Wahrheit.

Es war in dem Jahr geschehen, als sie vierzehn geworden und ihre älteste Schwester gestorben war. Ihr Schwager, den sie bereits als Kind bewundert hatte, schien untröstlich. Doch dann hatte er sich von ihr trösten lassen, sogar mehr als das. Es war keineswegs so, dass sie sich verführt, gar ausgenutzt vorgekommen war; viele Mädchen in ihrem damaligen Alter waren schon verheiratet, und die Thora schrieb es geradezu vor: Wenn Brüder beieinander wohnen und einer stirbt ohne Söhne, hieß es im Devarim, das die Christen das fünfte Buch Moses nannten, so sollte seine Witwe nicht die Frau eines Mannes aus einer andern Sippe werden, sondern ihr Schwager soll zu ihr gehen und mit ihr die Schwagerehe schließen. Und der erste Sohn, den sie gebiert, soll gelten als der Sohn seines verstorbenen Bruders, damit dessen Name nicht ausgetilgt werde aus Israel.Ihr Schwager hatte ihr versprochen, sie zu heiraten – und ihr Vater wohl seinen Segen gegeben, solange er nicht erfuhr, dass sie ein Bett vor der Ehe geteilt hatte –, aber dazu war es nicht mehr gekommen: Die Krankheit, die ihn plötzlich dahinraffte, musste bereits in ihm gesteckt haben. Am Ende war es ein Wunder, dass sie selbst überlebte.

Ja, sie hatte es selbst gewollt. Doch das miteinander schlafen hätte anders sein sollen, da war sie sich sicher. Ihr Schwager hatte nur genommen, nie gegeben. Sie war jedes Mal froh gewesen, wenn das ganze Rein und Raus vorbei war, weil das erhoffte große Erlebnis nie kam. Vielleicht war es aber auch ihre Schuld gewesen, weil sie damals das miteinander schlafen angegangen war wie ein Buch, und ein Buch waren ihre beiden Körper nun einmal nicht. Jedenfalls hatte sie sich etwas ganz anderes vorgestellt unter dem Wort Zusammensein und war schnell zu der Überzeugung gelangt, dass dieser Akt, über den ständig etwas angedeutet und hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde, maßlos überschätzt war.

Doch das alles würde kein Trost für Salvaggia sein, der ersten Bewohnerin Salernos, die freiwillig ihre Hilfe gesucht hatte, und Judith war fest entschlossen, diese Chance zu nutzen. In Trotas De mulierum passionibus fand sie schließlich, was sie brauchte. An Nardenöl und Moschus zu kommen, war nicht weiter schwer. Die Harz-Leinöl-Mischung musste sie selbst mischen, das Gleiche galt für eine Salbe aus den Wurzeln des Beinwells.

»Es gibt eine Möglichkeit, Jungfräulichkeit vorzutäuschen«, sagte Judith, »doch noch wichtiger ist, was Ihr vorher tun werdet, jeden Tag von nun an, bis zu Eurem Hochzeitstag.«

Sie begann mit einer Salbe. Es kostete einige Überredung, bis sich Salvaggia in dem Raum auszog, den Judith mit der Tochter des Studienkollegen ihres Vaters bewohnte; das Mädchen war am ganzen Körper angespannt und zitterte. Judith massierte sie, so gut sie konnte, zunächst Schultern und Arme, dann die Beine. Dabei summte sie, weil Rabbi Mosche Musik für hilfreich hielt, um Patienten zu entspannen. Es gab nicht viele Lieder, die Judith kannte, also griff sie auf die Wiegenlieder ihrer Mutter zurück. Am Ende war Salvaggia zwar nicht völlig gelöst, doch nachgiebig genug, um nicht mehr zu zucken, wenn sich Judiths Finger um ihre Oberschenkel schlossen.

Judith wusch die Hände mit abgekochtem Wasser und hielt das kleine Stück feuchter Wolle hoch, damit Salvaggia es sehen konnte. »Man hat Euch verletzt. Eure Vagina ist wie eine offene Wunde. Das ist die Behandlung: Träufelt etwas von dem Moschus oder etwas von dem Nardenöl hierauf und führt es Euch ein, jeden Morgen und jeden Abend ein neues Stückchen, aber reinigt vorher Eure Hände, wie ich es Euch gezeigt habe. Diese Mischung lindert den Schmerz.« Sie hatte es an sich selbst ausprobiert. Nicht, dass sie der großen Trota nicht traute, doch es erschien ihr unrecht, an Salvaggia etwas zum ersten Mal anzuwenden. Judith war so behutsam wie möglich, doch das Mädchen verkrampfte erneut. Immerhin nickte sie und versprach, der Anweisung zu folgen. »Außerdem werde ich Euch zeigen, wie man einen Melissetrank braut, um das Gemüt zu beruhigen. Es ist ein Trank, den Ihr mit Eurer Familie teilen könnt, so dass niemand sich wundern wird, warum Ihr ihn nehmt.«

»Und … und die Hochzeitsnacht? Ich habe gehört … die alten Frauen sagen, dass man Blutegel einführen sollte – dort.«

Judith zuckte zusammen. »Nein! Auf gar keinen Fall. Ich habe eine Harz-Leinöl-Mischung für Euch. Tragt vier Tropfen auf in der Stunde, ehe Euer Gatte zu Euch kommt. Es wird die Vagina enger machen und ihn glauben lassen, Ihr wäret noch Jungfrau. Was das Blut betrifft, es gibt hier im Hospital so viel von den Kranken und Verwundeten, dass ich Euch am Tag Eurer Hochzeit etwas davon in ein unauffälliges Fläschchen füllen werde. Ihr müsst es dann unter der Decke auslehren.« So stand es zumindest in den Büchern. Für sie würde es solche Heimlichkeiten nicht geben; Judith wollte nur einen Mann heiraten, dem sie sich anvertrauen konnte, der verstehen würde, warum sie nicht gewartet hatte, wie sie sich das in schlaflosen Nächten immer wieder neu vorbetete.

»Wenn das Badehaus geöffnet wäre, würde ich Euch außerdem warme Bäder zur Entspannung empfehlen, doch ich kann verstehen, dass es wichtigere Gebäude gibt, die aufgebaut werden müssen. Immerhin ist Euer Aquädukt noch unzerstört. Das ist erstaunlich. Ich habe nie eines gesehen, das noch Wasser liefert, bis ich hierherkam und erfuhr, dass alle Menschen davon trinken, weil es reines Quellwasser ist. Überall sonst wird nur Wein und Most getrunken, selbst bei den armen Leuten, da die meisten Flüsse und Brunnen voller Unrat sind und ein Hort von Krankheiten. Ihr habt Glück.« Es war einfach nur Gerede, um Salvaggia abzulenken. Für Judith war klar, dass der Zustand des Mädchens schlimmer werden würde, je tiefer sie sich in ihre Ängste vergrub. Manchmal musste man etwa vom Wetter plaudern oder den Patienten über seinen Wirt schimpfen lassen, ehe man ein ausgekugeltes Gelenk zurechtrenkte. Aber sie musste offenbar noch üben, wie man Patienten ablenkte, denn Salvaggia barg das Gesicht in ihren Händen.

»Glück sagt Ihr? Warum ist mir das dann geschehen, Magistra? Warum?«

All die Lehren ihres Vaters, ihre Studien und das, was sie seit ihrer Ankunft in Salerno gelernt hatte, gaben Judith keine Antwort. Natürlich hatte sie schon früher Verwundete in ihrem Schmerz »Warum?« brüllen hören, und Ärzte wie Pfleger sagten dann, es sei Gottes Wille. Auch ihr Vater tat das, als sie das erste Mal gemeinsam Schiwa saßen für ihre Mutter und das letzte Mal für ihre jüngste Schwester. Vielleicht war es Gottes Wille gewesen, doch in Salvaggias Fall glaubte Judith, dass man andere dafür verantwortlich machen konnte. Ertaste die Wurzel des Übels, hatte ihr Vater sie gelehrt, auch wenn er etwas anderes gemeint hatte, und dann benenne sie.

»Weil der Kaiser Heinrich seinen Männern befohlen hat, Eure Stadt zu zerstören«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum er das tat; jenseits der Alpen wussten wir nur, dass der Kaiser nach Sizilien zog, um sich das Erbe seiner Frau zu holen.«

»Unsere Kaiserin war hier, nicht auf der Insel«, erklärte Salvaggia tonlos. »Er glaubte, die Stadt sei ihm treu. Aber Salerno stand auf der Seite der Kaiserin Konstanze, denn sie ist die Erbin des Königreichs Sizilien. Ihre Väter haben die Insel vor über hundert Jahren von den Moslems befreit, nicht er, der Mann aus Schwaben. Heinrich behauptete, wir hätten sie an ihren Vetter auf Sizilien ausgeliefert und damit ihn und die Gastfreundschaft verraten, aber das ist nicht wahr. Konstanze wollte zu ihrem Vetter! Sie hasst ihren Gemahl. Genau wie jeder andere bei uns, nach dem, was er befohlen hat. Eine Spur von Feuer und Blut hat er durch alle Städte gezogen, die ihm widerstanden, von Neapel bis Syrakus und Catania. Er muss der Antichrist selbst sein.« Sie bekreuzigte sich. »Und nun hat er auch noch einen Sohn von ihr. Oh, ich verwünsche ihn! Den Kaiser und seinen Sohn und seine Männer! Mögen sie alle qualvoll und in Schmerzen sterben und für alle Ewigkeit in der Hölle schmoren!«

Von dem Sohn hatten Judith und ihr Vater gehört, als sie mit der Schneeschmelze die Alpen überquert hatten. Die Kaiserin Konstanze war fünfzehn Jahre älter als ihr Gemahl, und so hatte niemand sie mehr für fähig gehalten, mit fast vierzig noch ein Kind auf die Welt zu bringen. Und doch hatte sie am Weihnachtstag – gerade als der Herzog von Österreich mit seinem einwöchigen Sterben begann – einen Sohn zur Welt gebracht, vor aller Öffentlichkeit auf dem Marktplatz von Jesi, damit niemand behaupten sollte, es sei ein Kind untergeschoben worden und die Schwangerschaft der Kaiserin wäre nur vorgetäuscht gewesen.

»Der Kaiser und seine Männer haben Euren Fluch verdient«, sagte Judith leise, »aber ist das Kind nicht unschuldig?«

»Das war ich auch.« Salvaggias Stimme blieb hart. »Ich sage Euch, wenn ich das Kind vor mir hätte, ich würde es in die Bucht werfen und zuschauen, wie es ertrinkt. Dann würde der Kaiser leiden, wie ich es tat. Vielleicht. Bedauert Ihr jetzt, dass Ihr eingewilligt habt, mir zu helfen?«

Sie war etwas jünger als Judith, puppenhafter mit ihrem herzförmigen Gesicht, dem vollen Mund und den großen dunklen Augen. Doch in diesem Moment hätte sie eine alte Frau sein können, bitter wie ein Grab.

»Nein«, sagte Judith, »nein. Ich werde Euch immer helfen, Euch und jedem, der verletzt worden ist, auch wenn Ihr ein Kind ins Meer schleudern könntet. Aber ich würde es herausholen.«

»Das sagt Ihr jetzt. Wartet ab, bis es Euch selbst geschieht«, gab Salvaggia zurück. Dann brach sie in Tränen aus. Judith wusste sich keinen weiteren Rat, als sie in die Arme zu nehmen und hin und her zu wiegen, so wie es ihre tote Mutter bei ihr getan hatte, als es um nichts Schlimmeres als neue Zähne oder wunde Zehen ging.


Vier Wochen lang besuchte Salvaggia sie jeden Tag. Judith massierte sie, braute Kräutertränke und hörte ihr zu, während das Mädchen in Zornattacken oder Tränen ausbrach. Am Tag nach der Hochzeit war es Judith, die Salvaggia besuchte, in ihrem neuen Heim, einem der wenigen Häuser, das nicht völlig zerstört worden war. Ihr Gatte war überglücklich. Salvaggia strahlte nicht, doch als sie Judith umarmte, flüsterte sie ihr ins Ohr: »Ihr habt mein Leben gerettet.«

Was genau Salvaggia den Frauen ihres Bekanntenkreises erzählte, wusste Judith nicht, aber nach der Hochzeit fragten mehr der Bewohnerinnen Salernos nach ihr; selbst einige der Männer protestierten nicht mehr, wenn ein Magister Judith aufforderte, ihm zu assistieren. Bald erhielten sie und ihr Vater genügend Eier, Obst und Brot von Patienten, um ihren Anteil zum Haushalt von Josefs alten Studienkollegen beitragen zu können; während Salerno sich langsam von der Brandschatzung erholte, waren solche Gaben kostbarer als Geld. Auch die kleine jüdische Gemeinde innerhalb Salernos, die größtenteils aus Ärzten und deren Familien bestand, öffnete sich ihnen, was Judith die Gelegenheit gab, ihr Arabisch zu verbessern, denn die meisten Gemeindemitglieder kamen aus Andalusien.

Während ihres zweiten Jahres in Salerno ging es ihnen schon gut genug, um ein eigenes Haus zu beziehen und eine Magd und einen Knecht einzustellen, denn obwohl Josefs Finger noch so geschickt wie eh und je beim Ausüben seines Berufes waren, war er nicht mehr kräftig genug, um schwere Dinge zu tragen. Für Judith dagegen war es sowohl Zeitersparnis als auch Erleichterung, einer anderen die Hausarbeit überlassen zu können; es bedeutete, dass sie nach einem langen Tag mit den Kranken in Ruhe Bücher studieren konnte, die sie mit den anderen jungen Ärzten teilte. Die Magd hatte ihr Salvaggia empfohlen, die ihre Freundin geworden war.

»Und es macht ihr nichts aus, in einem jüdischen Haushalt zu arbeiten?«, hatte Judith vorsichtshalber gefragt, weil trotz der Moslems und Juden in Salerno die christlichen Knechte, die sie zuerst hatten einstellen wollen, gingen, als sie herausfanden, welcher Religion Josef und seine Tochter angehörten: »Nichts für ungut, aber ihr Juden solltet etwas tragen, an dem man euresgleichen sofort erkennt, dann hätten wir erst gar nicht um Arbeit gebeten.«

»Sie hat ein Kind durchzufüttern, dessen Vater sie nicht nennen will«, hatte Salvaggia erwidert. »Ich vermute, es war ein Mann des Kaisers, doch weil sie nicht darüber spricht, hat sie es wohl freiwillig mit ihm getan. Deswegen wird niemand sonst in der Stadt sie einstellen, du verstehst?«

Lucia war fünf Jahre älter als Judith und erwies sich als gute Magd, bis auf den Umstand, dass sie zunächst dazu neigte, Judiths Tinkturen, mit denen sie experimentierte, als Abfall zu betrachten und fortzuschütten.

Es wurde ein glückliches Leben, bis kurz nach dem Tag, als sich Josefs und Judiths Ankunft in Salerno zum zweiten Mal jährte. Judith stand kurz davor, ihre Prüfung abzulegen, als ihr Vater sie bat, mit ihm einen Spaziergang zu machen.

Sie liefen am Dom St. Matteo vorbei durch Weinberge in Richtung des Castellos. Von der erreichten Höhe waren schon allein die Aussicht über die Bucht, wo am Abend die Sonne das Meer küsste, und der freie Blick in Richtung der Halbinsel von Sorrent die Anstrengung wert. Seit sie, aus Wien kommend, kurz hinter Rom das Königreich Sizilien erreicht hatten und dort, an Neapel vorbei, bis zur Insel Capri gekommen waren, hatte Judith immer wieder gedacht, die Küste, welche sie täglich neu mit immer wieder staunenden Augen begrüßt hatte, könne nirgendwo schöner sein. Und doch war der Blick von Salerno zu den Häusern und kleinen Dörfern an den zerklüfteten Hängen der Halbinsel, wo die Gehöfte sich über dem Meer wie Schwalbennester an die Berge schmiegen mussten, unvergleichlich und ließ die Seele träumen. Bis ihr Vater, dem der Aufstieg schwerer als erwartet zu schaffen gemacht hatte und der immer noch keuchte, die Stille unterbrach.

»Heute«, sagte er, »hat Rabbi Eleasar mit mir gesprochen – für seinen Sohn.«

Eleasars Sohn Meir hatte seine Prüfung bereits hinter sich; er gehörte zu den besten jungen Ärzten von Salerno und wurde wegen seines Geschicks in der Augenheilkunde gerühmt. Daher fragte Judith verwundert: »Aber er braucht doch gewiss keinen Lehrer mehr?«

Ihr Vater seufzte. »Man hört im Leben nie auf, von anderen zu lernen, mein Kind, doch es ist nicht meine Gesellschaft, um die es Meir ben Eleasar zu tun ist.«

Erst jetzt verstand sie. »Oh.«

»Ich darf sagen, dass ich etwas in der Art erhofft habe, als ich mich entschloss, mit dir nach Salerno zu ziehen«, sagte Josef. »Unsere Gemeinde in Köln mag die größte in deutschen Landen sein, doch leider mangelte es ihr entschieden an Männern, die eine Ärztin als Frau zu schätzen wüssten.«

Sie sagte sich, dass sie dankbar und gerührt sein sollte, doch die erste Gefühlsaufwallung, die seine Worte in ihr auslösten, waren Angst und Enttäuschung. »Und ich dachte, wir seien hier, weil du an mein Talent in der Heilkunst geglaubt hast«, sagte sie in einem scherzhaften Tonfall, damit er nicht spürte, wie ernst ihr diese Worte waren.

»Mein liebes Kind, ich werde nicht jünger«, entgegnete ihr Vater ohne jedes Lächeln. »Und ich werde dich nicht allein in der Welt ohne Schutz zurücklassen.«

Jede der zehn Ärztinnen, die sich derzeit in Salerno befanden, war verheiratet. Viele hatten mit dem Studium erst nach ihrer Eheschließung begonnen; die anderen waren wie Judith Töchter oder Nichten der Lehrenden und verheiratet, ehe sie ihre Ausbildung beendeten. Eigentlich hätte sie einen Antrag erwarten sollen. Doch wenn sie an Meir dachte, dann kam ihr nicht der Wunsch in den Sinn, ihm in die Arme zu sinken, sondern der Stich in das Auge eines Kollegen, den er ausgeführt hatte, und ein anregendes Streitgespräch darüber, ob nun Rufus von Ephesus oder Galen recht hatte, was die Ursache des grauen Stars betraf. Sie versuchte, sich sein Gesicht vor Augen zu rufen, doch es war leichter, sich an seine Finger zu erinnern, die bei dem gefährlichen Starenstich bewundernswert ruhig gewesen waren.

Es ist, sagte sich Judith, eine gute Grundlage für eine Ehe, die Fertigkeiten eines Mannes zu bewundern.Das würde ihr erlauben, ihm den Respekt und die Achtung entgegenzubringen, die – so hatte man es sie von klein auf gelehrt – eine Ehefrau ihrem Gatten zeigen musste. Was ihre eigenen Fertigkeiten betraf, so würde sich Meir ihrer nicht schämen und ihr erlauben, sie weiterhin auszuüben; hätte der Vater sie in Köln verheiratet, wäre ihr verboten worden, irgendjemanden außerhalb ihrer eigenen Familie zu pflegen. Überdies war Meir noch nicht alt, und sie musste nicht befürchten, dass er sie bald als Witwe zurückließ. Ja, er war in jeder Hinsicht eine gute Partie; sie sollte froh und glücklich über diesen Antrag sein, ihrem Vater um den Hals fallen und ihm versichern, dass sie nichts mehr ersehne, als Meirs Frau zu werden.

»Wie könnte ich allein sein in einer Welt, in der es täglich neue Patienten gibt«, flüchtete sie sich ein weiteres Mal in einen Scherz.

»Judith«, sagte ihr Vater stirnrunzelnd, »du bist der Trost meines Alters, doch vielleicht habe ich dir mehr Freiheit gelassen, als gut für dich war. Hast du dein Herz bereits an einen anderen verschenkt?«

»Nein«, antwortete sie, ohne zu zögern. »Vater, der einzige Mann, der mich zum Schwärmen bringt, weilt im fernen Ägypten und ist in deinem Alter. Wegen Rabbi Mosche ben Maimon brauchst du dir keine Sorgen zu machen.« Sie verschwieg, dass vielmehr sie sich sorgte – Meir schien ihr nicht der Mann zu sein, dem sie ihr Geheimnis anvertrauen konnte, und lügen wollte sie nicht, keinesfalls.

»Ich denke, unser Lehrer Mosche dürfte noch etwas älter sein als ich«, entgegnete Josef, und seine Stirn klärte sich. »Mit diesem Rivalen wird Meir leben können.« Er lächelte sie an. »Wenn ich daran denke, wie mir unser Vetter Salomon in den Ohren lag wegen dieses christlichen Sängers!«

Ich habe noch nicht gesagt, dass ich einverstanden bin, Meir zu heiraten, dachte Judith, obwohl sie wusste, dass es auf ihr Einverständnis nicht ankam. Daran wollte sie nicht denken, solange es sich vermeiden ließ, also fragte sie laut und verwundert: »Wegen wem?« Es war eine kleine Schwindelei, denn sie wusste sehr wohl, auf wen er sich bezog; jedes Ereignis an jenem Tag war ihr ins Gedächtnis gebrannt. Doch nichts davon hatte mit ihrem Mangel an Begeisterung für eine Ehe mit Meir zu tun, dessen war sie gewiss, und daher war es eine Unwahrheit im Dienste einer Wahrheit.

Ihr Vater schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf, wie um zu sagen, dass er sie durchschaue, doch er wechselte das Thema. »Nun, dann ist ja alles geklärt, und wir können uns wieder auf den Rückweg machen; ich fühle mich ein wenig schwach und will zeitig zu Bett gehen.« Sie bot ihm ihren Arm an, um ihn zu stützen, doch er lehnte ab. Eine Zeitlang schritten sie schweigend nebeneinanderher. Es bestürzte sie, dass er noch nicht einmal in Erwägung zog, dass sie nein sagen könnte, auch wenn es keinen anderen Mann gab. Während sie noch überlegte, wie um alles in der Welt sie ihm klarmachen konnte, dass sie nicht heiraten wollte, ohne über die Geschichte mit ihrem Schwager zu sprechen und ohne undankbar zu klingen, ging plötzlich ein jäher Ruck durch ihn. Sein Kopf rollte nach hinten, und er stürzte zu Boden, noch ehe sie ihm zur Seite springen und ihn auffangen konnte.

Judith tat alles, was sie gelernt hatte. Sie massierte sein Herz. Sie gab ihm ihren Atem, so wie er ihr Leben geschenkt hatte. Sie betete zu Gott dem Allmächtigen in der Sprache seines Volkes, dem Hebräisch, das sie schlechter beherrschte als das Latein, das Griechisch und Arabisch ihrer Medizinbücher. Aber sie konnte keinen Puls mehr fühlen. Die Hand ihres Vaters erkaltete in der ihren, während sie stumm auf der Erde saß, sein Haupt in ihren Schoß gebettet, blicklos auf die Bucht von Salerno starrend.


Weder Lucia noch Giovanni waren Juden, doch sie halfen Judith, ihren Vater zu Hause aufzubahren, wie es sich gehörte, mit den Füßen zur Tür gerichtet, zu der er hinausgetragen werden sollte, den Kopf mit einem Tuch um Kinn und Schläfen gebunden, den Körper mit einem schwarzen Tuch bedeckt, eine Kerze hinter seinem Kopf aufgestellt. Sie fragten sie nicht nach dem Riss in ihrem Kleid, den sie der Tradition folgend gemacht hatte, doch Lucia wollte wissen, warum Judith alles Wasser im Haus ausgoss.

»Es ist das Wasser, in dem der Todesengel sein Schwert gespült hat«, erklärte sie tonlos und tat, was sie ihren Vater so oft hatte tun sehen, bei ihrer Mutter und jedem ihrer Geschwister. Dann schickte sie Giovanni zu den Freunden ihres Vaters, auf dass sie ihr mit der Tahara halfen, der Reinigung des Leichnams. Mit Eleasar kam sein Sohn Meir. Es wurde ihr bewusst, dass er wohl einen weiteren Grund dafür hatte, doch er sprach sie dankenswerterweise nicht darauf an, sondern nahm nur den Kittel entgegen, den ihr Vater zum ersten Mal als Bräutigam getragen hatte, zum Neujahrs- und Versöhnungsfest und an jedem Sabbatabend. Er hatte Josef von Köln nach Salerno begleitet und würde nun das letzte Gewand sein, in das ihn seine Freunde nach der Waschung kleideten.

Es war nicht üblich, in der Zeit bis zur Beerdigung zu beten, jemanden zu grüßen oder irgendeine Art von gesellschaftlichem Umgang zu pflegen. Soweit es die dumpfe Betäubung zuließ, in der sie seit dem Moment schwamm, als ihr Vater zu atmen aufgehört hatte, war Judith froh darüber. Man ließ sie in Ruhe, während die Sonne sich senkte und die Nacht verging und sie versuchte, einen Sinn in dem zu finden, was geschehen war. Ein leichter Tod, hätte sie den Angehörigen eines Patienten gesagt. Manchmal kommt das so. Eine Blutung im Herz oder im Gehirn; kein Leiden. Er war ein alter Mann, er hat ein volles Leben gehabt.Doch andere waren nicht zum Heilen berufen, hatten nicht zu rechtfertigen, ihren Vater seines Heims beraubt und nach Salerno getrieben zu haben, weil sie davon träumten, Menschen zu retten. Wenn sie nur noch mehr gelernt hätte, besser wäre, dann hätte sie ihn vielleicht retten können. Er hätte noch nicht sterben müssen. Noch lange nicht. Was tat es, dass viele andere in seinem Alter schon tot waren? Er war ihr Vater. Er hätte die Langlebigkeit Abrahams verdient.

Die Beerdigung musste stattfinden, noch ehe die Sonne ein zweites Mal gesunken war, so war es Sitte. Es waren Eleasar und die anderen Männer, die Kaddisch für ihren Vater sprachen, denn ihr als Frau war es nicht erlaubt. Doch er hatte keine Blutsverwandten in diesem Land, und so war sie die Einzige, die in der Woche nach seinem Tod Schiwa für ihn saß. Lucia wollte ihr ein Tuch bringen, als Judith sich auf den Boden setzte, doch sie schüttelte den Kopf. »Man sitzt Schiwa auf der Erde«, sagte sie so sachlich, als erkläre sie, warum Tinkturen nicht weggeschüttet werden sollten. Die Betäubung war noch nicht gewichen, und sie war froh darum. Es war besser, alles aus weiter Ferne zu erleben, wie in Wolle gepackt. Dann war es noch nicht wirklich geschehen.

Meir ben Eleasar besuchte sie jeden Tag, denn es war Pflicht, Trauernde zu trösten, doch sie behielt Lucia stets bei sich, wenn er kam, und er sprach nie von anderen Dingen als den Tugenden ihres Vaters.

Als die Woche vorbei war, wusch sich Judith wieder mit warmem Wasser, welches Lucia auf der Feuerstelle erhitzt hatte, und zog ihre ledernen Schuhe an, um das Haus zu verlassen. Sie ging zu Francesca von Bologna, der Ärztin, die mit zwei weiteren ihre Prüfung abnehmen würde. Nachdem die ältere Frau ihr Mitgefühl zum Ausdruck gebracht hatte, meinte sie, man könnte die Prüfung natürlich verschieben, bis nach der Hochzeit.

»Hochzeit?«, fragte Judith ungläubig.

»Nun, unter den gegebenen Umständen wollte ich nicht gratulieren, doch es macht mich wirklich glücklich zu wissen, dass du nicht alleine dastehen wirst, mein Kind.«

Auf diese Weise erfuhr Judith, dass Meir ben Eleasar bereits öffentlich als ihr Bräutigam galt. Ob nun sein Vater oder er selbst diese Neuigkeit verkündet hatten, spielte keine Rolle; es zu erfahren, zerschlug die Rüstung aus Empfindungslosigkeit, die sie bisher geschützt hatte. Judith merkte, dass ihre Hände zitterten, während etwas Heißes, Brennendes in ihr aufwallte, und versteckte sie hastig hinter ihrem Rücken. »Die Scheloschim verbieten es, an Hochzeiten teilzunehmen«, sagte sie mit gepresster Stimme.

»Scheloschim?«

»Die dreißig Tage. Es ist der zweite Teil der Trauerzeit.«

Francesca schien das so zu verstehen, dass nach dem Ende der dreißig Tage sofort geheiratet werden würde, und meinte, dass die Prüfung dann im darauf folgenden Monat stattfinden könne.

»Nein«, sagte Judith. »Ich möchte noch in dieser Woche geprüft werden.«

»Aber …«

»Ihr kennt mich. Bin ich etwa nicht so weit?«, fragte Judith herausfordernd. Der Miene Francescas nach zu urteilen, hielt sie dieses Ansinnen für einen Fehler, doch sie gab nach. Judith dankte ihr, entschuldigte sich, kehrte in ihr Haus zurück und schrie sich die Kehle aus dem Leib, keine Worte, sondern nur Laute, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen und sie mit den Fäusten gegen die Wände schlug.

Lucia und Giovanni hielten es für ein weiteres jüdisches Trauerritual.

Das Spiel der Nachtigall
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