Kapitel 11

Als Dietrich von Meißen zum ersten Mal jemanden über sich tuscheln hörte, auf dem Markgrafen von Meißen müsse ein Fluch liegen, weil er die Gabe habe, jeden Glücksfall in einen Unglücksfall zu verwandeln, da stieß er den Betreffenden zu Boden und versetzte ihm einen Tritt in den Magen. Anschließend ließ er sich Branntwein bringen und grübelte darüber nach, ob das Gerede vielleicht der Wahrheit entsprach.

Er hatte allen Grund dazu: Obwohl er der jüngere Sohn war, hatte seine Mutter den Vater überreden können, Dietrich und nicht dessen älteren Bruder Albrecht zum Erben der Markgrafschaft zu machen. Doch statt sich damit abzufinden, wie ein pflichtbewusster Sohn das eben tun sollte, hatte Albrecht die Waffen gegen seinen eigenen Vater erhoben und diesen mit dem Schwert an der Kehle dazu gezwungen, ihn wieder als Ersten in die Erbfolge einzusetzen. Alles, was Dietrich der Einsatz seiner Mutter letztendlich eingebracht hatte, waren die Demütigung, sich gegen Albrecht nicht durchsetzen zu können, und nach seines Vaters Tod ein paar Jahre bitteres Warten auf bessere Zeiten, weil Albrecht ihn nicht in seiner Nähe haben wollte.

Dietrich unternahm eine Wallfahrt ins Heilige Land, um wenigstens Gott auf seiner Seite zu wissen und ihn gnädig zu stimmen; außerdem war das umkämpfte Palästina, verglichen mit einem rachsüchtigen Bruder, für ihn sicherer. Gott schien ihn zu erhören, denn im Heiligen Land erreichte ihn die Nachricht, dass Albrecht eines frühen Todes gestorben war. Dietrich betrauerte seinen Bruder angemessen und kehrte in die Heimat zurück, um endlich die Markgrafschaft Meißen in Besitz zu nehmen, doch er hatte noch nicht die Alpen überquert, als er hören musste, dass Kaiser Heinrich die Markgrafschaft nicht wieder Dietrichs Familie als Lehen verleihen wollte und sie mit ihren reichen Bergwerken für sich selbst beanspruchte.

Das Schicksal schien sich abermals zu wenden, als es Dietrich gelang, den Landgrafen von Thüringen zu überreden, ihm seine älteste Tochter zur Frau zu geben. Eine gute Partie war das, denn der Landgraf Hermann war einer der begütertsten Fürsten im Reich, am Hof des französischen Königs Louis aufgewachsen, mit Verbindungen zu den großen Höfen Europas – und bisher hatte er noch keine Söhne. Dazu war das Mädchen genau im richtigen Alter, fünfzehn Jahre und gut gewachsen. Doch kaum hatte Dietrich die Verlobung besiegelt, indem er Landgraf Hermann bei dessen eigenen Fehden zur Seite stand und für ihn stritt, da musste er erleben, dass der verwitwete Hermann ein zweites Mal heiratete, und die neue Landgräfin wurde sofort schwanger. Solche Glücksfälle genügten wahrlich, um einen Heiligen zur Raserei zu bringen.

Als sein zukünftiger Schwiegervater ihn daher zu sich bestellte, ihm auf die Schulter klopfte und verkündete, er habe eine gute Nachricht für Dietrich, da schlug sein Herz nicht höher. Stattdessen fragte er misstrauisch, worum es ginge.

»Du bist nicht der Einzige, der in diesem Jahr heiraten wird, mein Junge. Der Herzog von Schwaben hat uns zu seiner Vermählung auf einen Hoftag nach Frankfurt eingeladen.«

»Und das haltet Ihr für eine gute Nachricht? Herumstehen und miterleben zu müssen, wie ein gottverfluchter Staufer in den Ehestand tritt? Am Ende gibt ihm der Kaiser mein Meißen als Hochzeitsgeschenk! Das sähe ihm ähnlich.«

Landgraf Hermann warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. »Ich will nicht hoffen, dass du so töricht bist, dergleichen in Frankfurt zu äußern. Hör zu, Dietrich, es ist doch offensichtlich, dass Philipps Hochzeit nur ein Vorwand ist. Er wird von seinem Bruder den Auftrag erhalten haben, uns alle auf das kleine Balg einzuschwören, das die Kaiserin zur Welt gebracht hat, und weißt du, was das bedeutet?«

»Wir haben weiterhin Staufer auf dem Thron«, sagte Dietrich verbittert.

»Verhandlungsmöglichkeiten, du Dummkopf! Wenn Kaiser Heinrich selbst hier wäre, nun, dann stünden die Dinge anders. Aber er ist im Königreich Sizilien, und da ist auch sein Heer. Der junge Philipp war bis vor ein paar Jahren noch im Kloster und hat kaum Erfahrung in der Welt. Wenn der Bruder des Kaisers will, dass wir helfen, seinen Neffen zum deutschen König wählen zu lassen, noch bevor das Kind mit dem Krabbeln aufgehört hat, dann wird er sich das etwas kosten lassen müssen. Ich sage dir, die Milde, die Herzog Philipp zum Anlass seiner Hochzeit zeigen wird, die werden wir uns nicht entgehen lassen!«

Dietrichs Gemüt heiterte sich etwas auf. Milde war ein Wort, das er gut kannte, aber selbst noch nie hatte erleben dürfen. Es bezeichnete nicht die Gnadenbereitschaft, sondern die Freigiebigkeit eines Fürsten, der etwas von seinen Vasallen wollte. Bisher war Dietrich nie mildreich beschenkt, sondern immer nur vom Schicksal genarrt worden. Es war wirklich an der Zeit, dass sich dies änderte.

Dann erinnerte er sich wieder daran, dass ihm das Leben nie zulächelte, ohne ihn anschließend zu ohrfeigen. »Und was, wenn der Kaiser nach seinem Kreuzzug zurückkehrt und alles, was uns Philipp gegeben hat, wieder einfordert?«

Hermann verzog den Mund. »So ein Kreuzzug ist eine gefährliche Angelegenheit«, sagte er langsam. »Und das Heilige Land war nie gut zu den Staufern. Denk an den alten Barbarossa. Den haben noch nicht einmal die Heiden erledigt, ein einfacher kalter Fluss hat die Drecksarbeit getan.«

»Ihr wollt doch nicht sagen …«

»Ich habe bereits alles gesagt, was ich sagen will. Wenn dir deine Markgrafschaft lieb ist, dann hältst auch du den Mund, bis ich dir sage, dass du ihn wieder öffnen kannst. Führe dich gut in Frankfurt, Dietrich, und wir brauchen die Hochzeit mit meiner Tochter nicht länger aufzuschieben. Sie wird dein sein. In Meißen.« Der Mund seines Schwiegervaters weitete sich zu einem Grinsen. »Das wird eine Feier! Weißt du, meine eigene Hochzeit hat mich wieder auf den Geschmack gebracht. Niemand soll behaupten, dass die Tochter des Landgrafen von Thüringen wie ein Bürgerweib unter die Haube kommt, o nein. Wir werden uns ansehen, was die Staufer in Frankfurt tun, und wenn die Dinge so laufen, wie ich es mir wünsche, dann, mein Sohn, werde ich dir sogar ihre Musikanten bieten können.«

* * *

Im Tross einer byzantinischen Fürstin nach Frankfurt zu reisen, wäre unter anderen Umständen ein Vergnügen für Walther gewesen: Er war immer neugierig auf die Welt und alles, was er noch nicht kannte. Außerdem hatte Bischof Wolfger erwähnt, dass Wolfram von Eschenbach nach Frankfurt käme, und gleich nach dem Dichter des neuen Nibelungenliedes war dies der Sänger, den Walther am meisten kennenlernen und mit dem er sich liebend gerne messen wollte. Ja, sogar die Aussicht darauf, sowohl den Bischof als auch den Herzog mit Auskünften übereinander abzuspeisen und sich nach Möglichkeiten umzuschauen, die sich ergaben, falls keiner von beiden aus dem Heiligen Land wiederkäme, würde eher herausfordernd und spannend als unangenehm sein. Wenn man ihm aber vor wenigen Wochen gesagt hätte, dass die Gesellschaft einer schönen rothaarigen Frau für ihn eine Qual wäre, dann hätte er lauthals gelacht und erwidert, dieser Art von Qual ließe sich leicht abhelfen, entweder durch eine andere Frau oder den Einsatz der eigenen Hand.

Manchmal dachte er, dass er trotz seiner stetig falschen Altersangaben zu lange ein Kind geblieben war.

Seitdem Judith ihn beschuldigt hatte, Blut klebe an seinen Händen, hörte er ständig ihre Stimme in seinem Kopf. Natürlich hätte er den Irrtum aufklären können, doch wenn man es recht bedachte, war es keiner. Gewiss, er hatte keine Hand an einen ihrer Verwandten gelegt. Aber er hatte auch nichts getan, um ihnen zu helfen, und er würde nie den Augenblick vergessen, in dem ihn die Angst so sehr gepackt hatte, dass er nur an sein eigenes Leben hatte denken können. Also versuchte er nicht, sich herauszureden. Er hatte gehofft, das Gastmahl für die Prinzessin dazu zu nutzen, um Judith auf die beste Art, die ihm gegeben war, zu sagen, wie leid ihm alles tat. Doch sie blieb nicht lange genug, um sein Lied in voller Länge zu hören; der Blick, den sie ihm zuwarf, ehe sie ging, hätte nicht verächtlicher sein können. Danach wäre es das Vernünftigste gewesen, sich von Judith fernzuhalten, und sogar höchst einfach, denn Herzog Friedrichs Abreise nach Frankfurt verzögerte sich noch etwas; er musste seinem Bruder Leopold die Zügel übergeben und dafür sorgen, dass ihn sein Teil des Kreuzfahrerheers in Tirol erwartete, wenn er wieder aus Frankfurt zurückkehrte, damit er die Alpen überqueren konnte, ohne noch einmal über Wien zu reisen. Walther hatte also vor, Friedrich zu bitten, an seiner Seite bleiben zu dürfen, bis er die Ritter sah, die zum neuen Geleitschutz der Prinzessin und ihres kleinen Gefolges gehörten. Sofort schnappte er sich den Haushofmeister.

»Hat der Herzog nicht den Befehl gegeben, die Rädelsführer aufhängen zu lassen, die für den Tod des Münzmeisters verantwortlich waren?«

»Gewiss, aber doch nicht die Kreuzfahrer«, sagte der Haushofmeister gereizt. »Herr Walther, wenn Ihr Wert darauf legt, je wieder ein gutes Quartier zugeteilt zu bekommen, dann lasst Ihr mich jetzt augenblicklich los.«

Es war ihm gar nicht bewusst geworden, dass er den Mann am Kragen gepackt hatte, so unsinnig das auch war: Weder konnte der Haushofmeister etwas dafür, noch hätte die Auskunft Walther verwundern sollen. Die Kleinen hängt man, dachte er, die Großen lässt man laufen. So war es in der Welt nun einmal. Auch deswegen wollte er lieber zu den Großen gehören.

Die Ritter hatten, anders als die Menge, Erfahrung im Töten, und er war bereit, zu wetten, dass sie für die meisten Toten im Haushalt des Münzmeisters direkt verantwortlich waren. Bei der Vorstellung, sie mit Judith über Wochen zusammen reisen zu wissen, wurde ihm speiübel.

Er fand seinen Weg in die Kemenate der Byzantinerin, doch Judith war nicht dort, und er wusste nicht, wen er fragen konnte, ob sie in Wien blieb oder nicht, ohne unerwünschte Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Er dachte daran, wie er für kurze Zeit befürchtet hatte, sie könne selbst unter den Toten sein, und entschied, auf jeden Fall im Tross der Prinzessin nach Frankfurt zu reisen. Wenn Judith ihrer Base in Wien beistand, dann brauchte sie keinen Schutz, doch wenn sie Irene nach Frankfurt begleitete, dann würde er sie diesmal nicht im Stich lassen. Das würde seine Buße für die Feigheit sein; danach würden sie getrennte Wege gehen.

Walther war froh, von Friedrich ein eigenes Pferd zu erhalten, nicht ohne den Hinweis, es möge ihn auch in der Zeit von Friedrichs Abwesenheit nach Wien zurücktragen. Er wusste nicht, ob er erleichtert darüber war, dass Friedrich gar nicht auf die Idee kam, ihn auf den Kreuzzug mitzunehmen, oder gekränkt. In jedem Fall gefiel ihm das Pferd, eine braune Stute. Als Teil eines längeren Trosses, so stellte sich heraus, hatte sie allerdings ihre Tücken: Störrisch schritt sie entweder schneller oder langsamer, als sie sollte, ganz zu schweigen davon, dass sie gelegentlich nach anderen Pferden und Maultieren schnappte.

»Gib ihr einen Namen, dann hört sie eher auf dich«, schlug Wolfgers Sohn Hugo vor, der seinen Vater in der Hoffnung nach Frankfurt begleitete, der Teilnahme am Kreuzzug für würdig befunden zu werden. Sein Traum war es, neben seinem Vater in der Grabeskirche in Jerusalem zu knien und dann dem Kaiser vorgestellt zu werden. Hugo war eine einfache Haut geblieben, doch mit dem Vorschlag, seinem Pferd einen Namen zu geben, konnte er recht haben.

»Ich bin ein Walther, also sollte sie eine Hildegunde sein«, sagte Walther, weil die Abschrift des Nibelungenliedes ihn wieder an all die Geschichten um die alten Burgunderkönige erinnert hatte, einschließlich des Lieds von Walther und Hildegunde. Damit brachte er Hugo zum Lachen. Walther wartete, bis der Bischofssohn sich wieder beruhigt hatte, dann fügte er hinzu: »Ich würde ja deinem Vater zu Ehren den Namen Kriemhild wählen, doch dann müsste ich wirklich befürchten, dass sie sich mit den anderen Pferden beißt.«

»Wie der Maulesel, den sie der Frau aus Salerno gegeben haben?«, fragte Hugo und deutete hinter sich in die Richtung des Pferdewagens, in dem die Prinzessin saß. »Das ist ein Biest, was aus der Hölle stammen muss. Wenn du mich fragst, war das die Absicht des Stallmeisters. Er kann nicht glücklich darüber gewesen sein, dass sich ein Weib in den Kopf gesetzt hat, lieber zu reiten, wo doch genügend Platz im Wagen war, noch dazu, wo dein Herzog bald jedes Lasttier benötigt, das ihm noch bleibt.«

»Nun, es ist ein schöner Tag«, sagte Walther so gleichgültig wie möglich. »Vielleicht zieht sie die Sonne und frische Luft dem Wageninneren vor.«

»Dabei wird sie sich aber das Gesicht braun brennen lassen wie eine Bäuerin«, sagte Hugo bedauernd, »und von denen gibt es schon genügend. Aber Herrn Georg scheint das nicht zu stören.«

»Wen?«

Hugo deutete abermals hinter sich. »Herr Georg von Bamberg, einer von den Rittern, die uns der Herzog überstellt hat.«

Es brachte Walther einige verwunderte Blicke ein, als er Hildegunde endlich dazu bewogen hatte, nicht nur stehen zu bleiben, sondern dann auch genau in die entgegengesetzte Richtung zu traben, doch das kümmerte ihn nicht. Endlich erreichte er das Grüppchen, das neben dem Wagen der Prinzessin ritt: die Ritter aus der Schenke – und zwischen ihnen, immer auf ihren Maulesel einredend, Judith.

»Magistra«, sagte er, »auf ein Wort.«

»Es gibt nichts, was ich Euch zu sagen hätte.«

»Es geht nicht um mich«, gab Walther zurück und versuchte, Hildegunde zu bewegen, im Gleichschritt mit Judiths Maulesel zu gehen, obwohl die beiden Tiere sofort anfingen, einander mit äußerstem Misstrauen zu beäugen. Georg von Bamberg nahm dies zum Anlass, sich in die Brust zu werfen und zu erklären, wenn die Magistra die Gesellschaft des Herrn Walther nicht wünsche, dann solle dieser sie in Ruhe lassen. Nichts an seinem Gehabe gab Anlass zu der Vermutung, dass er sich an Walther erinnerte. Warum sollte er auch, dachte er; die Gedanken waren spitz und stachelig in seinem Kopf. Schließlich habe ich in der Schenke nicht ein einziges Mal den Mund für Salomon aufgemacht.

»Ich hoffe, Ihr werdet im Heiligen Land für die Seelen Eurer gehängten Freunde beten«, sagte Walther freundlich zu Georg. »Sie können es gebrauchen.«

Am bezeichnendsten war, dass der Ritter aufrichtig verständnislos dreinblickte, während auf Judiths Stirn eine Falte erschien. Sie begriff schnell, schneller als die meisten Menschen, denen Walther bisher begegnet war, und ein törichter Teil seiner selbst hatte gehofft, sie wäre auch deshalb bei dem Gastmahl geblieben, um seine Lieder zu hören, damit sie ihm hinterher ihre Meinung dazu sagen konnte. Es war nichts süßer, nichts befriedigender, als einen klugen Menschen zu beeindrucken.

»Was hätte ich mit gehängten Spitzbuben zu tun?«

»Das fragt den Juden Salomon«, gab Walther zurück. »Diejenigen seiner Mörder, die nicht das Kreuz genommen haben und keine Ritter waren, hat der Herzog alle hängen lassen.«

Georg blickte verlegen zur Seite; verlegen, als habe Walther ihn darauf hingewiesen, dass er keine frischen Beinlinge unter seinem Rock trug, nicht schuldbewusst. Einer der anderen Ritter lachte. »Tatsächlich? Dann ist es wohl wahr, dass der Jude ihm sein englisches Silber so gut versteckt hat, dass er dankbar sein musste, Euer Herzog. Wir haben es jedenfalls nicht gefunden.«

»War es das, was Ihr mir sagen wolltet?«, fragte Judith Walther geradewegs, und ihre Augen waren wie braunes Eis. Er nickte. Sie teilte den Rittern mit, sie ziehe es nun doch vor, im Wagen mit der Prinzessin zu reisen, und trotz einiger teils spöttischer, teils bedauernder Bemerkungen gaben die Ritter Anweisung, den Pferdewagen lange genug anzuhalten, dass sie hineinklettern konnte, während Walther rief, er werde sich um den Maulesel kümmern.

»Hört zu«, knurrte Georg, als Judith verschwunden war, »Ihr wildert hier in Wäldern, die Euch nichts angehen. Ich habe von den mulieres Salernitanae gehört. Man tut einer solchen Frau einen Gefallen, wenn man ihr die Gelegenheit gibt, ihre Mittelchen an den Mann zu bringen, versteht Ihr?«

Sein Gefährte schnaubte. »Angeblich wissen diese Weiber sogar Wege, um das Glied eines Mannes so lange zum Stehen zu bringen, wie er bei einem Weib liegt.«

Diese Kerle erinnerten Walther an die Frage Reinmars, die ihm beim Anblick so vieler Mächtiger und Ohnmächtiger in den letzten Jahren nie aus dem Kopf gegangen war: Bei welchem einzigen Geschenk Gottes glauben alle Menschen, gerecht behandelt zu sein? Er war sich sicher, dass auch diese drei Schlagetots nicht begreifen würden, was die Antwort Bei dem Verstand ihnen hätte sagen sollen. Ihn selbst machte dieser Spruch manchmal überheblich, unvorsichtig und leichtsinnig und führte auch dazu, sich den meisten Menschen gegenüber als gleichwertig, häufig gar als überlegen zu sehen. Weniger Eitelkeit wäre da schon hilfreich. Aber so war er nun einmal.

Sosehr er es auch liebte, gut gelungenen Heldenliedern zuzuhören, so wenig hatte Walther sich je bemüßigt gefühlt, sich selbst an die Stelle eines Recken zu wünschen, der für die Ehre einer Dame das Schwert führt. Nicht nur, weil er keines hatte, sondern auch, weil er bezweifelte, dass bei solchen Auseinandersetzungen immer die Richtigen gewannen. In seiner Kindheit hatte er sich auch deswegen mit Markwart angefreundet, weil dieser jene seltene Verbindung verkörperte, körperliche Stärke und ein gutherziges Gemüt. Walther dagegen hatte zwar ein Talent dafür, Menschen zum Rasen zu bringen, doch wenn er nicht schnell genug davonlief, endete es oft genug damit, dass er verprügelt wurde, bis er Markwart als Freund gewann. Nein, er war kein Held wie Siegfried, dessen Haut durch Drachenblut unverwundbar geworden war und der noch dazu eine Tarnkappe sein Eigen nannte. Was er jedoch hatte, war seine Zunge, sein Einfallsreichtum und seine immer größer werdende Abscheu vor diesen Kerlen.

»Mir geht es nur darum, Euch zu beschützen, Ihr Herren«, sagte er geschmeidig. »Glaubt Ihr denn wirklich, jene Frau sei als Ärztin bei der Prinzessin?« Nun stand auf allen drei Gesichtern Verwirrung geschrieben. »Gibt Euch die Haarfarbe nicht zu denken, oder der Umstand, dass von allen Frauen aus dem alten Gefolge der Prinzessin nur die Dame Jutta sie über die Alpen begleiten durfte? Welches Geschlecht in unserem Reich ist denn so berühmt ob seiner roten Haare, dass sein größter Spross selbst heute noch nur Kaiser Rotbart genannt wird?«

Man konnte erkennen, wie in Georg langsam etwas wie ein dumpfes Verstehen dämmerte. Auf die Idee, den Münzmeister Salomon zur höheren Ehre Gottes totzuschlagen, war er schneller gekommen.

»Ihr meint, sie sei ein Bastard des alten Kaisers?«

»Das habt Ihr gesagt, nicht ich«, entgegnete Walther geheimnisvoll. »Ich sage nur, dass der jetzige Kaiser wegen seines friedliebenden Gemüts so berühmt ist wie ob seiner Gabe, zu verzeihen. Gewiss wird er losen Reden über seine Schwester mit Verständnis begegnen und die Schuldigen, wenn sie erst unter seinem Befehl im Heiligen Land stehen, nicht zu den Aussätzigen schicken oder gar zwingen, ihre eigenen Innereien zu essen. Ich bin sicher, alle Gerüchte, die das Gegenteil besagen, sind bösartige Erfindungen der Welfen, die es einfach nicht verwinden können, dass sie nicht auf dem Kaiserthron sitzen.«

Seine Zuhörer in Furcht und Schrecken statt in Begeisterung zu versetzen, war selten so befriedigend gewesen. Allerdings galt es nun zu verhindern, dass die Ritter sich zu einem späteren Zeitpunkt genügend von ihrem Schreck erholten, um Erkundigungen über Judith einzuziehen und zu schlussfolgern, dass sie mit ihr doch bedenkenlos tun konnten, was sie wollten.

Walther versuchte mit einiger Mühe, den Maulesel zu veranlassen, ihm zu folgen, was seinen triumphalen Abgang ruinierte; schließlich fand sich aber ein längerer Strick, um das Tier an den Wagen zu binden, dem es nun zu folgen hatte. Danach machte er sich die Mühe, mit jedem schwatzhaft wirkenden Mitglied des Trosses ein Gespräch zu führen. Den ganzen Tag unterwegs zu sein, machte die meisten Menschen für Ablenkungen dankbar, doch die Kunst bestand darin, ihnen auch anzumerken, ob sie bereit waren, das, was man ihnen anvertraute, so schnell wie möglich weiterzuerzählen. Dabei achtete er darauf, erst über Neuigkeiten und Gerüchte zu sprechen, die nichts mit seinem Anliegen zu tun hatten. Ein Opfer war das nicht: Es war durchaus aufschlussreich zu hören, was die Trossmitglieder wussten. Unter den Leuten Friedrichs gab es einige, die murrten, man könne schon längst auf dem Kreuzzug sein, wenn Philipp von Schwaben seine Braut selbst jenseits der Alpen abgeholt oder dort geheiratet hätte. Andere waren froh über den Aufschub, nicht, wie sie beteuerten, weil sie die Heiligen Stätten nicht befreien wollten, doch es gäbe einem schon zu denken, dass Kreuzzüge in den letzten Jahren immer schlecht geendet hatten, und nicht für die Moslems.

»Erst ertrinkt der Kaiser Rotbart in einem gottverfluchten Heidenfluss, wo es da unten doch nur Wüsten geben soll, dann verliert der alte Herzog seine Ehre bei Akkon und beinahe auch seine unsterbliche Seele. Ich habe Kameraden, die sind bei Akkon gefallen, und wofür? Kein Mensch redet mehr davon, wie tapfer die Österreicher gefochten haben, nein, immer ist nur die Rede davon, wie der alte Herzog den König von England gefangen genommen hat und wie tapfer der doch war. Eine Schande ist das. Jedenfalls bin ich lieber Teil einer Brautfahrt, als meine Haut bei den Heiden zu Markte zu tragen.«

»Ich wette, der Kaiser beneidet seinen Bruder«, sagte ein anderer. »Ich jedenfalls läge lieber mit einer jungen hübschen Griechin im Bett und in einer von unseren schönen Pfalzen, als mit der alten Normannin verheiratet zu sein und ständig auf dem Weg in einen neuen Krieg.« Gelächter und Gemurmel bewiesen, dass er damit nicht allein stand. Walther meinte beiläufig, er wäre nur neugierig, für wen eigentlich die sogenannte Ärztin bestimmt sei, wenn das Gerücht stimmte, das er gehört hatte, was er ihnen aber nur unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit erzählen könne … Als er das Grüppchen hinter sich ließ, waren sie bereits dabei, zu streiten, ob der alte Kaiser Barbarossa nun fünf oder sechs Bastarde gehabt hatte und welcher Fürst des Reiches am ehesten als Kaiser Heinrichs Schwager in Frage käme, obwohl Walther nie direkt behauptet hatte, Judith sei eine Stauferin.

Bei den Männern des Bischofs verlief es ähnlich. Der größte Unterschied war, dass sie sich Sorgen machten, Herzog Friedrich sei selbst auf eine Ehe mit der mutmaßlichen Stauferin aus, um so endlich die Unterstützung des Kaisers dafür zu erlangen, Wien als selbständiges Bistum beim Papst durchzusetzen, was den Einfluss ihres eigenen Herrn erheblich beschneiden würde.

»Vielleicht ist sie aber auch keine Stauferin«, sinnierte ein Passauer, »sondern die wirkliche Byzantinerin!«

»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Walther überrascht.

»Ich habe gehört, dass die edlen Herrschaften manchmal mit ihren Dienern und Mägden die Rollen tauschen«, sagte der Soldat weise, »um Gefahren zu entgehen. Schließlich ist diese Irene die Tochter eines Kaisers, und wenn jemand den Tross überfallen und sie zu sich ins Bett zerren würde, dann müsste sie ja und amen sagen, wenn er einen Priester dabeihat, um die Ehe zu schließen. Sonst stünde sie ja als eine Hure da. Nur, wenn in Wirklichkeit die Rothaarige die Kaisertochter ist, dann stünde so der Brauträuber am Ende dumm da!« Es war im Grunde nicht weiter hergeholt als Walthers eigene Erfindung, denn so manch eine adlige Braut mit reicher Mitgift war wirklich auf diese Weise von einem anderen als ihrem vorgesehenen Gemahl geheiratet worden.

Walther machte ein gebührend beeindrucktes Gesicht und zog zum Bischof weiter, dem er nicht mit Unterstellungen hinsichtlich Judiths Herkunft kommen konnte, doch von dem er immerhin hörte, dass es, nach ihm vorliegenden Berichten, dem Heiligen Vater in Rom nicht gutgehe.

»Deswegen müssen die Angelegenheiten in Frankfurt möglichst schnell ins Reine gebracht werden«, warf Hugo ein, um sein Verständnis für Politik zu demonstrieren. Sein Vater seufzte. Mit einigem Nachdenken begriff Walther, weswegen: Wenn der Papst sterben sollte, während der Kaiser und sein Heer noch in der Nähe Roms waren, dann würde die Wahl des Nachfolgers zweifellos durch den Kaiser beeinflusst werden.

»Habt Ihr denn selbst keine Sehnsucht nach dem Heiligen Stuhl, Euer Gnaden?«, fragte er, einen neckenden Tonfall riskierend. »Oder glaubt Ihr nicht, dass der Kaiser sich für Euch einsetzen würde?«

»Ich glaube nicht, dass Gott mich zum Kardinal berufen hat«, sagte der Bischof, was keine direkte Antwort war. »Aber er hat mir Augen gegeben, um zu sehen, und die teilen mir mit, dass der Kaiser sich im südlichen Reich sehr verhasst gemacht hat, auch bei den Kardinälen, denn die stammen mehrheitlich aus Italien. Wenn die Menschen dort auch noch glauben, dass er bestimmen kann, wer auf dem Heiligen Stuhl sitzt, dann fürchte ich Aufruhr und Blutvergießen wie seit den Zeiten nicht mehr, da Barbarossa mit Heinrich dem Löwen stritt.«

Das war eine offenere Erwiderung, als Walther sie erwartet hatte, und er schob sie in seinem Kopf hin und her. Er hatte gelegentlich Geschichten über die Härte des Kaisers im Süden gehört, doch sie waren nie mehr als ebendies für ihn gewesen: Geschichten. Jetzt fragte er sich mit einem Mal, was geschehen wäre, wenn er seine Schritte südwärts gelenkt hätte, statt nach Wien zu gehen.

»Euer Gnaden«, sagte er zu Wolfger, weil der Bischof gerade so zugänglich war und weil er sich später sonst immer fragen würde, ob nicht doch Gerechtigkeit für alle möglich gewesen wäre, »wisst Ihr, dass drei von den Rittern, die in diesem Tross mit uns reiten, den Münzmeister Salomon und fünfzehn weitere Menschen zu Tode gebracht haben?«

Der Bischof betrachtete ihn nachdenklich. »Und woher wisst Ihr das, Herr Walther? Habt Ihr gesehen, wie sie es taten?«

Für einen Moment wollte Walther alle Vorsicht in den Wind schlagen und das bejahen. Es wäre nur eine weitere kleine Verbiegung der Wahrheit gewesen; schließlich hatte er die Tat so gut wie beobachtet, und wenn eine Unwahrheit dabei half, einer wichtigeren Wahrheit zum Sieg zu verhelfen, dann war das gewiss gerechtfertigt. Er öffnete den Mund – und schloss ihn wieder. Sein verwünschter Verstand teilte ihm gerade noch mit, dass er mit einer solchen Behauptung amtskundig machen würde, einem Mord beigewohnt zu haben, vor Hugo, dessen Redseligkeit er selbst nur allzu gut kannte, und dem Bischof, der ihm zwar gewogen sein mochte, doch mutmaßlich nur so weit, wie Walther ihm nützlich war. Einmal ausgesprochen, würde er diese Behauptung nicht mehr zurückziehen können. Schlimmer, jedes spätere Beharren darauf, nicht am Ort des Geschehens gewesen zu sein, würde ihn dastehen lassen, als wolle er nur seine eigene Schuld auf die Kreuzritter abwälzen.

Letztendlich kam es darauf an, ob er dem Bischof genügend vertraute, und ob er bereit war, notfalls selbst als Helfer der Mörder dazustehen, um eine Strafe für Georg und dessen Gefährten erreichen zu können. Das Gefühl wie an dem Abend in der Schenke, jene blinde Furcht, war nicht mehr da, aber dafür die kalte Stimme der Berechnung und Vernunft.

»Nein«, sagte Walther, »das habe ich nicht. Aber ich habe sie mit eigenen Ohren davon prahlen hören.«

»Nun, das beweist, dass sie der Buße durch das Streiten für die Ehre Gottes im Heiligen Land wirklich dringend bedürfen. Man sollte ihren Aufbruch dorthin nicht länger hinauszögern, zumal meine Leute mehr als ausreichen, um Philipps zukünftige Gemahlin zu beschützen. Ich werde ihnen mitteilen, dass ihre Anwesenheit in unserem Tross nicht länger nötig ist, und sie beauftragen, dem Kaiser ein Schreiben von mir zu überbringen«, gab der Bischof zurück. Walther spürte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief. Er wusste nicht, ob es aus Erleichterung oder Unzufriedenheit mit sich selbst geschah, weil er ein weiteres Mal sein eigenes Wohl an die erste Stelle gesetzt hatte. Dass es auch Judith gefallen musste, die Ritter nicht mehr sehen zu müssen, war nur ein angenehmer Beigeschmack.


Die Nacht verbrachten sie in einem Kloster. Der Bischof, Irene und ihre Frauen wurden in den Klosterzellen selbst, die Kriegsknechte, ob Ritter oder nicht, zusammen mit dem Gesinde in den Stallungen untergebracht. Für Walther bedeutete das eine Nacht im Stroh, was ihm nichts ausmachte. Zuerst musste er sowieso noch eine Möglichkeit finden, der Prinzessin Irene seine Aufwartung zu machen, um Judith sagen zu können, dass die drei Mörder ihres Vetters nicht mehr um sie herum sein würden. Wie er das anfangen sollte, angesichts der Tatsache, dass sie bisher jeder Gelegenheit ausgewichen war, mit ihm zu reden, wusste er nicht, doch er war immer gut darin gewesen, sich vom Fleck weg etwas einfallen zu lassen.

Zunächst einmal half es, dass eine zum Haushalt der Prinzessin gehörende Magd in den Stallungen um frische Milch für ihr kleines Kind bat. Sie tat dies in der Volgare der Südländer, und der Stallmeister – kein Mönch, sondern ein Laienbruder und daher nur einiger lateinischer Gebete mächtig – verstand sie nicht. Walther kam ihr zu Hilfe und pries sein Glück, so weit im Süden geboren zu sein, um beide Sprachen seit Kindesbeinen zu kennen. Er vermittelte und gab dabei vor, die warme Milch sei für die Prinzessin, weil das jegliche Ablehnung des Stallmeisters ausschloss, und half der Magd anschließend, den Becher zu der Zelle des Abtes zu tragen, die Irene zur Verfügung gestellt worden war. Walther erfuhr, dass die Frau Lucia hieß. Ihr üppiger Busen und die breiten Hüften waren eine angenehme Erinnerung daran, dass Gott mit der Erschaffung Evas die Welt entschieden lebenswerter gemacht hatte. Bis sie bei der Zelle eintrafen, hatte Walther sie bereits einmal zum Lachen gebracht, was er als gutes Omen für den Rest des Abends nahm.

Irene wurde gerade vorsichtig der Staub von Gesicht und Hals gewaschen; das Flechtwerk des Wagens war durchlässiger, als es den Anschein hatte. Judith kniete auf dem Boden und durchsuchte gerade das mit Leder bezogene Holzkästchen, das sie an einem Riemen über die Schulter getragen hatte, als er mit ihr zu den Zisterzienserinnen aufgebrochen war. Sie schaute nicht auf, als er eintrat.

»Euer Gnaden«, sagte Walther auf Latein, stellte sich heiser und verbeugte sich vor der Prinzessin, »ein schreckliches Schicksal hat mich befallen: eine Erkältung. Meine Stimme ist in Gefahr. Darf ich bitte die Dienste Eurer Ärztin in Anspruch nehmen?«

Jetzt blickte Judith nicht nur auf, sondern sie erhob sich so schnell und heftig, dass in ihrem Holzkasten etwas klirrte. Er hätte nicht sagen können, warum es in diesem Moment war, nicht früher und nicht später, dass er etwas in seinem Inneren beim Namen nannte, und es war weder Schuldgefühl noch die Freude an den weiblichen Formen, wie sie ihm gerade erst die Magd Lucia durch ihre Figur verschafft hatte.

»Euer Gnaden, mein ärztlicher Rat für Herrn Walther lautet, den Rest der Reise schweigend zu verbringen. Auf diese Weise kann er seine Stimme schonen. Ich bin sicher, bis wir in Frankfurt eintreffen, wird er wieder die Redseligkeit selbst sein.«

»Selbst ein Bader«, sagte Walther, und die gespielte Kränkung in seiner Stimme kam ihm zupass, um den Aufruhr in seinem Inneren zu überspielen, »würde sich mehr Zeit lassen und mich untersuchen. Soll das die Kunst der Schule von Salerno sein? Wenn ja, dann bin ich tief enttäuscht.«

Irenes Blick wanderte von ihm zu Judith und wieder zurück. Sie erinnerte ihn mit den goldenen Ohrringen und den schwarzen, lockigen Haaren an ein römisches Mosaik, das er einmal in Osttirol gesehen hatte.

»Eine solche Enttäuschung dürfen wir nicht zulassen, Magistra«, entschied sie mit dem Mutwillen eines Kindes, das sie nicht mehr sein konnte. »Am Ende ruiniert Euch Herr Walther sonst mit seiner kratzigen Stimme den Ruf und mir die Unterhaltung bei meiner Hochzeit. Untersucht ihn also. Doch wenn er für seine Gesundung mehr von Euch fordert, dann denkt daran, dass Ihr meine Leibärztin seid und nicht die seine; umsonst, guter Herr Walther, ist nur der Tod. Ich hoffe, Ihr seid bereit, unserer Magistra ihre Heilkunst zu entgelten.«

»Das bin ich, wenn sie mich nur zu heilen vermag«, krächzte Walther und wünschte beinahe, er sei wirklich krank. Ein Fieber würde das Pochen in seinen Ohren erklären, das Ziehen in seinem Herzen, und beides könnte kuriert werden, mit einem jener heißen Kräutertränke, an die er sich vage von ihrem Besuch in Klosterneuburg erinnerte. Sich in eine Frau zu verlieben, die seine Liebe nicht erwiderte, die ihn sogar verabscheute und auch noch Grund dazu hatte, war genau die Art von Selbstquälerei, die ihm in Reinmars Liedern mehr und mehr gegen den Strich gegangen war und die er gewiss nicht in der Wirklichkeit nachspielen wollte. Selbst unter besseren Voraussetzungen, selbst, wenn er nie an jenem Abend die Schenke betreten hätte, wäre es immer noch töricht, sich in eine Jüdin zu verlieben, die er nicht heiraten konnte, es sei denn, sie bekehrte sich. Nicht, dass er überhaupt jemanden heiraten wollte, ob christlich oder nicht. Nein, es wäre entschieden besser, nur krank zu sein.

»Das Kloster hier hat einen Bruder Medicus«, sagte Judith. »Erlaubt mir, Euer Gnaden, Herrn Walther zu ihm zu bringen. Ich bin sicher, mit vereinten Kräften werden wir eine schnelle Heilungsmöglichkeit entdecken.«

»Weise gesprochen, Magistra«, entgegnete Irene und bedeutete ihnen, sie dürften gehen.

Als sie die feste Tür aus Eichenholz hinter sich geschlossen hatten, murmelte Walther: »Dabei habe ich heute schon das Meine für Euren Ruf getan. Wundert Euch nicht, wenn Euch bald der ganze Tross für eine Halbschwester des Kaisers hält.«

Sie verschränkte ihre beiden Arme hinter sich, als wolle sie sich so daran hindern, ihn noch einmal zu schlagen, wie sie es kurz nach ihrer ersten Begegnung getan hatte.

»Ich verstehe Euch nicht«, sagte sie, und was ihn traf, war, dass sie noch nicht einmal feindselig klang. »Wenn Ihr bereut, was Ihr getan habt, wie könnt Ihr dann dumme Scherze machen und mich verfolgen, statt mich in Frieden zu lassen? Und wenn Ihr es nicht bereut, warum feiert Ihr dann nicht mit Euren Kumpanen, sondern warnt mich vor ihnen und bindet ihnen ein Märchen über meine Herkunft auf, dem ich nicht entgegentreten kann, ohne es noch glaubwürdiger zu machen?«

Lebenslange Gewohnheit wollte ihn protestieren lassen, seine Scherze seien nicht dumm, doch dann zwang er sich, ihr ehrlich zu antworten. »Reue lässt sich nicht so leicht in Worte fassen. Nicht so, dass ich selbst sie mir glaube. Ich wünsche Eure Verwandten wieder ins Leben, gewiss, aber wenn ich mir vorstelle, dass ich noch einmal in der gleichen Lage wäre, dann weiß ich nicht, ob ich die Stärke hätte, eine andere Wahl zu treffen. Und wenn ich das nicht ehrlich behaupten kann, was wäre es dann wert, wenn ich mit Tränen und Wehklagen wie Hiob durch mein Dasein ginge? Es wäre Heuchelei. Da fällt es mir leichter, meine Zunge an jedem geeigneten Stein zu wetzen. Manchmal spuckt einem das Leben ins Gesicht, aber es fiel mir immer leichter, zurückzuspeien, statt darüber zu weinen.«

»Ich glaube Euch nicht«, sagte Judith. »Ich glaube, Ihr habt nur Angst, Ihr könntet nicht mit Reue leben, wenn Ihr sie empfändet. Ihr seid wie ein Kind, das etwas zerbrochen hat und denkt, wenn es wegläuft oder andere Kinder mit Schlamm bewirft, als nach Hause zu gehen und für den Schaden geradezustehen, dann sei es nicht geschehen.«

Mit einem Mal war es nicht weiter schwer, sich daran zu erinnern, warum er sie bei ihrer ersten Begegnung für eine Furie gehalten hatte. Leider änderte der Zorn, der in ihm aufstieg, nichts daran, dass er sich fragte, wie sich ihre Lippen wohl anfühlen würden, wenn er sie küsste, oder wie es wäre, noch einmal zu erleben, wie sie ihr Haar seinem strengen Gefängnis entwand.

»Wie merkwürdig, dass Ihr vom Davonlaufen sprecht. Mein Gedächtnis mag mich trügen, doch ich glaube, diejenige von uns beiden, die bisher jedes Mal das Weite suchte, wenn wir uns im gleichen Raum miteinander befanden, das wart Ihr. Lenkt Euren Scharfblick doch bitte auch auf Euch, Magistra, und sagt mir, wovor habt Ihr Angst?«

»Nicht vor Euch und Euren mörderischen Freunden«, gab sie wütend zurück.

»Es sind nicht meine Freunde, und vor ihnen braucht Ihr auch keine Angst mehr zu haben. Der Bischof schickt sie fort vom Tross. Das wollte ich Euch sagen, deswegen bin ich gekommen. Aber tut doch nicht immer so, als wandertet Ihr furchtlos durch die Welt. Wenn Ihr das tätet, dann würdet Ihr mir entweder die Augen auskratzen oder zugeben, dass es vielleicht besser im Leben ist, vorwärts statt rückwärts zu schauen.«

Sie ließ ihre Arme sinken. Er konnte sehen, dass ihre Finger sich öffneten und wieder schlossen. »Oh, ich schaue vorwärts«, sagte sie mit einer Stimme, die wie die überspannte Saite einer Fiedel zitterte.

»Und wisst Ihr, was ich sehe? All die Arten, wie ein Mensch einen anderen Menschen umbringen kann. Nein, nicht mit dem Schwert oder durch den Strang, nicht wie Ihr und Euresgleichen. Es gibt viele Heilmittel, die man nur in kleinen Dosen verwenden darf, weil sie krank machen können, wenn man zu viel davon einnimmt. Manchmal, da können sie sogar töten. Es ist so einfach, viel leichter, als zu heilen, und ich denke jedes Mal daran, wenn ich auf den Hängen und Weiden Schneeglöckchen sehe, Krokusse, Rittersporn, Herbstzeitlose oder einfache Küchenschellen. Ich denke daran, wenn ich die Instrumente in Händen halte, die mein Vater benutzt hat, um Leben zu retten. Wir Ärzte wissen, wie man Messer führt, glaubt mir, besser als so mancher Soldat. Habt Ihr eine Ahnung, wie leicht es wäre, einen Aderlass an der falschen Stelle zu machen, oder ihn zu lange dauern zu lassen?« Blut war in ihre Wangen gestiegen, oder vielleicht war es auch nur die Sonne des heutigen Morgens, die sie verbrannt hatte. Walther fiel eine Geschichte ein, die Reinmar erzählte, eine heidnische Geschichte von dem Bildhauer Pygmalion, der sich eine Frau aus Marmor oder Elfenbein gemacht hatte, genau wusste Walther das nicht mehr, nur, dass die Frau wirklich geworden war, von der Flamme des Lebens erfüllt. Bis jetzt hatte er es sich nicht vorstellen können.

»Und ich denke mir, warum nicht? Auge um Auge, Zahn um Zahn. Außerdem ist es doch das, was ohnehin jeder von uns glaubt, nicht wahr? Von den Ärzten, denn Ihr habt uns Schlächter genannt, und von den Juden. Mein Vater war der beste Mann, den ich je gekannt habe, und ich stand da und musste mit anhören, wie dieser unwissende Neidling von einem Medicus und Euer eigener Herzogssprössling ihm vorwarfen, er sei schuld am Tod eines Mannes, der schon im Sterben lag, ehe überhaupt der Schatten meines Vaters auf die Schwelle fiel. Als er ein kleiner Junge war, da haben sie in Köln genau das Gleiche getan wie nun in Wien. Er hat es mir erzählt, so oft, und ich habe es nicht wahrhaben wollen. Er hat mir erzählt, wie die jüdische Gemeinde viel Geld an den Erzbischof dafür gezahlt hat, dass sie in die Feste Wolkenburg bei Königswinter fliehen durfte, um nicht umgebracht zu werden von den Kreuzfahrern. Wisst Ihr, wen Ihr heute gerettet habt, Herr Walther? Nicht mich. Ich habe mir den ganzen Tag lang überlegt, wie einfach es wäre, zu Euch und Euren Ritterfreunden zu gehen und mit Euch einen Becher Wein zu teilen, der Euch schlafen lässt, so tief und fest, dass Ihr nie mehr aufwachen würdet. Diese Träume sind es, wovor ich Angst habe, das ist es, wovor ich davonlaufe. Dass ich es tue und alles verrate, woran ich glaube, alles, was ich mir selbst für mein Leben geschworen habe.«

Walther hatte einmal ein Sommergewitter erlebt, Blitze, die so nahe bei der Almhütte eingeschlagen waren, in die er sich geflüchtet hatte, dass er Luft und Erde um sich herum beben spürte und der Donner ihm durch den ganzen Leib fuhr, während er in Licht starrte, das noch heller als die Sonne selbst war. Das Erlebnis war gleichzeitig das Gefährlichste und Schönste gewesen, das er sich je hatte vorstellen können. Bis jetzt. Er sah Tränen über ihre Wangen laufen, obwohl sie keinen Laut mehr von sich gab, und ergriff ihre Hände, ohne nachzudenken. »Es tut mir leid«, flüsterte er und wusste nicht, was er meinte: sein eigenes Versagen in der Schenke, dass die Welt nicht anders war, dass sie in sich geschaut und ihre eigene Furcht gefunden hatte, oder einfach nur, dass sie weinte und er keine besseren Worte fand als ebendiese. »Es tut mir leid«, wiederholte er, flüsterte es ihr ins Ohr, weil er sie an sich gezogen hatte, und er spürte, wie sich ihre Finger, jene festen, so sicheren Fingerspitzen, die einst über die Haut seines Halses getanzt waren, in seine Schulter bohrten. Doch sie stieß ihn nicht zurück.

Ihr Haar und ihre Haut rochen nach Minze und Rosenwasser, und er spürte ihre Tränen an seinem Hals. War, hatte sie gesagt, ihr Vater war. Walther begriff, dass er so tot sein musste wie ihr Vetter. Es gab nichts mehr, auf das sie zurückschauen konnte, ohne zu trauern, und er wünschte sich, er hätte gewusst, wovon er sprach, als er vom Vorwärtsschauen redete. Gleichzeitig konnte er auch das nicht ungeschehen wünschen, nicht hier, nicht jetzt.

Jemand räusperte sich missbilligend. Walther spürte, wie sie sich rasch aus seinen Armen löste. Einer der Mönche aus dem Kloster stand mit frisch gebackenem Brot im Arm vor ihnen. »Der Abt hat mir aufgetragen, dies zwischen dem hochwürdigen Bischof und der edlen Prinzessin zu teilen.«

»Die hoch edle Irene wird sich freuen«, erwiderte Judith, und nur die Spuren auf ihren Wangen verrieten, dass sie gerade eben noch geweint hatte. »Seid bedankt, Bruder.«

Sie kehrten mit dem Mönch in Irenes Zelle zurück. Während eine der Mägde die Hälfte des Brotes für die Prinzessin und ihre Frauen aufschnitt, fragte Irene freundlich, ob Judith Herrn Walthers Stimme nun doch habe helfen können, denn gewiss seien sie zu schnell zurück, um den Bruder Medicus bemüht zu haben.

»O ja, Euer Gnaden«, sagte Walther, ehe Judith antworten konnte. Er musste sprechen, denn wenn er sich Zeit gab, über das nachzudenken, was gerade geschehen war, dann sollte das nicht hier geschehen. »Es war ein wahres Wunder, und wie Ihr mich gemahnt habt, will ich der Magistra ihre Mühe gleich entgelten.«

Das frische Brot duftete stark genug, um ihn hungrig zu machen. Wenn es nach den Liedern ging, dann spürte ein verliebter Ritter solch kleinliche Plagen seines Körpers nicht. Doch er war nur ein angemaßter Ritter, die alten Lieder brauchten dringend neue Kleidung, und er scheute immer noch davor, das närrische Gefühl, das ihn erfasst hatte, beim Namen zu nennen, zumal ihm all sein Wortreichtum keine andere Bezeichnung dafür schenkte.

»So ist es recht. Habt Ihr an Silber oder Kupferpfennige gedacht?«, fragte Irene. Ihre Mundwinkel kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln.

»Ich bin ein armer Sänger, Euer Gnaden, doch was ich im Sinn habe, ist kostbarer als beides. Gestattet mir, auch Euch für Euer Verständnis zu danken, indem ich Euch und der Magistra ein Lied widme.« Es entsprach der Sitte, sie mit einzubeziehen; die ranghöchste Dame im Raum war immer diejenige, der ein Minnelied gewidmet sein musste, und es würde ein Minnelied sein, das wusste er, keines der Frühlingsgesänge oder Preislieder auf den Frieden im Reich, die er für die Hochzeit vorgesehen hatte. Ein Lied, das sich schon seit längerem in ihm formte, doch heute, heute hatte es feste Gestalt angenommen, von dem Moment an, als er Judith auf dem Boden dieses Raumes hatte knien sehen. Auch jetzt kniete sie wieder, an der Seite Irenes, denn es gab nur ein Bett und keine Stühle; für den Rest der Frauen hatte man Strohsäcke hereingeschafft. Diesmal wandte sie den Blick nicht ab.

»Aber Ihr habt kein Instrument dabei, Herr Walther.«

»Bei uns begleiten sich die Sänger nicht immer auf der Laute oder Fiedel, Euer Gnaden. Manchmal reicht die richtige Aussprache, um unsere Dichtungen zu vermitteln.«

»Wenn Ihr meint, dass Ihr stark genug für eine solche Belastung seid«, sagte Judith und fügte, an Irene gewandt, hinzu: »Wir Ärzte können keine Wunder verrichten, Euer Gnaden, und wenn unsere Patienten darauf bestehen, sich immer wieder selbst in Gefahr zu bringen, dann gibt es nicht viel, was wir dagegen zu tun vermögen.«

»Oh, ich habe volles Vertrauen, Magistra, in Eure Fähigkeiten und in die meinen.«

Irene klatschte in die Hände, und die Mägde kauerten sich in eine Ecke gedrängt auf den Boden, so dass Walther mehr Platz hatte. Verglichen mit den sonstigen Mönchszellen, mochte die des Abtes geräumiger sein, verglichen mit den Räumen seines Elternhauses, stellte sie Reichtum dar, doch wenn man sie gegen die Kemenate der Herzoginwitwe von Österreich setzte, war sie ein Nichts.

Ob ich dir zuwider,
Weiß ich wahrlich nicht; ich liebe dich.
Doch eines drückt mich nieder:
Du schaust an mir vorbei und über mich.
Lieb – das sollst du lassen:
Mich kann nicht erfassen
Solche Lieb’ ohn großen Schaden.
Trag mit mir. Zu schwer bin ich allein beladen!
Soll’s aus Vorsicht kommen,
Dass du mir nicht schaust ins Angesicht?
Tust du’s mir zum Frommen,
Kann dich deswegen tadeln nicht:
Nun, so meid mein Haupt!
Das sei dir erlaubt,
Und schau bloß auf meinen Fuß,
So du mehr nicht kannst: Das sei dein Gruß.
Wenn ich alle überschaue
Die mir sollen wohlbehagen,
Bist nur du es, Fraue:
Ohne Rühmen kann ich dir das sagen.
Edel, schön zu schauen
Sind gar viele Frauen,
Zeige dich und trag hohen Mut;
Geborene gibt es höher, doch nur du bist für mich gut.
Jetzo dich besinne,
Frau, ob ich dir liebwert sei.
Deines Freundes Minne
Taugt nichts, ist die deine nicht dabei.
Minne taugt nicht einsam,
Sie soll sein gemeinsam,
So gemeinsam, dass sie dringt
Durch zwei Herzen, und kein weitres zwingt.

Während er die Worte formte, war er sich bewusst, dass er noch mehr daran arbeiten musste, aber das war ein Gedanke, der wie ein Fisch in einem Teich herumglitt, tief unten, während die Sonne auf der Wasseroberfläche tanzte. Es gab kein Gefühl so wie das, seine Zuhörer zu erreichen, und er tat es, ohne dass ihn die Erinnerung an die Schenke heimsuchte, wie sie es noch in Wien bei dem Vortrag während des Gastmahls getan hatte. Es war deutlich, dass die Prinzessin und die Magd Lucia nur einen Teil der Worte verstanden, aber genügend, der Art nach zu urteilen, wie sie sich vorlehnten, doch der Rest seiner Zuhörerinnen verstand alles; sogar Judith. Vor allem Judith.

Sie erinnerte ihn an eine Wiese im Frühling, wenn der Schnee Stück für Stück fortschmolz. Was darunterlag, war noch nicht blühend, es zeigte manche alten Wunden, die der Schnee nur überdeckt hatte, aber es war voll neuen Grüns, das sich der Sonne entgegenreckte. Ob das Gefühl in ihren Augen nun Zorn war, beginnendes Verzeihen oder die Furcht, von der sie gerade erst gesprochen hatte, sie hörte ihn. Wort und Ton, Ton und Wort; er formte ein Gespinst daraus, das er ihr zuwarf. Nun kam es darauf an, ob sie die Fäden aufgriff.

Das Spiel der Nachtigall
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