Kapitel 8

Fast vier Jahre nach seiner Ankunft in Wien gab es nicht mehr viel, mit dem Walther die Menschen am Hof des Herzogs überraschen konnte, so glaubten diese jedenfalls; Lieder, die Reinmars Ideal der entsagungsvollen Liebe aufs Korn nahmen, waren längst nichts Neues mehr. Herzog Friedrich verwies es ihm nicht, ihm schienen die neuen Lieder zu gefallen. Was dem Hof danach lange Gesprächsstoff gegeben hatte, waren die Blumen gewesen, das Lächeln der Erde, wie Walter sie nannte. Er sammelte sie auf den Wiesen, um damit seine Angebeteten zu erfreuen, bis sich keine mehr traute, diese anzunehmen, um nicht in Verdacht zu geraten, seinem Werben erlegen zu sein, wie sein Lehrer das lautstark und mehrfach im Palas gemutmaßt hatte. Walther hätte ihn deswegen umbringen mögen. Als er daher nun bei Reinmar hereinschneite, als hätten sie dem Wiener Hof während der letzten zwei Jahre nicht glänzende Unterhaltung durch ihre Fehde geboten, blieb Reinmar der Mund offen stehen.

»Alter Freund«, sagte er, und Reinmars Knappe, der bei Walthers Eindringen aufgesprungen war, fragte sich, ob der Herr von der Vogelweide nun endgültig wahnsinnig geworden war: Auf seinem Gesicht lag ein breites Strahlen, die Augen leuchteten wie bei einem beschenkten Kind. Er schwenkte etwas, das wie ein ungebundenes Buch aussah. »Das musst du lesen.«

Das Duzen sagt einiges darüber, dachte der Knappe mitleidig, wie Walther Herrn Reinmar als seinesgleichen ansieht. Er bewunderte seinen Herrn, der seine Würde wahrte und entgegnete: »Warum ich? Hast du keines deiner vielen Liebchen gefragt, ob es dir zuhören möchte, wenn du wieder einmal glaubst, über erfüllte Liebe dichten zu müssen? An deiner Stelle würde ich Herrn Friedrichs Geld nicht an Pergament für deine Gedichte verschwenden, Walther; es mag sein, dass du es noch einmal brauchen wirst.«

»Meine Gedichte sind in aller Munde, die brauche ich nicht auf Pergament«, gab Walther in ungebrochener Hochstimmung zurück. »Nein, was ich hier habe, stammt nicht von mir. Aber es ist trotzdem unglaublich gut, und du musst es lesen.«

Trotzdem, als sei etwas, das nicht von ihm stammte, gewöhnlich nicht gut. Und das zu seinem Lehrmeister, das war ein starkes Stück, dachte der Knappe, vor allem, wenn man sich erinnerte, dass Walther vor ein paar Jahren noch dankbar für jede Lektion gewesen war, wie es sich gehörte. Leider schlich sich mittlerweile etwas verräterische Neugier in Herrn Reinmars ablehnende Gesichtszüge. »Worum handelt es sich denn?«

»Ein neues Heldenlied«, sagte Walther. »Es ist noch lange nicht fertig, aber man kann jetzt schon erkennen, dass …«

»Wenn es noch nicht fertig ist, und es stammt nicht von dir«, unterbrach Reinmar, »wieso verfügst du dann über eine Abschrift? Noch dazu auf Pergament?«

Ungeduldig wedelte Walther mit der freien Hand. »Das spielt doch keine Rolle. Wichtig ist nur, dass du es liest.« Er breitete die Pergamente sorgfältig auf dem Tisch vor Reinmar aus und glättete sie behutsam. Man konnte dem Älteren ansehen, dass er mehr als versucht war, sie sofort zu lesen; er hob seine Hände und presste die Fingerspitzen aufeinander, wie um der Versuchung zu widerstehen.

»Warum?«, fragte er mit gepresster Stimme. »Werde ich darin auch verspottet?«

Ein wenig von dem freudigen Überschwang verließ Walther, doch bei weitem nicht alles. »Nein«, sagte er. »Aber du bist, im Gegensatz zu meinen Liebchen, der Einzige hier bei Hof, der verstehen kann, was eine gute Dichtung bedeutet.«

Reinmar blinzelte ob des unerwarteten Kompliments, fuhr sich mit dem linken Handrücken über die Stirn und seufzte. Der Knappe fragte: »Herr, wünscht Ihr, dass ich Herrn Walther hinausgeleite?«

»Nein«, sagte Reinmar, »nein. Aber geh du nur.«

Das, schlussfolgerte der Knappe, ist der Grund, warum Walther so unerträglich sein kann: Nicht nur, dass er Unruhe verursacht, nein, er bringt die Menschen auch dazu, wider ihr eigenes Wohl zu handeln.Herr Reinmar sollte doch am besten wissen, dass er sich bei Gesprächen mit Walther nur aufregen würde, doch nein, der Undankbare wurde gebeten, zu bleiben, und ein treuer Gefolgsmann sollte gehen. Wohl bekomm’s.

Walther vertrieb sich die Zeit, während Reinmar las, damit, ihm abwechselnd über die Schultern zu blicken, um die Verse noch einmal zu erleben, und damit, sich eine Erklärung zu überlegen, die besser war als: Der Bischof von Passau hat mir seine eigene Abschrift des Epos, das an seinem Hof entsteht und mit dem noch kein Spielmann durch die Lande zieht, weil es unvollendet ist, geliehen, weil ich so ein netter Mensch bin.Er hatte auch eine Vermutung, warum er die Pergamentrollen erhalten hatte, und sie machte ihn stolz und unsicher zugleich: Bischof Wolfger wollte so bestimmt sicherstellen, dass das Epos zu Ende geschrieben wurde, auch wenn der Autor vorher starb. Sterben war so einfach heutzutage.

Er hatte die unerwartete Gabe aus Passau nicht für sich behalten können. Reinmar mochte ein überempfindlicher alter Nörgler sein, aber er verstand den Zauber der Worte, das Abenteuer von Gedanken und Gefühlen, denen Form gegeben wurde, besser als irgendjemand sonst bei Hofe. Für die herzogliche Familie und ihre Höflinge war die Dichtkunst angenehmes Beiwerk, mit dem man sich schmückte, weil andere Höfe nichts Vergleichbares aufzuweisen hatten. Keiner am Hof hatte jedoch eine Ahnung, was es hieß, Poesie und Lieder wie den Atem zum Leben zu brauchen; die eigenen, die man verfasste, und die der anderen, die einen erst richtig anspornten, um noch besser zu werden.

Endlich stützte Reinmar den Kopf in seine Hände und murmelte: »Warum? Warum diese Geschichte? Und wenn er sie schon wählte, warum dann nicht mit dem Drachen beginnen, mit Siegfrieds Heldentaten? Stattdessen fängt er mit Kriemhild an. Er muss die Vorgeschichte erzählen. Und wie viele Aventüren sind geplant?«

»Ich wusste, dass du nicht genug davon bekommen kannst. Das ging mir ganz genauso«, sagte Walther und grinste. »Hast du selbst jemals daran gedacht, ein solches Epos zu schreiben?«

»Nein, und ich kann dir jetzt schon prophezeien, dass du selbst nie eines verfassen wirst«, sagte Reinmar scharf. »Dir fehlt die Geduld, um viele Jahre an einem einzigen Stoff zu arbeiten.«

»Unwidersprochen. Aber du hast sie, die Geduld. Warum also nicht?«

»Es ist nicht meine Form«, gestand Reinmar. »Ich habe sie nie gemeistert.« Seine Finger trommelten auf den Tisch. »Von wem stammt dieses Heldenlied? Der Stil ähnelt dem des Kürenbergers, vor allem die Stelle mit Kriemhilds Traum von ihrem Falken, doch der ist tot, schon zwanzig Jahre und mehr. Bligger von Steinach vielleicht?«

»Ich musste tiefste Verschwiegenheit geloben«, sagte Walther so aufrichtig und ehrenhaft, wie er konnte. Sofort schaute Reinmar wieder misstrauisch.

»Woher stammt dieses Pergament?«

»Reinmar, wenn ich dir das erzähle und mein Wort breche, dann werde ich weitere Teile nicht erhalten, und du und ich werden den Rest erst im hohen Alter von einem Spielmann hören, wenn wir bereits halb taub sind. Nun, wenn ich halb taub bin, denn du liegst dann wahrscheinlich schon in deinem Grab und wartest auf das Jüngste Gericht. Nun bin ich sicher, dass dir, im Gegensatz zu mir, ein Platz an der Seite des Herrn gewiss ist, als Kreuzfahrer und immer ehrenhafter Ritter, aber die Geschichte der Nibelungen wirst du im Himmel bestimmt nicht zu Ende hören.«

Reinmar presste die Lippen zusammen, seine Schultern zuckten – dann gab er seinen mannhaften Versuch der Selbstbeherrschung auf und brach in Gelächter aus, tief und schallend, wie er es in Walthers Gegenwart seit weit mehr als zwei Jahren nicht mehr getan hatte. Doch als er wieder sprach, klang seine Stimme sehr traurig. »Walther«, fragte er, »warum tust du das?«

»Komplimente und Danke hört jeder Mann gerne, aber wenn du wirklich eine schmeichelhafte Wahrheit zweimal hören möchtest …«

»Nein. Du hättest die Abschrift hierlassen und wieder gehen können. Stattdessen bleibst du und bringst mich zum Lachen, nachdem ich es war, mit dem du die letzten Jahre andere zum Lachen gebracht hast. Warum erinnerst du mich daran, wie leicht es ist, dich gernzuhaben, wenn doch der morgige Tag, die nächste Stunde bereits wieder zeigen wird, dass du und ich nicht am selben Ort sein können, ohne dass Grimm und Bitterkeit zwischen uns fällt.«

Walther hätte darauf eine leichtfertige Antwort geben können, doch dieses Mal war ihm nicht danach. »Mag sein, dass wir nicht mehr lange am selben Ort sein werden«, sagte er leise.

Reinmar neigte den Kopf zur Seite, als glaube er nicht, was er da hörte. »Ich weiß, dass ich dich damit verhöhnt habe, doch gestatte mir, auch in einer sanfteren Stunde zu bezweifeln, dass du mit Herrn Friedrich in das Heilige Land ziehen willst.«

Dafür hatte Reinmar, so gestand sich Walther ein, guten Grund. Tatsächlich musste er sich bald entscheiden, was er tun wollte. Herzog Friedrich und der Kaiser hatten den Kreuzzug eine Weile hinausgeschoben, doch nun waren die Vorbereitungen fast abgeschlossen, und es ließen sich nicht länger gute Gründe aufführen, um weiter in der Heimat zu verweilen. Die Hochzeit in Frankfurt war das Zeichen zum Aufbruch, für den Kaiser wie für den Herzog. Nach zwei Jahren Herrschaft in der Steiermark war Leopold durchaus zuzutrauen, als Regent von ganz Österreich nicht zu versagen.

Auch Bischof Wolfger hatte erklärt, das Kreuz zu nehmen und an Friedrichs Seite ins Heilige Land zu ziehen. »Saladin ist tot«, hatte er erklärt. »Er hat ehrgeizige Söhne, von denen jeder auf den Thron will. Nie war die Gelegenheit günstiger, die Heiligen Stätten für die Christenheit zurückzuerobern. Da darf es keine weiteren Verzögerungen geben. Dafür werde ich mit eigenen Händen sorgen, wenn es sein muss! Der Heilige Vater hat Langmut mit Friedrich bewiesen, doch Gelübde ist Gelübde, und jede Langmut hat ein Ende. Ist das Eurem Herzog klar?«

»Ich bin nur ein bescheidener Sänger. Wenn jemand in die Seelen der Menschen blicken kann, dann doch ein Mann Gottes wie Ihr.« Leider merkte man hin und wieder sehr deutlich, dass der Bischof nicht immer ein Mann Gottes gewesen war und sofort erkannte, wann man ihn hinhalten wollte. »Ja, es ist ihm klar, Euer Gnaden.«

»Dann hat er vor, bald aufzubrechen?«

»Nach dem Hoftag, den Herzog Philipp aus Anlass seiner Hochzeit einberufen hat. Da ist es Friedrichs Pflicht als Fürst des Reiches zu erscheinen.«

»Nun, zunächst reist Herr Friedrich nicht ins Heilige Land«, sagte Walther zu Reinmar, »sondern nach Frankfurt am Main, um dem Herzog Philipp seine Aufwartung zu machen. Da es dabei um eine Hochzeit geht, werde ich ihn ganz gewiss begleiten. Nur von dieser Abwesenheit habe ich gesprochen.«

»Nun, vielleicht komme ich ebenfalls mit«, sagte Reinmar mürrisch. »Herr Friedrich wird es mir kaum verbieten, und ich darf sagen, dass meine Lieder dem Herzog von Schwaben immer noch bekannter sein dürften als die deinen.«

Der junge Herzog hatte den größten Teil seines Lebens in einem Kloster verbracht, bis er wegen des Todes seiner Brüder von seinem ältesten Bruder, dem Kaiser, vor wenigen Jahren dort herausgeholt und wieder in den Laienstand versetzt worden war. Daher bezweifelte Walther, dass Philipps Kenntnis weltlicher Lieder wirklich die von Reinmar mit einschloss, doch so gerne er sonst seine scharfe Zunge an seinem alten Lehrmeister wetzte, heute war ihm nicht danach.

»Es werden Fürsten aus dem ganzen Reich erscheinen«, erwiderte er stattdessen sachlich. »Da kann nicht jeder mit seinem vollen Hofstaat erscheinen, und verzeih, doch du bist nicht mehr der Jüngste.« Eigentlich wusste er nicht, wie alt Reinmar war, doch Walther argwöhnte, dass er schon als Mann mittleren Alters zur Welt gekommen war. In jedem Fall wusste Reinmar nichts von dem wahren Grund des Hoftags; das musste so bleiben.

»Hat Bischof Wolfger etwas über die geheime Königswahl gesagt?«, hatte Friedrich gefragt, als Walther vom Bischof direkt zum Herzog von Österreich ging. Jeder der beiden war überzeugt, dass Walther für ihn die Pläne des anderen erforschte. Im Grunde hatten sie beide recht, und doch unrecht. Es war nicht so, dass Walther einen von beiden anlog: Er erzählte nur keinem von beiden alles. Warum auch nicht: Jeder war zufrieden und zeigte sich einigermaßen großzügig.

»Nein, Euer Gnaden. Er scheint davon auszugehen, dass Ihr mir nichts darüber anvertraut habt. Doch er hat ebenfalls die Absicht geäußert, nach Frankfurt zu ziehen. Ich glaube kaum, dass er dort nur vorhat, Herzog Philipp zur Vermählung zu beglückwünschen.«

»Nun, ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Was der Kaiser verlangt, kann dem Papst nicht schmecken, und doch kann er nichts dagegen sagen, nicht, wenn er den Kaiser endlich im Heiligen Land sehen will. Ein Mann bestellt nur sein Haus, so hat der Kaiser mir geschrieben. Er selbst ist mit kaum drei Jahren in Bamberg zum König gekrönt worden, weil Barbarossa das so wollte. Wenn der Kaiser sein Reich verlässt, dann hat er das Recht, seine Nachfolge zu regeln, und sogar die Pflicht, seinen einzigen Sohn vorher zum deutschen König wählen zu lassen.«

Walther hatte sich dumm gestellt, denn unterschätzt zu werden half immer dabei, andere Menschen zum Reden zu bringen. »Nun, der Papst ist reich an Jahren und Erfahrung, da kann er bestimmt noch einiges mehr verdauen, ob es ihm nun auf dem Magen liegt oder nicht.«

»Kein Papst«, hatte Friedrich mit Nachdruck erklärt, »wird je glücklich darüber sein, den winzigen Kirchenstaat mitten im Reich eingeklammert zu sehen wie eine Perle in einer Auster. Der Kaiser ist jetzt auch König über Sizilien, dessen Grenzen fast bis zu den Toren Roms reichen. Mittlerweile geschieht weder dort noch in den deutschen Landen etwas, das er nicht will. Sein Sohn wird Sizilien erben, durch die Herrin Konstanze und durch Heinrich gleichermaßen. Wenn ihn die Fürsten jetzt in Frankfurt zum deutschen König wählen, dann kann der Heilige Vater davon ausgehen, dass aus dem Wahlrecht für Könige ein Erbrecht der Staufer wird. Das kann er im Interesse seiner Macht nicht wollen. Ich bin auch nicht sicher, ob wir Fürsten uns das wünschen sollten!«

»Meint Ihr, der Papst wird den Erzbischöfen befehlen, gegen das einzige Kind des Kaisers zu stimmen?«

»Nicht, solange sich der Kaiser noch im Umkreis Roms befindet«, hatte Friedrich zynisch erwidert. »Vielleicht hofft der Papst darauf, dass ein paar Welfenanhänger dagegen vorgehen. Doch der alte Welfenlöwe ist tot. Zwei von seinen drei Söhnen scharwenzeln um ihren Onkel herum, den englischen König, weil sie bei ihm aufgewachsen sind, und werden erst gar nicht in Frankfurt erscheinen. Und was den ältesten betrifft, den Pfalzgrafen von Braunschweig, der hat sich gerade vom Kaiser dessen Base als Braut andrehen lassen und stimmt ganz gewiss so, wie der Kaiser es wünscht.«

»Und Ihr, Euer Gnaden?«

»Die Herzöge von Österreich waren immer schon treue Anhänger der Staufer«, hatte Friedrich mit einer unüberhörbaren Bitterkeit zurückgegeben, in der das Geheimnis lag, welches er und Walther teilten, immer noch teilten, denn das gehörte nicht zu den Dingen, die Walther dem Bischof von Passau weitergegeben hatte. »Wie sollte ich da gegen einen Staufer sein?«

»Nicht mehr der Jüngste? Ich könnte dein Vater nicht sein, Walther, und ich kann immer noch an den Turnieren teilnehmen. Das habe ich dich nicht einmal tun sehen.«

Sein Vater. Die Erinnerung an ihn und an den Bruder, die Mutter, Markwart, das Leben, das er hinter sich gelassen hatte, flackerte in Walther auf. Es war nicht so, dass er sich an den Ort seiner Kindheit zurückwünschte, aber mit einem Mal war er die Verstellung leid, vor allem, weil Reinmars Worte ihm eine Wahrheit aufzeigten, die ihm bisher nicht bewusst gewesen war. Reinmar mochte nicht ganz so alt wie Walthers Vater sein, und er hatte sich in den letzten zwei Jahren oft genug über Reinmars Stil lustig gemacht, aber wenn er nicht im Grunde immer noch Reinmars Billigung wollte, dann wäre Walther nicht hier. War nicht Reinmar in mehr als einigen Dingen wie ein Vater für ihn? Es ging darum, die Entdeckung eines neuen Heldenlieds mit jemandem zu teilen, gewiss, doch hatte ihn im Grunde nicht immer auch der Wunsch zu ihm getrieben, von seinem ehemaligen Lehrer ein wohlwollendes Schulterklopfen und das Zugeständnis zu erhalten, Walther sei doch kein herzloser Oberflächling? Das seltene Lob einer Respektsperson war es, was sich jedes Kind, jeder Mensch am sehnlichsten wünscht.

»Das liegt daran, dass ich keine Rüstung habe, kein Schwert und noch nie in meinem Leben gelernt habe, mit etwas anderem zu kämpfen als meinem Mund, den ich weiß Gott für andere Dinge benötige«, gab Walther heftig zurück. »War es das, was du von mir hören wolltest?«

Der Ausbruch und das Eingeständnis, das darin lag, von niedererer Geburt zu sein, als er bei seiner Ankunft in Wien vorgegeben hatte, schien Reinmar zu überraschen. Er zwinkerte, als sei ihm Sand in die Augen geraten, dann räusperte er sich. »Nun«, sagte er, »was ich von dir hören will, Walther, sind Lieder hoher Minne. Minne, die wahre Liebe ist, selbstlos und ohne Forderungen. Denn wahre Liebe, Liebe, die es wert ist, besungen zu werden, ist immer unerwidert, egal was du dazu meinst. Warum sollte man ein Gefühl, das nur nach ein paar Stunden im Heu giert, in Ewigkeit kleiden?«

Es war der alte Streit, doch was ihm Reinmar damit auch zeigte, war, dass er Walther nicht geringer ansah; dass er ihn weiter als ebenbürtigen Sänger betrachtete. Nach all den Anspielungen und Sticheleien war es ohnehin nur eine Bestätigung dessen, was Reinmar längst vermutet hatte. Walther lächelte schwach.

»Reinmar, wenn ich wirklich auf einer Fürstenhochzeit singen werde, dann wirst selbst du eingestehen müssen, dass erwiderte Liebe ein angemessenes Thema abgibt. Aber ich verspreche dir, auch ein paar Verse auf die Freuden der Entsagung zu dichten, was hältst du davon? Schließlich ist der Bräutigam mit dem Klosterleben vertraut, und ich will doch hoffen, dass er dort gelernt hat, allein Gott zu lieben.«

Ein weiteres Mal sah er Reinmar gegen die Versuchung ankämpfen, zu lachen; diesmal brachte sein Lehrmeister es immerhin fertig, seinen Ausbruch auf wenige Gluckser zu beschränken. Plötzlich hatte Walther einen Einfall.

»Wann hast du das letzte Mal in einer Schenke gezecht, Reinmar? Nicht bei Hofe, sondern in einer ganz gewöhnlichen Schenke, wo niemand dich als den großen Sänger des Herzogtums kennt.«

»Nachdem Seine Gnaden, der verstorbene Herzog, so gütig war, mir einen Platz an seinem Hof anzubieten«, sagte Reinmar gemessen, »bestand kein Grund mehr für dergleichen. Auch vorher zog ich es vor, in Klöstern unterzukommen oder die Gastfreundschaft edler Herren in Anspruch zu nehmen.«

»Edle Herren haben höchstens für sich selbst Frauen am Hof, die wirklich schön sind. Hübschere schickt die Herrin fort, wenn sie darf, damit ihr Mann zu Hause bleibt und nicht bei fremden Früchten nascht; das gilt selbst für die Mägde. Wann hast du zuletzt erlebt, was Hände und Finger noch entdecken können bei einem Körper, gestaltet wie eine vollkommene Landschaft, mit Hügeln und Tälern, wo sie hingehören, mit Lippen, die geküsst werden wollen, wo immer du sie gefunden hast? Wann hast du zuletzt das Lachen einer Frau gehört, das alle Arten von Gefühlen bei einem Mann erzeugen kann, Reinmar? Bei Hofe ist dieser Ton verklungen, nachdem die Herzogin mit ihrer Hofdame Martha gleich nach dem Tod des Herzogs ins Kloster gegangen ist. Komm, gehe mit mir in eine Schenke, besser noch ein Badehaus, und du wirst deine Verse zukünftig auch anders setzen, das versprech ich dir.«

Reinmar blickte drein, als habe er bei der Beichte soeben gehört, er müsse als Buße eine Wallfahrt ins Heilige Land machen. »Auf keinen Fall«, keuchte er, »gehe ich mit dir in ein Badehaus. Was sollen die Leute von mir denken?«

Dass du eine Frau wirklich dringend nötig hast, wenn du beim Badehaus an Dirnen denkst, weil in dem größten, das wir in Wien haben, nämlich getrennt gebadet wird, dachte Walther, aber antwortete stattdessen: »Dann wenigstens in eine Gastwirtschaft. Glaub mir, die Leute dort sind auch nicht lauter als eine Hofgesellschaft zu später Stunde. Aber dafür muss man nicht ständig auf jedes Wort achten. Komm schon, Reinmar, gönne dir das Vergnügen, dich einmal gehenzulassen. Ich lade dich ein. Nimm es als Entschuldigung dafür, dass ich dein So wohl, dir, Weib! Wie ist der Name rein! so durch den Staub gezogen habe, und wenn ich morgen mit einem schweren Kopf aufwache, dann kannst du sogar behaupten, dass Gott mich gebührend dafür bestraft hat.«

Noch zwei-, dreimal ließ Reinmar sich bitten, doch man konnte erkennen, dass die soeben geteilte Lektüre des Nibelungen-Fragments, über die Reinmar weiter reden wollte, und Walthers unerwartetes Geständnis ihn genügend gerührt hatten, um mit einem gemeinsamen Ausflug in die Stadt einverstanden zu sein. Vielleicht war er es auch leid, ständig gekränkt sein zu müssen, und hatte nichts dagegen, die Klagen mit einem vergnügten Abend zu unterbrechen. In jedem Fall sagte er zu.


Der Hof hielt sich gerade in Wien auf, so dass sie noch nicht einmal Pferde bemühen mussten. Es dauerte nicht lange, bis sie eine Schenke fanden, die Walther gerade recht vorkam, gut besucht, mit einem Stimmengewirr, das kein rein männliches war. Nicht nur war ihm selbst nach weiblicher Gesellschaft, er wollte auch seine alte Theorie erproben, dass Reinmar einfach viel zu lange keine Frau mehr im Arm gehalten hatte. Kein Gespinst, schön, blutleer, überheblich – eine wirkliche Frau.

Der Abend ließ sich vielversprechend an, denn neben zwei Schankmägden, beide nicht übel ausgestattet, gab es ein paar Frauen, die auch ein wenig zu enge Obergewänder trugen, um überaus ehrbar zu erscheinen. Das Beste jedoch war, dass der Spielmann, der sich hier Speise, Trank und etwas Geld bei den Gästen verdiente, nur kurze Zeit nach ihrem Eintritt eines von Walthers Liedern zu spielen begann.

»Das hast du mit ihm verabredet«, sagte Reinmar anklagend.

»Aber nicht doch. Kann ich dafür, wenn Musikanten Gefallen an guten Liedern finden?«, fragte Walther und musste sich sehr zurückhalten, um dem Spielmann nicht sofort einen Krug Bier zukommen zu lassen. Das Lied hatte er im letzten Jahr gedichtet, ein Frühlingslied, das eigentlich dem Mai galt, und es war erst März, doch wen kümmerte das? Der Winter hatte lang genug gedauert.

Wollt ihr schauen, was dem Maien
Wunder ist verliehen?
Seht die Pfaffen, seht die Laien,
Wie sie all’ hin ziehn!
Groß ist seine Gewalt.
Wirkt er denn durch Zauberlist?
Wo in seiner Wonn’ er ist,
Niemand ist da alt!

Der Spielmann hatte, das musste Walther neidlos eingestehen, eine bessere Stimme als er selbst und brachte ein paar der Gäste dazu, mit einzustimmen.

»Oh, du wirst ganz bestimmt einen ganz schweren Kopf morgen haben«, brummte Reinmar. »Eitelkeit macht noch stärker trunken als jeder Wein.«

»Das wäre herauszufinden«, sagte Walther und bestellte vom besten Wein bei der Schankmagd. Währenddessen wurden seine Verse jetzt sogar von ein paar ebenfalls anwesenden edlen Herren aufgegriffen. Es wunderte Walther nicht, dass sich Ritter in der Schenke befanden: Wegen der Kreuzfahrtvorbereitungen kamen täglich mehr nach Wien. Nicht alle waren damit zufrieden, in den zugigen Ecken der Burg ihr Glück zu versuchen. Gerade wollte Walther Reinmar damit necken, selbst in das Lied mit einzustimmen, als eine Frau die Schenke betrat, die ihrer Miene nach nicht vorhatte, einen vergnügten Abend zu verbringen. Sie sah die Ritter, die sich bereits ein Kreuz an die Mäntel hatten sticken lassen, und hielt geradewegs auf sie zu.

»Ihr Herren«, sagte sie mit einer durchdringenden Stimme, die das schmeichelhafte Singen von Walthers Maienlied schnöde unterbrach, »Ihr wollt das Heilige Land von den verfluchten Sarazenen und Juden befreien, aber Ihr lasst es zu, dass gute Christenmenschen hier in der Heimat verleumdet und vor Gericht gezerrt werden wie unser Herr Jesus von Judas?«

Die Magd, die Walther und Reinmar den Wein brachte, meinte ungeduldig: »Gib schon Ruhe, Brunhild. Dein Mann hätte halt nicht bei dem Juden stehlen sollen. Wer so eine gute Stelle hat, sollte seine Finger bei sich behalten.«

Doch die Ritter waren bereits aufmerksam geworden. »Wer ist verleumdet und vor Gericht gezerrt, gute Frau?«, fragte einer von ihnen.

Sie warf sich in die Brust. »Mein armer Gemahl!«, rief sie und raufte sich die Haare. »Hat sein Lebtag niemandem etwas getan. Wenn es uns nicht so schlecht gegangen wäre, dann hätte er nie eine Stelle bei einem der Gottesmörder angenommen, aber unsere Kinder waren krank, und Arzneien sind so teuer. Ein Christ, der hätte dafür Verständnis gehabt, aber der Jude, der hat meinen Wilhelm erst schuften lassen und dann behauptet, er hätte ihn bestohlen! Was ist das für eine Gerechtigkeit, frage ich Euch, wenn es genügt, dass eine Judenlüge einen Christenmenschen vor Gericht bringt?«

»Stimmt das?«, fragte Walther die Magd und schaute wohlgefällig auf ihren Busen. Wie er von der Wirtin Mathilde wusste, zeigten alle Wirtinnen und Schankmägde gerne mehr davon, wobei ihnen die warme Schenkenluft half, ihre Formen appetitmachender darzustellen, als das bei den Kleidern der Frauen bei Hofe möglich war. Männer bestellten und zahlten mehr bei diesem Anblick.

Sie zuckte die Achseln. »Dabei war ich nicht, aber ihr Mann hat schon ein paarmal versucht, hier die Zeche zu prellen.«

»Was für ein Jude ist das denn, der Christen als Knechte hat?«, fragte ein weiterer der Ritter. »Das ist auf keinen Fall so, wie es sein sollte. Wo kommen wir denn da hin!«

»Er heißt Salomon und ist der Münzmeister des Herzogs«, sagte Brunhild. »Er ist der Dieb, sage ich Euch! Er und kein anderer. Hat bestimmt auch unseren guten Herzog bestohlen. Die neue Synagoge in der Stadt, die hat er bezahlt – mit wessen Geld, das möchte ich wissen! Aber wer wird als Dieb beschuldigt? Mein armer Wilhelm!«

Etwas kam Walther an dem Namen vertraut vor. Salomon, der Münzmeister. Der Münzmeister Salomon …

Mittlerweile waren auch andere Schankgäste an den Klagen der Frau interessiert. »Mein Vetter hat beim Bau der Synagoge geholfen«, sagte einer. »Er ist jedenfalls mit gutem Geld bezahlt worden.«

Vetter Salomon, sagte eine weibliche Stimme in Walthers Erinnerung, und er erstarrte. Das war es. Der Tag, an dem sich so viel geändert hatte, der Tag, an dem der alte Herzog gestorben war. Das rothaarige Mädchen. Judith.

»Eigentlich ist es doch ein Wahnsinn«, sagte einer der Ritter, »dass wir im Heiligen Land unser Blut vergießen sollen, und hier sitzt so ein Jude im Fett und baut Tempel, in denen unser Herr Jesus verhöhnt wird!«

»Ganz recht!«, stimmte Brunhild zu. »Das Silber, was er hat, das sollte ohnehin Christen gehören. Wie kann mein Wilhelm da ein Dieb sein!«

»Ich wette, der hat Truhen voller Geld daheim, der Münzmeister Salomon«, sagte einer der ärmlicher wirkenden Gäste.

»Sie haben unsern Herrn Jesus umgebracht«, rief der Ritter. »Es ist Gottes Werk, ihn zu rächen. Nicht nur im Heiligen Land, sondern auch hier.«

Walther hatte öfter schon Schlägereien erlebt, in Schenken und an anderen Orten. Er hatte Hass erlebt. Doch was sich hier in dieser Schenke zusammenbraute, das war ihm noch nie begegnet. Wut und Gier stand auf mehr und mehr Gesichtern geschrieben, und nun standen die Ritter auf, nachdem sie ihre Krüge schnell ausgeleert hatten.

»Wo lebt dieser Jude?«, fragte der Älteste von ihnen.

»Reinmar«, sagte Walther erschrocken zu seinem Gefährten, »du bist selbst ein Kreuzfahrer. Und du kennst den Münzmeister Salomon. Hin und wieder sieht man ihn ja bei Hofe.« Kannst du nicht für Ruhe sorgen, wollte er fortfahren, kannst du nicht mit den Leuten sprechen, doch was auch immer Reinmar hörte, es war etwas anderes. Reinmar stand auf.

»Als mein guter Herzog starb«, sagte er mit seiner weittragenden Stimme, »da stand der Jude Salomon im Zimmer und triumphierte. Ich habe es gesehen. Er hat kein bisschen getrauert, er hat nur daran gedacht, was ihm der Tod des edelsten Mannes, den ich je kannte, für Gewinn bringen könnte. Und er hat ihm Gewinn gebracht!«

Einen Herzschlag lang herrschte Schweigen in der Schenke. Dann rief Brunhild: »Schlagt ihn tot! Schlagt den Juden tot!« Es war der letzte Zündstein, der die Menschen in der Gaststätte zu glühenden Fackeln werden ließ.

Das Spiel der Nachtigall
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