3.

Nachdem Peter von Eichenloh seinen Freund auf die Strohschütte gelegt hatte, war er eine Weile auf dem Burghof herumgeschlendert und hatte auf die Bitte eines Knechts nach seinem Hengst gesehen. Als er in den Saal zurückkehren wollte, schlug ihm bereits auf der Freitreppe der Lärm entgegen, den die wild durcheinanderredenden Gäste verursachten. Von einer vor Aufregung greinenden Magd, die er kurzerhand festhielt und befragte, erfuhr er, dass Michel Adler auf Kibitzstein ermordet worden sei. Obwohl er mit dem Mann aneinandergeraten war, bedauerte er dessen Tod. Er hätte ihn gern unter besseren Umständen kennengelernt. Michel Adler hatte alles, was er war, aus eigener Kraft erreicht, und stellte daher sogar ein gewisses Vorbild für ihn dar, da auch er seinen eigenen Weg selbst gehen wollte.

Als er die Burg betrat, fielen ihm die heftigen Stimmen auf, die nun aus dem Schlafsaal herausdrangen, und er näherte sich ohne Hast der Tür. Dort blieb er stehen und verfolgte das Verhör. Als klar wurde, dass alle Anwesenden einschließlich des älteren Hennebergers Otto als den Mörder ansahen, hielt er es für an der Zeit, einzugreifen.

»Verzeiht, Frau Marie, edle Herren! Meiner Ansicht nach sagt Graf Otto die Wahrheit. Er ist nicht der Mann, der einen anderen aus niederen Gründen niedersticht.«

»Genauso wie er nicht der Mann ist, der jungen Mädchen auf dem Felde Gewalt antun will!«, fauchte Trudi ihn an.

Da die wahren Geschehnisse auf dem Hilgertshausener Weinberg bis jetzt noch nicht an Eichenlohs Ohr gedrungen waren, winkte er ärgerlich ab. »So etwas würde Otto niemals tun! Er ist ein Edelmann!«

Trudi blies verächtlich die Luft aus den Lungen, während Maries Augen zornig aufblitzten. »Graf Ottos Dolch hat sich Eurer Meinung nach wohl von selbst in die Brust meines Mannes gebohrt!«

»Nein! Aber es war gewiss nicht Ottos Hand, die den Dolch geführt hat. Er mag betrunken und gereizt gewesen sein, aber ich kenne ihn gut genug, um meine Hand für ihn ins Feuer legen zu können.«

»… und sie sich kräftig zu verbrennen«, schrie Trudi ihn an, deren Rausch mit einem Mal wie weggeblasen war und die sich nun innerlich vor Schmerz krümmte.

Eichenloh trat neben seinen Freund und wies auf die leere Dolchscheide. »Das hier beweist gar nichts. Die Herren …«, er neigte den Kopf kurz in Richtung des Markgrafen und des Gerolzhofener Vogtes, »können bezeugen, dass ich Graf Otto den Dolch aus der Hand geschlagen habe, als er damit vor dem Brautgemach auf Michel Adler losgehen wollte. Die Waffe ist die Stufen hinabgekollert, und dort kann jeder der Anwesenden sie aufgehoben haben.«

»Das gilt auch für Graf Otto. Es handelt sich um eine wertvolle Waffe, die auch ein Betrunkener nicht einfach liegen lässt.« Maries Worte klangen so schlüssig, dass selbst Graf Magnus nickte. Auch er konnte sich nicht vorstellen, dass sich sein Bruder nicht mehr um seinen Dolch gekümmert habe.

Otto von Henneberg verfluchte sich, weil er so viel getrunken hatte, und rieb sich unwillkürlich über die Augen. Dabei kam er an die halbverheilten Narben und stöhnte vor Schmerz auf. Verzweifelt wandte er sich an seinen Bruder.

»Natürlich habe ich nach dem Dolch gesucht, ihn aber nicht gefunden. Jemand muss die Waffe aufgehoben haben.«

»Solange Ihr das nicht beweisen könnt, werdet Ihr als Mörder gelten«, wandte Markgraf Albrecht Achilles mit ernster Miene ein.

Eichenloh war nicht gewillt, seinen Freund im Stich zu lassen. »Otto war es gewiss nicht. Nachdem der Bräutigam zur Braut gebracht worden ist, haben wir noch drei Becher miteinander geleert. Danach war Otto nicht mehr in der Lage, auf eigenen Beinen zu stehen, und ich habe ihn in diesen Raum gebracht. Wo zum Teufel ist der Mord geschehen?«

»Im Gemüsegarten der Burg«, antwortete Magnus von Henneberg.

»Da soll Otto sich aufgehalten haben?« Eichenloh schüttelte den Kopf. In seinen Augen ergab dies alles keinen Sinn. Irgendeiner der Anwesenden musste den Dolch an sich genommen und Michel Adler getötet haben. Doch es stellte sich die Frage, was der Täter und sein Opfer im Gemüsegarten gesucht hatten. »Ich würde mir diesen Garten gerne einmal ansehen.«

»Bitte, wie Ihr wollt!« Marie wies die Richtung, und die anderen folgten ihr. Auch Otto kam mit, noch recht schwankend und mit einem so üblen Gefühl im Bauch, dass er sich in der nächsten Ecke übergeben musste.

Als sie die steile Treppe erreichten, die nach unten führte, schüttelte Eichenloh den Kopf. »In seinem Zustand wäre Otto gar nicht in der Lage gewesen, hier hinabzusteigen. Er hätte bereits auf den ersten Stufen das Gleichgewicht verloren und wäre in die Tiefe gestürzt.«

»Vielleicht hat Michel Adler ihn gestützt«, wandte der Gerolzhofener Vogt ein.

»Ach ja? Wo die beiden so gute Freunde waren?« Eichenlohs Stimme klang ätzend. Nachdem er mehrere Stufen hinabgestiegen war, forderte er Otto auf, es ihm gleichzutun, musste aber sofort zugreifen, weil sein Freund schon beim zweiten Schritt in Gefahr geriet, das Gleichgewicht zu verlieren.

»Er kann diese Treppe nicht bewältigt haben«, wiederholte der Söldnerhauptmann.

»Vielleicht spielt er nur den Betrunkenen! Außerdem dürfte es noch andere Wege in den Garten geben«, entgegnete Marie harsch.

Trudi nickte eifrig. »Einer führt durch die Küche.«

»Dort sind ständig Leute. Jemand müsste Graf Otto gesehen haben.« Es war der erste kleine Erfolg, den Peter von Eichenloh errang, denn als Graf Magnus die Köchin und deren Untergebene befragte, ob sie Otto von Henneberg gesehen hätten, verneinten es alle. Der Küchenjunge, der den Mord entdeckt hatte, biss sich auf die Lippen, sah dann Pratzendorfer an und schwieg.

Marie gab nicht auf. »Man kann den Garten auch über den vorderen Teil der Burg erreichen. Man geht zwischen den Gebäuden hindurch oder nimmt die Hintertür des Stalls und muss dann die Pforte zum hinteren Zwinger öffnen.«

»Diesen Weg kenne ich nicht!«, rief Graf Otto aus.

Marie musste zugeben, dass diese beiden Zugänge schwer zu finden waren. Da Otto von Henneberg zum ersten Mal auf Fuchsheim weilte, war es unwahrscheinlich, dass er die verschlungenen Wege in diesem Teil des Wehrbaus ausgekundschaftet hatte.

Eine Weile drehte sich das Streitgespräch im Kreis. Eichenloh und Graf Otto bestritten vehement, dass dieser der Mörder sein könne, während Marie und Trudi ebenso energisch darauf beharrten. Trudi ließ ihrem Hass auf den jungen Henneberger freien Lauf, so dass ihre Mutter sie mehrmals daran hindern musste, auf ihn loszugehen. Auch Markgraf Albrecht Achilles bezeichnete Otto von Henneberg wegen seiner Drohungen als den Mörder, und selbst Magnus von Henneberg wusste nicht mehr, wie er sich zu seinem Bruder stellen sollte.

Da griff der römische Prälat ein. Die Hände unter den Achseln eingeklemmt und den Kopf leicht gebeugt, trat er neben Graf Magnus. »Wie ich hörte, gab es einen Mordfall?«

Magnus von Henneberg nickte mit bitterer Miene. »Leider ja! Und bedauerlicherweise zählt mein Bruder zu den Verdächtigen.«

»Er ist der einzige Verdächtige! Außerdem hatte er die Tat offen angedroht. Er wollte sich für den Schnitt rächen, den ich ihm zugefügt habe«, erklärte Trudi zornig.

»Ach ja?« Pratzendorfer atmete tief durch und bat Graf Magnus, ihm die Verdachtsmomente zu nennen, die gegen dessen Bruder standen.

Dieser tat es und erwähnte dabei auch den Dolch. »Mein Bruder beschwört, er habe ihn nicht mehr gefunden, nachdem Eichenloh ihm die Waffe aus der Hand geschlagen hatte. Doch ohne einen Zeugen, der gesehen hat, wie ein anderer den Dolch an sich genommen hat, steht diese Behauptung ohne Beweis im Raum.«

Der Prälat wiegte den Kopf, als müsse er über die Sache nachdenken. »Wenn Graf Otto bereit ist, einen Reinigungseid zu leisten, wären diese Zweifel aus der Welt geschafft.«

Marie fuhr auf. »Selbst die heilige Kirche weigert sich, den Eid eines Betrunken anzuerkennen, und nüchtern könnt auch Ihr diesen Mann nicht nennen!«

Pratzendorfer sah hochmütig auf Marie herab, konnte aber seinen Ärger nicht ganz verbergen. Ihr Einwand machte es ihm unmöglich, diese Angelegenheit in seinem Sinne zu klären. Die beiden Henneberger zählten zu den eifrigsten Anhängern des Würzburger Fürstbischofs. Aus diesem Grund durfte er Graf Otto nicht als Schuldigen dastehen lassen, zumal er ja den wirklichen Mörder kannte. Für ein paar Augenblicke schwankte er, ob er Gressingens Verbrechen aufdecken sollte. Der Junker hatte die Burg längst verlassen und war auf dem Weg zu einem fernen Ziel. Aber es durfte ihm nicht das geringste rufschädigende Gerücht an den Ort folgen, an den er geschickt werden würde, sonst würde er die Tat, für die Pratzendorfer ihn ausgewählt hatte, nicht vollbringen können. Daher musste ein anderer als Schuldiger entlarvt werden, und zwar ein Mann, der nicht zu den Gefolgsleuten des Fürstbischofs gehörte. Sein Blick heftete sich auf Eichenloh, der Graf Otto mit flammenden Worten verteidigte, und auf seinen Lippen erschien ein seltsames Lächeln.

»Otto von Henneberg kann wirklich nicht der Mörder sein, denn ich habe gesehen, wie Ihr, Eichenloh, ihn in den Schlafsaal gebracht habt, und da war seine Dolchscheide leer.«

Während die beiden Henneberger aufatmeten und Eichenloh bestätigend nickte, verhärtete Maries Miene sich. »Wer anders als Graf Otto hätte meinen Mann umbringen sollen? Immerhin hat er ihn vor allen Leuten bedroht.«

Sie bot Pratzendorfer damit den Aufhänger, auf den dieser gewartet hatte. »Darf ich Euch daran erinnern, dass Otto von Henneberg nicht der Einzige war, der Euren Gemahl und Eure ganze Sippe geschmäht hat?«

Unwillkürlich wandten sich alle zu Peter von Eichenloh um, der im ersten Augenblick gar nicht begriff, was der Prälat damit hatte sagen wollen. Als er merkte, wohin der Wind sich gedreht hatte, hob er abwehrend die Hände. »Wollt Ihr damit behaupten, ich wäre der Mörder?«

»Nun, Ihr habt den Reichsritter auf Kibitzstein nicht weniger beleidigt und bedroht als Graf Otto, und im Gegensatz zu ihm steht Ihr sicher auf Euren Beinen und könnt diese steile Treppe ohne weiteres bewältigen.« Pratzendorfer gratulierte sich, denn mit diesem Schachzug wusch er einen Gefolgsmann des Fürstbischofs rein und richtete den Verdacht auf einen Gegner Würzburgs. Seine Begleiter hatten ihm genug über den Söldnerführer Eichenloh erzählt, um diesen nicht in den Reihen derer sehen zu wollen, die gegen Gottfried Schenk zu Limpurg standen. Zudem verhalf er damit dem Fürstbischof zu einer persönlichen Rache und konnte sich diesen noch mehr verpflichten.

Obwohl Pratzendorfer leise, ja fast ein wenig zögerlich gesprochen hatte, schlugen seine Worte wie ein Blitz ein. Trudis Augen flammten voller Hass auf, denn sie hatte Eichenloh weder die Begebenheit in Dettelbach vergessen noch die Beleidigungen, die er ihrem Vater und ihr hier an den Kopf geworfen hatte.

Auch Magnus von Henneberg schnappte nach dieser Deutung wie ein hungriger Hund nach einem Knochen. »Der hochwürdige Herr Prälat hat recht, Eichenloh. Ihr habt noch härtere Drohungen gegen den Kibitzsteiner ausgestoßen als mein Bruder. Otto mag aufbrausend sein, aber er ist niemand, der einen anderen Menschen kalten Blutes erschlägt. Euch hingegen gilt ein von Eurer Hand Erschlagener nicht mehr als ein erlegter Hirsch.«

Eichenloh wurde klar, dass Magnus von Henneberg bereit war, ihn für seinen Bruder zu opfern, und verfluchte sich selbst, weil er zu Ottos Gunsten eingegriffen hatte. Dann aber schüttelte er den Kopf. Otto konnte nicht Michel Adlers Mörder sein, und er war es ebenso wenig. Mühsam zwang er sich zur Ruhe und wandte sich an Marie. »Erlaubt mir die Frage, ob Euer Gemahl noch andere Feinde besitzt als diesen jungen Narren und mich?«

Marie wollte schon heftig verneinen, dachte dann aber an den Zwischenfall, hinter dem die Äbtissin des Frauenstifts Hilgertshausen stehen musste. »Feinde hat ein jeder, denke ich.«

»Kann es nicht sein, dass jemand Graf Ottos und meine unbedachten Worte gehört hat und seinen Vorteil daraus ziehen wollte? Immerhin wurde Euer Gemahl fern von allen Leuten im Gemüsegarten ermordet. Das ist kein Ort, den sich ein Hitzkopf für einen Mord im Affekt aussuchen würde. Gewiss weilte Ritter Michel nicht ohne Grund an dieser Stelle. Ein so abgeschiedener Ort ist geeignet für Gespräche, die nicht für jedermanns Ohren bestimmt sind.«

Trudi tat dieses Argument mit einer verächtlichen Geste ab. »Ihr verteidigt Euch so geschickt, so als hättet Ihr Eure Worte bereits vorher zurechtgelegt!«

Der Prälat nahm den Ball auf, den sie ihm unbewusst zuspielte. »Da muss ich der jungen Dame recht geben!«

Eichenloh hätte ihn trotz seines hohen kirchlichen Amtes am liebsten wie einen aufmüpfigen Knecht niedergeschlagen. Allerdings wusste er, dass eine solche Handlung sofort zu seinen Ungunsten ausgelegt werden würde. Nur wenn er gelassen blieb und sich nicht provozieren ließ, konnte er unbeschadet aus dieser elenden Situation herauskommen.

»Ich bin bereit, jeden Eid zu schwören, dass ich keine Hand an den Reichsritter Michel Adler auf Kibitzstein gelegt habe, und im Gegensatz zu Graf Otto vermag mich wohl keiner betrunken zu nennen.«

Der Trumpf stach, denn ein Meineid auf heilige Reliquien war gleichbedeutend damit, seine Seele dem Teufel zu überlassen. Doch sein Gewissen war rein. Eichenloh sah den Markgrafen nicken, während Graf Magnus die Stirn in Falten legte. Leistete Eichenloh diesen Schwur, würde sein Bruder wieder in Verdacht geraten.

Cyprian Pratzendorfer, der selbst vorgeschlagen hatte, Graf Otto den Reinigungseid schwören zu lassen, brachte nun allerlei Einwände vor. »Ein Mord an einem Reichsritter ist eine schwere Sache, bei der es schon des Eides eines wahren Edelmanns bedarf, um von diesem Verbrechen freigesprochen zu werden. Seid Ihr ein solcher Edelmann, Eichenloh? Ich halte Euch für einen Söldner bürgerlicher Abkunft, der allein aufgrund seines Geschicks mit dem Schwert von diesen Herren hier an ihrem Tisch geduldet wird.«

Über Eichenlohs Gesicht huschte ein Schatten, der sich aber sofort wieder verlor. Er vermochte sogar ein wenig zu lächeln, als er sich dem Prälaten zuwandte. »Ich habe geschworen, nie mehr den Namen der Sippe zu nennen, der ich entstamme. Doch einige der Herren hier werden bestätigen können, dass in mir das Blut von Königen, Herzögen und Grafen fließt, welches seit mehr als sechs Generationen niemals durch geringeres Blut verdünnt worden ist.«

Trudi sog überrascht die Luft ein, während Maries Miene ihre gesamte Verachtung für den hohen Adel ausdrückte, die sie in den mehr als fünf Jahrzehnten ihres Lebens angesammelt hatte. Auf Pratzendorfers Gesicht machte sich Unglauben breit, und Magnus von Henneberg begann, Eichenlohs Worte wider besseres Wissen anzuzweifeln, um es ihm unmöglich zu machen, den Reinigungseid zu leisten.

Doch zwei andere Gäste, die Eichenlohs Herkunft kannten, nickten eifrig, und einer von ihnen ergriff sofort das Wort. »Ich kann bestätigen, was Herr von Eichenloh gesagt hat. Er könnte sich ungestraft Graf nennen, hätte er den Namen seines Vaters nicht nach einem Streit abgelegt und sich so benannt, wie wir ihn jetzt kennen.«

»Wie es aussieht, legt Herr von Eichenloh eine gewisse Unverträglichkeit mit seinen Verwandten an den Tag, denn er ist nach allem, was man hört, auch von seinem Oheim im Streit geschieden, obwohl dieser ihn zu seinem Erben hat machen wollen«, stichelte Graf Magnus in hilfloser Wut.

Eichenloh ging mit einem Achselzucken darüber hinweg und sah den Prälaten spöttisch an. »Reicht Euch diese Aussage, oder soll ich den Herold des Königs rufen lassen, damit er meine Worte bestätigt? Er könnte Euch auch das Wappen zeigen, das zu führen ich berechtigt wäre.«

Pratzendorfer sah seine Hoffnung schwinden, Eichenloh als Sündenbock für den Tod des Kibitzsteiners hinzustellen. Aber er gab sich noch nicht geschlagen. »Ihr müsst beweisen, dass Ihr Euren Namen aus freien Stücken abgelegt habt und er Euch nicht wegen übler Taten aberkannt wurde. Euer Ruf ist nicht der beste.«

»Ich wurde weder von der heiligen Kirche in Bann getan noch von einem der Gerichte des Reiches geächtet. Es mag einige Herren geben, die mir gram sind, aber das nur, weil mein Schwertarm der anderen Seite geholfen hat.«

»Und wie war das mit der Nichte des Bischofs?«, fuhr Pratzendorfer ihn an.

Einige Würzburger bedeuteten ihm, still zu sein. Das war keine Sache, die Herr Gottfried an die große Glocke zu hängen wünschte, denn die junge Frau war inzwischen verheiratet, und ihr Onkel wollte vermeiden, dass ein Schatten auf die Ehre der Eheleute fiel.

Eichenloh lächelte nur. Da der Vater des Mädchens ihn damals für einen einfachen Söldner gehalten hatte, war er einer Zwangsverheiratung entgangen. Natürlich hatte er mit dem Mädchen geschäkert, es aber weder verführt noch ihm besondere Avancen gemacht, und so belastete es sein Gewissen nicht, mit ihm verkehrt zu haben. Eine sittsame Maid kroch nun einmal nicht zu einem schlafenden Mann unter die Decke.

Nun begriff auch Pratzendorfer, dass er ein Thema angeschnitten hatte, welches nicht in der Öffentlichkeit besprochen werden durfte, und schluckte seinen Grimm hinunter. »Also wenn die Herren überzeugt sind, dass Ihr von adliger Herkunft seid, will ich mich darin fügen. Daher werdet Ihr Euch jetzt in die Burgkapelle begeben und dort beten, bis morgen früh zur Messe geläutet wird. Nach dem Gebet werdet Ihr Euren Eid auf das heilige Kreuz leisten. Bedenkt aber, dass ein falscher Schwur Euch auf ewig an die Hölle fesseln und Euch unsägliche Pein bereiten wird.«

»Da ich Michel Adler nicht getötet habe, wird mir die Höllenpein wenigstens in diesem Fall erspart bleiben.« Eichenloh verneigte sich spöttisch vor dem Prälaten und um einiges höflicher vor dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und ging mit langen Schritten davon.

Die Tochter der Wanderhure
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