15.

Als Trudi ihren Bericht beendet hatte, glühte Michel vor Zorn. Er ballte die Fäuste, und sein Blick suchte Marie, die so düster wie eine Gewitterwand wirkte und sichtlich mit ihren Gefühlen kämpfte.

»Ich wusste zwar, dass die neue Oberin auch einen neuen Stiftsvogt benennen wollte, aber ich hatte erwartet, der Mann würde sich wie ein guter Nachbar verhalten und das Gespräch mit uns suchen. Nie und nimmer hätte ich mir vorstellen können, dass er wider alles Recht unsere Leute verjagen und unsere Mägde seinem Gesindel überlassen würde.« Michels Stimme klang hart, und doch war sein Zorn nur eine kleine Flamme im Vergleich zu dem Feuer, das in Marie loderte.

»Du hättest den Schuft gleich töten sollen, Trudi. So wird er nur auf Rache sinnen.«

Michel legte den Arm um seine Tochter, die mit kalkweißem Gesicht neben ihm stand. »Trudi hat richtig gehandelt. Ein Toter würde die Sache nur noch schlimmer machen. So aber können wir als Geschädigte vor die Äbtissin treten und Vergeltung fordern.«

»Sie wird sie verweigern. Soviel ich erfahren konnte, handelt es sich bei diesem Weib um eine entfernte Verwandte unseres alten Feindes Rumold von Lauenstein. Daher dürfte sie uns von vorneherein feindlich gesinnt sein.«

Für einige Augenblicke überdeckten die Schatten der Vergangenheit Maries Gedanken, und sie erinnerte sich an die erbitterte Fehde, die sie und Michel mit Rumold von Lauenstein und seiner Tochter Hulda hatten ausfechten müssen. Rumold war in Nürnberg wegen etlicher Verbrechen hingerichtet worden, sein Besitz war an den Pfalzgrafen zurückgefallen. Bereits als sie gehört hatte, wer zur neuen Äbtissin von Hilgertshausen ernannt worden war, hatte sie Schwierigkeiten erwartet, sich aber nicht vorstellen können, dass Klara von Monheim auf eine offene Fehde aus sein würde.

Michel schüttelte seine Benommenheit ab. »Wenn der Bischof glaubt, er könnte uns auf diese Weise kleinkriegen, so hat er sich getäuscht. Ich werde mein Recht zu wahren wissen, und wenn ich Gott und den Rest der Welt um Unterstützung ansuchen muss.«

»In wenigen Tagen findet die Hochzeit auf Fuchsheim statt. Dort werden wir viele unserer Freunde treffen und uns mit ihnen beraten können. Nach diesem Überfall wird jeder von ihnen erkennen müssen, mit welchen Mitteln Seine Ehrlosigkeit Gottfried Schenk zu Limpurg die bischöfliche Macht auszubauen versucht!«

Marie wurde ebenfalls langsam ruhiger und legte sich bereits die Worte zurecht, mit denen sie die noch zögernden Standesherren in diesem Teil Frankens auf ihre und Michels Seite ziehen wollte. Sollte gar nichts mehr helfen, so würde sie notfalls nach Ansbach reiten und den Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg um Hilfe bitten. Jetzt aber nahm sie ihre mutige Tochter in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr, wie stolz sie auf sie war.

Die Tochter der Wanderhure
cover.html
title.html
part001.html
part001chapter001.html
part001chapter002.html
part001chapter003.html
part001chapter004.html
part001chapter005.html
part001chapter006.html
part001chapter007.html
part001chapter008.html
part001chapter009.html
part001chapter010.html
part001chapter011.html
part001chapter012.html
part001chapter013.html
part001chapter014.html
part001chapter015.html
part001chapter016.html
part001chapter017.html
part001chapter018.html
part002.html
part002chapter001.html
part002chapter002.html
part002chapter003.html
part002chapter004.html
part002chapter005.html
part002chapter006.html
part002chapter007.html
part002chapter008.html
part002chapter009.html
part002chapter010.html
part002chapter011.html
part002chapter012.html
part002chapter013.html
part002chapter014.html
part002chapter015.html
part003.html
part003chapter001.html
part003chapter002.html
part003chapter003.html
part003chapter004.html
part003chapter005.html
part003chapter006.html
part003chapter007.html
part003chapter008.html
part003chapter009.html
part003chapter010.html
part003chapter011.html
part003chapter012.html
part003chapter013.html
part003chapter014.html
part004.html
part004chapter001.html
part004chapter002.html
part004chapter003.html
part004chapter004.html
part004chapter005.html
part004chapter006.html
part004chapter007.html
part004chapter008.html
part004chapter009.html
part004chapter010.html
part004chapter011.html
part004chapter012.html
part004chapter013.html
part004chapter014.html
part004chapter015.html
part005.html
part005chapter001.html
part005chapter002.html
part005chapter003.html
part005chapter004.html
part005chapter005.html
part005chapter006.html
part005chapter007.html
part005chapter008.html
part005chapter009.html
part005chapter010.html
part005chapter011.html
part005chapter012.html
part005chapter013.html
part006.html
part006chapter001.html
part006chapter002.html
part006chapter003.html
part006chapter004.html
part006chapter005.html
part006chapter006.html
part006chapter007.html
part006chapter008.html
part006chapter009.html
part006chapter010.html
part006chapter011.html
part006chapter012.html
part007.html
part007chapter001.html
part007chapter002.html
part007chapter003.html
part007chapter004.html
part007chapter005.html
part007chapter006.html
part007chapter007.html
part007chapter008.html
part007chapter009.html
part007chapter010.html
part007chapter011.html
part007chapter012.html
part008.html
part008chapter001.html
part008chapter002.html
part008chapter003.html
part008chapter004.html
part008chapter005.html
part008chapter006.html
part008chapter007.html
part008chapter008.html
part008chapter009.html
part008chapter010.html
part008chapter011.html
part008chapter012.html
part008chapter013.html
part008chapter014.html
part008chapter015.html
part008chapter016.html
part008chapter017.html
part008chapter018.html
part008chapter019.html
backmatter001.html
backmatter002.html
backmatter003.html
copyright.html