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Washington Airport Authority stand auf den Abzeichen ihrer Uniformen und ihren Dienstmarken. Beide Männer waren schlank und muskulös und musterten Pine und die anderen mit kalten Blicken, eine Hand an der Gürtelschnalle, die andere in der Nähe der Pistole im Holster.
Der dunkelhaarige Mann zur Rechten richtete den Blick auf Pine. »Special Agent Pine?«
Sie musterte ihn von oben bis unten, ehe ihr Blick sich wieder auf sein Gesicht richtete. »Was gibt’s?«
Der zweite Cop, ein blonder Hüne, beantwortete ihre Frage. »Wir haben Anweisung, Sie festzunehmen.«
»Aus welchem Grund?«
»Das hat man uns nicht gesagt, Ma’am. Nur dass wir Sie verhaften sollen, damit bestimmte Personen mit Ihnen reden können.«
»Welche Personen?«
»Das werden Sie sehen.«
»Wo wollen Sie mich festhalten?«
»Hier am Flughafen.« Der Blonde schaute auf Fabrikant, dann auf Carol Blum. »Ihre Begleiter ebenfalls.«
Fabrikant protestierte. »Ich muss meine Maschine erwischen!«
Der Dunkelhaarige nahm seine Mütze ab, sodass sein militärischer Kurzhaarschnitt zum Vorschein kam, wischte sich übers Gesicht und setzte die Mütze wieder auf. »Das können wir leider nicht zulassen. Bitte kommen Sie alle drei mit.« Er deutete auf eine Tür zur Linken. Es war eine Sicherheitstür, die mit einer Schlüsselkarte zu öffnen war.
Pine ließ den Blick durch die belebte Flughafenhalle schweifen. »Anscheinend bleibt uns keine Wahl. Okay, gehen wir.«
Die Männer führten Pine und die anderen zur Sicherheitstür, wo der Blonde seine Karte durch ein Lesegerät zog. Die schwere Tür schwang auf. Dahinter erstreckte sich ein langer, leerer Flur.
»Wohin bringen Sie uns?«, fragte Pine.
»Zu einer Arrestzelle hier auf dem Flughafen.«
»Kann ich einen Anruf machen?«
»Das geht leider nicht.«
»Warum nicht?«
»Ich befolge nur meine Anweisungen.«
»Kann ich mit Ihrem Vorgesetzten sprechen?«
»Möchten Sie sich beschweren?«
»Ach, wissen Sie, die Beschwerde kann ich auch gleich bei Ihnen loswerden.«
Bevor der Blonde reagieren konnte, riss Pine das rechte Bein hoch. Ihr Fuß traf den Mann seitlich am Kopf. Der Treffer holte ihn von den Beinen. Als er sich aufzurappeln versuchte, setzte Pine ihn mit einem Ellbogenstoß in den Nacken endgültig außer Gefecht. Der Mann schlug schwer zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Als sein dunkelhaariger Partner zur Pistole griff, hatte Blum ihre Waffe bereits gezogen und zielte auf seinen Kopf.
»Die Hände so halten, dass ich sie sehen kann!«, fuhr sie den Mann an. »Wenn Sie zur Waffe greifen, sind Sie tot.«
»Sie machen einen schweren Fehler«, zischte der Mann.
»Mein Gott!«, rief Fabrikant entsetzt. »Sie können doch keinen Polizisten angreifen!«
Der Dunkelhaarige starrte Blum an. »Hören Sie auf Ihren Freund«, sagte er. »Nehmen Sie Vernunft an, und legen Sie die Waffe weg.«
»Das hättest du wohl gern«, erwiderte Blum.
Fabrikant blickte Blum eindringlich an. »Bitte, tun Sie, was er sagt. Die erschießen uns womöglich.«
»Ja, wenn ich die Waffe weglege«, hielt Blum dagegen.
Pine zog ebenfalls ihre Pistole und richtete sie auf den Dunkelhaarigen. »Auf die Knie. Sofort!«
Der Mann gab sich noch immer nicht geschlagen. »Sie handeln sich einen Haufen Ärger ein«, drohte er.
Pine ruckte mit ihrer Pistole. »Auf die Knie. Ich sag’s nicht noch einmal.«
Der Mann gehorchte.
Im nächsten Augenblick drosch Pine ihm den Pistolengriff über den Schädel. Er stöhnte auf, kippte nach vorne und blieb bewusstlos liegen.
Mit Blums Hilfe fesselte sie die beiden Männer aneinander.
»Das weckt schöne Erinnerungen an diese Raststätte in Tennessee, nicht wahr, Agentin Pine?«, meinte Blum. »Dass Männer auch immer wieder Dummheiten machen müssen. Das ändert sich wohl nie.«
Fabrikants fassungslose Blicke huschten zwischen den beiden Frauen hin und her. »O Gott!«, rief er bestürzt. »Sie haben zwei Polizisten niedergeschlagen und mich zum Mittäter gemacht! Dafür gehe ich ins Gefängnis!«
»Darüber würde ich mir keine Sorgen machen«, sagte Pine.
»Was reden Sie denn da?«, schnauzte Fabrikant und deutete auf die Bewusstlosen. »Diese Männer tragen Uniform, um Himmels willen!«
»Das schon«, entgegnete Pine. »Nur sind sie nicht echt.«
»Nicht echt? Woher wollen Sie das wissen?«
Blum deutete auf die Brust des Blonden. »Keine Namensschilder. Der erste grobe Schnitzer. Kein Cop kann heute ohne Namensschild Dienst tun. Das ist aus guten Gründen verboten.«
»Außerdem tragen sie unpassende Schuhe«, fügte Pine hinzu und deutete auf die Slipper der bewusstlosen Männer. »Ein absolutes No-Go. Ganz zu schweigen davon«, sie zeigte auf die Pistolenmündungen, die aus den Halftern ragten, »dass Polizisten keine Schalldämpfer an der Dienstwaffe verwenden.«
»Drei Fehler sind drei zu viel«, warf Blum ein.
Fabrikant musterte die Bewusstlosen nachdenklich. »Sie glauben, diese Männer geben sich nur als Polizisten aus?«
»Sie sind ein echter Schnelldenker«, sagte Blum.
Fabrikant sah sie schockiert an. »Dann … dann wollten die uns …«
»Eine Kugel in den Kopf jagen, ganz recht«, führte Blum seinen Gedanken zu Ende, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Steigen Sie in Ihr Flugzeug«, sagte Pine, »und finden Sie heraus, so viel Sie können. Kontaktieren Sie mich, sobald Sie handfeste Informationen haben.«
»Aber … was ist mit denen?« Er deutete auf die falschen Polizisten.
»Oh, die findet schon jemand. Ich hoffe, sie kriegen die Rechnung dafür präsentiert, dass sie sich als Flughafencops ausgegeben haben. Ist aber nicht mein Problem. Zum Glück nicht, da meine Befugnisse limitiert sind.«
Fabrikant starrte noch einmal auf die beiden Männer, ehe er durch die Tür eilte.
Pine und Blum folgten ihm und gingen in die entgegengesetzte Richtung.
»Genau das habe ich befürchtet«, sagte Pine. »Diese Typen hatten Zugang zu den Unterlagen der Transportsicherheitsbehörde, in denen wir registriert wurden, als wir die Kontrolle passiert haben.«
»Die haben schnell reagiert.«
»Wenn man die nötigen Ressourcen hat, geht das. Nur übersieht man in der Eile oft Details wie Namensschilder, Schuhe und Schalldämpfer. Dumme Schnitzer.«
»Die letztlich aber bewirkt haben, dass wir den morgigen Tag noch erleben werden.«
»Der heutige ist noch nicht vorbei«, erwiderte Pine.