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Raouls verstörte Miene und seine unruhigen Hände ließen etwas von dem Aufruhr erkennen, der in seinem Inneren tobte. Karla kämpfte mit der Müdigkeit, die sie wie Bleigewichte niederdrückte. Sie hätte so gerne etwas zu ihm gesagt, das ihn aus seiner Stimmung befreien würde, etwas Tröstendes oder Aufmunterndes – aber es fiel ihr nichts ein. »He, es ist alles halb so wild«? – »In ein paar Monaten geht die Welt unter, also entspann dich und genieße den Rest«? Oder: »Dein Daimon ist eine Granate im Bett«? Das hätte ihn wohl kaum aufgebaut. Karla seufzte und schob einen Stapel Notizen in einen Schuber. »Lass uns beim Essen weiterreden.«

Er nickte müde. »Er hat mir einiges zu erklären«, sagte er. »Ich weiß nicht, wo er ist, aber er kann sich ja nicht ewig vor mir versteckt halten.« Die matte Resignation in seinen Zügen begann einer aufflammenden Wut zu weichen – Karla sah es mit Erleichterung. Sie hatte schon zu fürchten begonnen, dass die lange Phase der Deprivation Raouls Verstand und vor allem seiner Persönlichkeit ernsthaften Schaden zugefügt haben könnte. Aber der Zorn zeigte ihr, dass die Betäubung wich und nun der Schmerz sein heilsames Werk tat.

»Wie hat er es vor dir gerechtfertigt?«, fragte Raoul.

»Ich war selbst nicht vollkommen bei mir«, erwiderte sie. »Die letzten Monate waren – ermüdend.« Das war nicht das richtige Wort, aber es war ihr zu anstrengend, danach zu suchen. »Er hat behauptet, dass es ganz normal sei, wenn du eine längere Auszeit nimmst. Und er sagte, dass unsere Nachforschungen seine ständige Anwesenheit erfordern.«

»Was für ein verlogenes …« Raoul fehlten die Worte.

Karla sagte hastig: »Das war mir klar. Ich habe Tora-san um Rat gefragt. Sie hat mir davon abgeraten, irgendwelche gewaltsamen Maßnahmen zu ergreifen, weil sie befürchtete, dass jeder Versuch, Brad die Kontrolle zu entreißen, dir irreparablen Schaden zufügen würde.«

Raoul nickte mit angespannter Miene. »Das ist richtig«, sagte er. »Ein Exorzismus würde meinen Geist in Stücke reißen.«

Karla legte ihre Hand auf seine geballte Faust. »Es gibt wirklich keine Methode, einen Daimon endgültig auszutreiben?«

Er zog seine Hand weg und stand auf. »Keine, die nicht den Wirt töten würde«, sagte er kurz. »Oder ins Irrenhaus bringen. Wenn du einen Daimon für immer zurück in den Æther schicken willst, musst du seinen Wirt erschießen. Anders geht es nicht. Ich wurde schließlich nicht gegen meinen Willen besessen.«

Karla ließ das Thema auf sich beruhen. Sie schob die Notizen in ihren Rucksack und begleitete Raoul zur Tür.

»Es ist wirklich Sommer?« Er griff unschlüssig nach seiner Lederjacke.

»August«, bestätigte Karla. Sie hätte ihre kurze Stoffjacke auch lieber in ihren Rucksack gestopft. Aber sie war es leid, für einen Junkie gehalten zu werden. Der angewidert-mitleidige Blick, der ihr vor ein paar Wochen von einer ehemaligen Kollegin bei einer Begegnung in der Altstadt zuteilgeworden war, hatte ihr gereicht.

Nevio empfing Raoul wie einen verloren geglaubten Sohn. Er komplimentierte sie an den besten Tisch und rannte dann in die Küche, um wenig später eigenhändig die Vorspeise aufzutragen. In seinem Kielwasser segelte Faustina heran, die Raoul in eine liebevolle Umarmung zog.

Als Faustina wieder in die Küche zurückgekehrt war, stürzte Raoul sich wie ein Verhungernder auf die Antipasti. Karla stocherte ein wenig lustlos auf ihrem Teller herum. Ihr Appetit war ihr in den letzten Monaten gründlich abhandengekommen. Sie musste sich gelegentlich daran erinnern, dass ein Mensch Nahrung brauchte. Sie spürte Raouls Blick auf sich und hob den Kopf, um ihn anzulächeln. Es war schön, dass er wieder oben war. Sie hatte ihn vermisst.

»Was habt ihr herausgefunden?«, fragte er und legte sein Besteck auf den Teller. Ganz offensichtlich wollte er mit einem Thema beginnen, das ihn nicht schmerzte.

Karla holte die Notizen hervor. »Das hier hat uns fast drei Monate gekostet«, sagte sie.

Er überflog die Liste, die Daten, die Namen und runzelte die Stirn. »Das sind Flugzeugabstürze, Banküberfälle mit Geiselnahmen, Versicherungsfälle, die aus Naturkatastrophen resultieren, und mehrere Ritualmorde.«

»Ja, und in der zweiten Tabelle sind die Geschädigten aufgelistet. Siehst du, was diese Fälle verbindet?« Sie betrachtete sein Gesicht, während er las, verglich, nachdachte. Sie hatte sich wirklich ins Zeug gelegt, dass Brad sich besser um ihren gemeinsamen Körper kümmerte, aber Daimonen gehörten einfach nicht zu den kooperativsten Lebensformen dieser Welt. Raoul sah schlecht aus. Er hatte zu wenig Schlaf, zu wenig Essen, zu wenig Ruhe bekommen, dafür aber zu viel Alkohol, zu viele Drogen, zu viel Adrenalin.

Als sie aus der Villa geflüchtet und in ihrer Not zu Raoul gegangen war, hatte Brad schon dafür gesorgt gehabt, dass die Wohnung einer Müllkippe glich und ihr Bewohner einem heruntergekommenen Stadtstreicher. Wenn sie nur selbst nicht so damit beschäftigt gewesen wäre zu überleben …

Nevio kam mit dem Hauptgang. Er klopfte Raoul mehrmals unbeholfen und stumm auf die Schulter, warf Karla eine Kusshand zu und ließ sie allein. Raoul sah ihm hinterher und schüttelte in einer Mischung aus Rührung und Gereiztheit den Kopf. »Die beiden sind immer so besorgt«, sagte er. Dann schob er Karla die Notizen wieder hin und sagte: »Ich kapituliere.«

Karla grinste und sah zu, wie er geschickt Spaghetti auf seine Gabel drehte. »Sieh dir nur die Banken und die Fluglinien an.«

Raoul zog den Zettel wieder heran und blickte darauf, während er aß. »Banken eben«, sagte er. »Und Fluglinien.« Er hob die Schultern. Sein Gesicht war zum ersten Mal, seit Karla heute auf ihn getroffen war, wieder entspannt.

»Die Fluglinien.« Sie klopfte darauf. »Sieh hin! Was fehlt?«

Er tat es. Verglich mit den anderen Daten. »Es ist keine einzige Fluglinie dabei, die einem Drachen gehört.«

»Und jetzt die Banken.«

Wieder senkte sich sein Blick. »Hier müssen ja Drachen auftauchen. Alle Banken gehören …« Er verstummte. Blätterte. Runzelte die Stirn. »Credit Suisse«, murmelte er. »UBS. Zürcher Kantonalbank. Schweizer Gnomenschaftsbank.« Er sah auf. »Die Schweizer Banken sind die einzigen Institute auf der Welt, die nicht den Drachen, sondern …«

»… Gnomen gehören«, ergänzte Karla. »Also? Schlussfolgerung?«

Raoul fuhr sich mit der Hand über die Haare. »Die Drachen?«, sagte er ungläubig. »Warum sollten Drachen … Panik stiften? Terror verbreiten? Das schadet doch dem Geschäft.«

»Wir wissen es nicht.« Karla stach in ihre erkaltende Pasta, drehte eine Gabelvoll, legte sie ab. »Du hast doch deinen Drachenfreund. Was würde geschehen, wenn du ihn fragst, was er darüber denkt – oder weiß?«

Lautlos tauchte Faustina neben ihrem Tisch auf. Sie blickte auf Karlas Teller und zog die Brauen zusammen. »Du musst essen, Kind. Du bist viel zu dünn.« Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken. Ihr prüfender Blick wanderte von Karla zu Raoul. »Wie geht es dir?«

Raoul senkte den Kopf. »Bene, Faustina. Etwas durcheinander, aber gut.«

Sie nickte ernst. »Karla hat auf dich achtgegeben. Das war ein Segen.«

»Ein Segen«, bestätigte Raoul leise. Er mied Karlas Blick. »Was ist mit ihr, Faustina? Ist sie krank?«

Die Vampirin lächelte. »Frag sie selbst, Raoul.«

Er ließ Faustina nicht aus dem Blick. »Was habt ihr mit ihr gemacht?« Seine Stimme war sanft, aber darunter lag Stahl.

Karla wollte etwas sagen, aber er hieß sie mit einer Geste schweigen. Er fixierte die Vampirin, die seinen Blick ungerührt erwiderte. »Wir haben ihr das Leben gerettet. Sie ist eine Generartrix. Es gibt nicht viele ihrer Art.«

»Und das heißt?«

»Ich produziere Essentia«, sagte Karla. Der Begriff saß ihr nach all den Monaten immer noch wie Salzsäure in der Kehle. »Und zwar zu viel davon. Es stimmt, Raoul, sie haben mir das Leben gerettet.« Sie verzog das Gesicht. »Aber es ist auch wahr, dass mir einer von ihnen dieses Elend eingebrockt hat.«

»Sei nicht so bitter, Karla«, bat Faustina. »Wir tun, was wir können. Santo ist ein guter Princeps. Er hat deinen Delicatus für seinen Fehler bestraft.«

Karla schloss die Augen. O ja. Das hatte Perfido. Seit vier Monaten befand sie sich in dieser demütigenden, würdelosen Zwangslage – angewiesen darauf, dass die Gens ihr half.

»Karla?«, sagte Faustina und berührte sanft ihre Hand. »Möchtest du ein Glas Wasser?«

Karla zwang sich zu einem Lächeln. Die Vampirin war ihre Freundin und Vertraute in der Villa geworden. Es wäre unfair, Faustina für etwas zu bestrafen, was andere ihr angetan hatten. »Danke«, sagte sie. »Ich könnte allerdings etwas Stärkeres vertragen.«

Faustina stand lächelnd auf. »Ich muss wieder in die Küche. Clemente bringt euch noch das Dessert – und etwas Stärkeres.«

»Generartrix?«, fragte Raoul.

Karla seufzte. »Kit. Mein … Freund. Er hat mich infiziert, wenn man es so nennen möchte. Ich produziere Blut und das, was die Nachtgeborenen ›Essentia‹ nennen. Das ist es, wovon sie sich ernähren.« Sie lächelte schwach. »Wahrscheinlich so ähnlich wie dein Daimon, Raoul. Er zieht es aus deinen Gefühlen, die Vampire nehmen es mit unserem Blut zu sich.«

Raoul war das Thema sichtlich unangenehm. »Und diese Produktion schwächt dich?«

Karla dachte über die Frage nach. »Nein«, antwortete sie dann zögernd, »nicht direkt. Es wäre überhaupt kein Problem. Ich müsste nur mein Blut und die Essentia regelmäßig einem Nachtgeborenen geben, vorzugsweise natürlich meinem Delicatus – und dann wäre alles in Ordnung.« Sie spürte, dass ihr Gesicht zuckte, und legte die Hand auf ihre Wange. »Ich bin nur leider das, was sie eine ›Generartrix‹ nennen. Mein Stoffwechsel produziert riesige Mengen dieser Essentia.« Ungeheure Mengen. Kit hatte diesen Prozess angestoßen, und der sanfte, freundliche Maurizio hatte mit seinem Versuch, sie gut einzustellen, den Rest besorgt. Deshalb musste ihre Produktion zu Anfang mehrmals am Tag reguliert werden, inzwischen »nur« noch zwei- bis dreimal in der Woche. Unwillkürlich rieb sie über die Narben an ihren Armen. Eine Generartrix war ein Schatz, den keine Gens sich durch die Finger gleiten lassen wollte. Sie hätte eine Zimmerflucht bewohnen können, Diener, die sie versorgten und ihr jeden Wunsch von den Augen ablasen, elegante Kleider, jeden erdenklichen Luxus – sogar Kit. Perfido hatte ihr einen Blankoscheck auf ein Leben in Saus und Braus angeboten, aber Karla hatte abgelehnt und war aus der Villa geflohen.

Raouls große Wohnung war ihr als ein Zufluchtsort erschienen, an dem sie ein paar Tage Atem schöpfen wollte. Nun lebte sie immer noch dort, und der rechtmäßige Eigentümer war zurückgekehrt und würde sicherlich wollen, dass sie auszog.

Karla hob den Blick und seufzte. »Raoul, ich ziehe natürlich sofort aus. Wenn ich bis morgen aber noch bleiben dürfte …«

Der Themenwechsel schien ihn unvorbereitet zu treffen. Er runzelte die Stirn. Sein melancholisches Gesicht wurde noch länger und düsterer. »Ich bin dir unangenehm«, sagte er. »Ich bin nicht Brad.«

Karla schloss ihre Hand fest um sein Handgelenk. »Rede keinen Blödsinn! Du bist mir tausendmal lieber als dein Daimon. Brad ist schwierig, anstrengend und hat unappetitliche Angewohnheiten.« Sie lächelte schief. »Allerdings muss ich zugeben, dass er auch sehr charmant sein kann, wenn er will.«

Raoul zog seine Hand weg, weil er dem Kellner Platz machen wollte.

Als sie ihren Espresso und den Grappa tranken und Raoul erst seinen und danach ihren Nachtisch verputzte, fragte Karla: »Du hast wirklich keinerlei Erinnerung an die letzten Monate?«

»Nein«, erwiderte er kurz. »Brad und ich teilen nur wenig miteinander. Es gibt einen Teil unseres Bewusstseins, der uns beiden gemeinsam gehört. Dort legt Brad die Informationen ab, die für mich bestimmt sind.«

»Das klingt nicht gerade nach einem guten Deal«, kommentierte Karla. »Wäre es nicht nützlich, wenn du jederzeit auf sein Gedächtnis und seine Erinnerungen zugreifen könntest?«

Raoul sah sie an. »Du hast keine Ahnung. Ich habe einmal zu Beginn unserer gemeinsamen Zeit versehentlich sein Territorium betreten.« Er schauderte. »Davon träume ich heute noch manchmal.«

»Wie hast du ihn überhaupt damals beschwören können? Du warst doch noch feucht hinter den Ohren.«

Jetzt griff auch Raoul zu seinem Grappa. Er roch daran, verzog das Gesicht und kippte ihn hinunter. »Tora-san«, sagte er.

Karla hatte inzwischen ein paarmal mit der Großmeisterin telefoniert. Tora-san hatte es geschafft, sie zu beeindrucken und gleichzeitig einzuschüchtern. Selbst durch das Telefon war die Wucht ihrer Persönlichkeit deutlich zu spüren gewesen. »Ich stelle es mir schwer vor, ihr Schüler zu sein.«

Raoul dachte darüber nach, während er Zucker in seinen Kaffee rührte. »Nein. Anspruchsvoll, ja. Fordernd. Ich musste immer wach sein. Sie duldet keine Ausflüchte. Aber sie ist auch geduldig und eine gute Lehrerin. Und ganz sicher die stärkste Magierin, die der Schwarze Zweig in seinen Reihen hat.« Er lächelte versonnen. »Ich war damals mächtig stolz, dass sie mich ausbilden wollte.«

»Und sie hat dich mit Brad – verkuppelt?«

Raoul trank die kleine Tasse Espresso mit einem Schluck aus. »Nein. Sie hat mir abgeraten. Sie hat mich gewarnt. Sie hat mir gedroht, mich rauszuschmeißen. Sie hat alle Register gezogen, um mich davon abzubringen. Aber schließlich hat sie nachgegeben und mir geholfen.«

»Warum?«

Er sah erstaunt aus. »Weil sie meinen Wunsch respektiert hat. Wäre das bei euch Weißen Hexen nicht so gelaufen?«

Karla biss sich fest auf die Lippe. »Nein, es wäre so nicht gelaufen. Wenn mein Ausbilder etwas für falsch gehalten hätte, hätte er mir den Marsch geblasen, es mir verboten und fertig. Man muss junge Magiebegabte schließlich noch vor sich und ihren Fähigkeiten schützen.«

»Welpenschutz?« Raoul schüttelte verächtlich den Kopf. »Nein, das sehen wir völlig anders. Jeder hat das Recht, seine Persönlichkeit auszuleben, wie es ihm gefällt, und sich dabei auch Blessuren einzuhandeln. Niemand darf dir vorschreiben, was du zu tun oder zu lassen hast – solange du nicht die Rechte anderer verletzt.«

»Aber das wird doch ständig geschehen«, wandte sie ein. »Wie regelt ihr solche Konflikte?«

»Schlimmstenfalls mit einem Duell.« Raoul grinste. »Ich hätte Tora zum Zweikampf fordern müssen, wenn sie darauf bestanden hätte, sich meinen Wünschen in den Weg zu stellen. Mein Glück, dass sie nachgegeben hat.«

Karla musterte ihn interessiert. Das Leben kehrte in seine Züge, seinen Blick zurück. Er sah nicht mehr aus wie ein wandelnder Toter. Der Wilden Jagd sei Dank – sie war mit Zombies, Ghulen und Wiederkehrern noch nie besonders gut zurechtgekommen.

»Also darf ich noch ein paar Tage bleiben?«, fragte sie. »Ich könnte zwar jederzeit wieder in die Villa ziehen, aber ehrlich gesagt …« Sie schnitt eine Grimasse.

Raoul nickte schwermütig. »Du kannst bleiben, solange du willst. Ich habe Platz genug.« Er räusperte sich verlegen. »Wo – hm –, wo hast du bisher geschlafen?«

Karla benötigte einen Augenblick, bis sie verstand. Sie lachte. »Im Gästezimmer.«

Die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen. »Das Gästezimmer ist nicht sehr komfortabel. Ich könnte dir die Dachwohnung anbieten. Die steht schon seit über einem Jahr leer.« Er hob den Kopf und rief nach der Rechnung.

Karla verdaute diese Information. Natürlich gehörte das Haus ihm – ein wunderbar restauriertes Bürgerhaus in bester Wohnlage. Verdammt, sie vergaß immer mehr, dass er ein arroganter, stinkreicher und höchst vornehmer feiner Pinkel war, der auf eine arme, arbeitslose Weiße He… Karla stöhnte leise auf und vergrub das Gesicht in den Händen.

»Was ist?«, fragte Raoul. Er beugte sich zu ihr und berührte sacht ihren Handrücken mit den Fingerspitzen. »Hast du Schmerzen?«

Karla bemühte sich um ein Lächeln. »Manchmal tut es weh, ja. Ich kann meine Kräfte nicht mehr abrufen. Der Rat hat mich gesperrt.«

Er sah sie fragend an, aber Karla hatte keine Energie mehr, ihm etwas zu erklären. Sie legte den Kopf an die Stuhllehne und schloss die Augen.

»Ich telefoniere noch eben und verabschiede mich von Faustina«, hörte sie Raoul sagen, nachdem er eine Weile mitfühlend geschwiegen hatte.

»Geh nur. Ich ruhe mich ein wenig aus«, erwiderte sie, ohne die Augen zu öffnen. Sie hörte, wie er den Stuhl zurückschob und seine Schritte sich entfernten. Es war so schön still. Sie waren die letzten Gäste, Nevio schloss gerade die Tür ab. In der Küche schepperte Geschirr, aber die Tür dämpfte die Geräusche. Sitzen, nicht denken, nur der Stille lauschen. Wie schön das war.

Last days on Earth: Thriller
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