Als sich das Feuer legt, bin ich total kraftlos. Alle. Um mich herum Staub, Asche, Schwärze. Ich verliere mich im Netz: die Lösung aller Probleme. Es gibt Referate, Aufsätze, Filme, Lieder, Erotikkalender. Also tippe ich zwei Worte bei Google ein: Tod und Gott. Zusammen. Nicht getrennt. Zusammen. Die Seite eins Philosophen namens Nietzsche erscheint, der behauptet hat, Gott sei tot. Das wussten wir bereits: gekreuzigt. Die zweite Seite behauptet das Gegenteil: Gott ist wiederauferstanden, hat über den Tod gesiegt und die Menschen vom Tode befreit. Das ist genauso unbefriedigend, weil’s gelogen ist.

Beatrice stirbt, und man kann nichts machen. Diesmal hat das Internet auf ganzer Linie versagt. Wen juckt es denn, ob Beatrice wiederaufersteht? Ich will sie hier und jetzt, ich will mit ihr jeden Tag meines Lebens verbringen, ihr rotes Haar, ihr Gesicht streicheln, ihr in die Augen sehen, mit ihr lachen, sie zum Lachen bringen und reden und reden und reden, nichts und alles sagen. Der Tod ist eine Sache, die mich nichts mehr angeht. Jetzt muss ich mich um das Leben kümmern, und da es kurz und zerbrechlich ist, muss ich es groß und stark, voll und unzerstörbar werden lassen. Hart wie Eisen.

Nachricht von Silvia: »Lernen wir zusammen?« Ich lerne nicht mehr. Wozu. Ich antworte: »Nein, verzeih …« Silvia antwortet sofort: »Aus Schiss?« Schiss wovor??? Was soll das denn? Silvia dreht offenbar auch am Rad. Dann kommt mir ein Verdacht. Ich kontrolliere die Nachricht, die ich ihr geschickt habe: »Nein, verweiger…« Das gute alte T9. Leider hat es recht. Ich antworte mit der Wahrheit: »Ja, vor allem.«

Schweigen. Ein Schweigen, das einen in den Wahnsinn treibt, so sehr, dass man sich die Klamotten vom Leib reißen und nackt vom Balkon brüllen möchte, dass man es nicht mehr erträgt. Ich bin nicht Eisen, ich bin nicht Feuer, ich bin nichts.

Nachricht von Silvia: »In einer halben Stunde im Park.« Ich antworte ja mit einem Klingeln. Doch ich gehe nicht hin, ich lasse sie genauso allein, wie ich es bin. Ich bin ein Feigling, und über mein Gesicht strömen die bittersten Tränen, die ich kenne, die zu mindestens neunzig Prozent aus dem Salz der Einsamkeit und zu zehn Prozent aus Wasser bestehen.

Dieser Schmerz ist so dicht, dass man auf ihm treibt, ohne unterzugehen.

Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue
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