Eines Tages sieht man in den Spiegel und sieht anders aus als erwartet. Der Spiegel ist die grausamste Form der Wahrheit. Man sieht nicht aus, wie man wirklich ist. Man wünscht sich, dass das Äußere auch das Innere widerspiegelt und die anderen sofort erkennen, ob man ehrlich, großzügig und nett ist … stattdessen braucht es immer Worte und Taten. Man muss beweisen, wer man ist. Wie schön wäre es, wenn man es nur zeigen müsste. Das würde alles einfacher machen.
Ich mach ein bisschen Bodybuilding, leg mir ein Piercing zu, ein Löwentattoo auf den (bei mir inexistenten) Bizeps… nun ja, mal sehen. Aber bei all diesen Dingen weiß man sofort, wen man vor sich hat.
Erika-mit-K hat ein Nasenpiercing, und man weiß sofort, dass sie offen ist und man mit ihr reden kann. Susy hat ein Tattoo rings um den Bauchnabel. Da weiß man auch, wen man vor sich hat. Es ist eine Art Signal, um zu zeigen, dass sie leicht zu haben ist. Wie auch immer: Ich muss auffälliger werden, damit die anderen mich besser sehen. Ich hab’s satt, unsichtbar zu sein.
Beatrice hat das nicht nötig, sie hat rotes Haar und grüne Augen. Das reicht, um zu zeigen, wie sehr sie lieben kann und wie rein sie ist: rot wie der hellste Stern, makellos wie der hawaianischste Sand.