Seit ein paar Tagen habe ich einen Zimmergenossen. Ein irre fetter Typ. Gigantisch. Ein Stadtelefant. Er hat sich zwei Wirbel gebrochen. Er darf sich nicht bewegen und muss alles im Bett erledigen, sogar seine Bedürfnisse. Ich hasse seinen Geruch. Er starrt ständig an die Decke oder in die Glotze, die an der Decke hängt. Hin und wieder unterhalten wir uns. Er ist nett. Ihm geht’s total dreckig, aber er nimmt es gelassen. Hin und wieder wird er sauer, wenn er Schmerzen hat oder nicht schlafen kann. Er hat eine Frau, die ihn pflegt. Die Tochter und der Sohn besuchen ihn oft.
Es ist schön, eine Familie zu haben, die um einen ist, wenn es einem schlecht geht. Was macht man eigentlich, wenn man keine Familie, keine Frau, keine Kinder hat? Wer kümmert sich um einen, wenn man krank ist? Der Elefant hat mir gezeigt, was es bedeutet, eine Familie zu haben. Nicht, dass ich keine hätte. Aber durch ihn habe ich gesehen, was ich bislang nicht gesehen habe. Solange man selber drinsteckt, sieht man die Dinge einfach nicht. Die Eltern sind nichts weiter als zwei amtliche Spielverderber, die nur dazu da sind, einem jeden Spaß zu verbieten.
Doch der Elefant, seine Frau und die Kinder haben mich etwas ganz klar erkennen lassen: Wenn ich erwachsen bin, will ich auch so eine einträchtige Familie haben wie er. Dann kann einem selbst eine Krankheit nichts mehr anhaben, und das ist der Sinn eines gut gelebten Lebens: jemand, der einen liebt, auch wenn es einem schlecht geht. Jemand, der deinen Geruch erträgt. Nur wer deinen Geruch liebt, liebt dich wirklich. Er gibt dir Kraft und Zuversicht, und das erscheint mir eine gute Art, die Tiefschläge des Lebens zu bannen.
Ich muss mir das merken. Ich muss mir das auf jeden Fall merken, es muss Teil meines Traums fürs Erwachsensein werden. Mit Beatrice. Schon jetzt liebe ich ihren Duft. Der unwiderstehliche Duft der Träume, des Lebens und der Liebe.