Was ist denn mit dir los? Jetzt lauf doch mal! Du triffst ja nix…«
Ich bin total fertig. Ich hätte nach meiner Blutspende nicht spielen sollen. Die Krankenschwester hatte mir geraten, mich ruhig zu verhalten. Ich habe ihr nicht gesagt, dass ich Fußball spielen gehen würde, ich durfte beim Spiel einfach nicht fehlen. Jetzt bin ich völlig aus der Puste, es steht 2 zu 2 gegen ein paar erbärmliche Neuntklässler, die das Spiel ihres Lebens machen. Ich habe peinlich oft danebengeschossen, wie Iaquinta an seinem schlechtesten Tag.
»Du bist weiß wie die Tote …«
Die Tote ist ein Super-Emo-Mädel aus der Elften. Ein einziger schwarzer Fleck auf weißer, fast transparenter Haut. Ich muss fast kotzen und kriege keine Luft. Ich muss mich an der Bande festhalten. Alles dreht sich …
Ich nehme den Kopf zwischen die Hände und kauere mich auf den Boden in der Hoffnung, dass das Blut mir wieder ins Hirn fließt. Meine Haut juckt, und mir ist kalt.
»Ich pack’s nicht, Niko …«
Niko mustert mich verächtlich.
Das Spiel endet mit Gleichstand.
Als Ciuffo, Stanga und Spugna in die Umkleide kommen, ziehen sie über mich her.
»Die Mannschaft vom Vandalen hat verloren. Wir hätten sie einsacken können. Jetzt liegen wir noch immer einen Punkt hinten. Und alles nur, weil du zur Schwuchtel mutiert bist … nicht mal ein Spiel hältst du durch …«
»Ich hab heute Blut gespendet …«
»Musste das ausgerechnet heute sein? Obwohl wir ein Spiel hatten?«
Ich antworte nicht.
Ich stehle mich aus der Umkleide und lasse den Wind meine Wuttränen trocknen. Kaum tut man in dieser Welt etwas Gutes, muss man dafür zahlen … die Menschen verstehen einen Scheißdreck von der Liebe. Die denken nur an Fußball und kommen noch nicht mal darauf zu fragen, weshalb man Blut gespendet hat …