Liebesleben

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Das hier sollte die Krönung seines langen Lebenswerkes werden. Adam ärgerte es zwar, derart auf die Technik angewiesen zu sein, die der widerliche Bertram Oswald entwickelt hatte, aber das Endergebnis würde ihn sicherlich so zufriedenstellen, dass er seine Abneigung überwinden konnte.

Der Automat, der auf dem Tisch lag, war im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf stark abgeändert worden. Oswald hatte mit Adam schon früh über die Anatomie seiner mechanischen Frauen beratschlagt. Damals hatte der Anatom nicht geahnt, dass der Erfolg der mechanischen Kurtisanen letztlich dazu führen würde, dass er selbst nur knapp dem Tode entrann. Im Laboratorium lagerten noch mehrere halbfertige Modelle. Adam hatte die besten Bestandteile der mechanischen Frauen in einer harmonischen Form zusammengefasst.

Ihm fiel auf, dass er selbst fast auf dieselbe Art gebaut worden war, aus Leichenteilen zusammengenäht. Doch während er ein Stück Flickwerk mit schiefen Proportionen und unschönen Nähten war, war der mechanische Körper, den er für seine große Liebe geschaffen hatte, vollkommen. Das lag vor allem daran, dass Oswald viel Wert auf Einheitlichkeit und Austauschbarkeit der Teile legte. Natürlich entstandene Menschenkörper besaßen hingegen einen verblüffenden Variationsspielraum, sogar im Rahmen der angeblich normalen Physiognomie.

Die Köpfe von Oswalds Standardmodellen enthielten fast nur Schläuche zum Saugen und für ein sehr rudimentäres Sprechen sowie einige Zahnräder, um die Augen und Gesichtsmuskeln zu bewegen. Wenn er diese etwas anders anordnete, gab es in dem mechanischen Schädel mehr als genug Platz für ein menschliches Gehirn. Es war eine wesentlich größere Herausforderung, das Gehirn so anzuschließen, dass es den mechanischen Körper kontrollieren konnte. Doch in gewisser Weise hatte er auch dieses Problem schon gelöst: Das zarte Spinnennetz aus Draht, das er verwendete, um heißhungrige, fleischfressende Leichen in fügsame Dienerinnen zu verwandeln, ließ sich so umbauen, dass es als Verbindungsteil zwischen Geist und Maschine fungieren konnte. Er verzichtete dieses Mal auf die magnetische Gedankenkontrolle. Diese auferstandene Frau würde ihren eigenen Willen haben.

Adam hob vorsichtig Margarets Gehirn aus seinem Behälter, trennte die Drähte ab und setzte es in den offenen Schädel der mechanischen Kurtisane auf dem Tisch. Ebenso vorsichtig schloss er die Schläuche an, die dafür sorgen würden, dass sein künstliches Blut im Gehirn zirkulierte und es mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgte. Dann befestigte er das metallene Spinnennetz, das es ihr ermöglichen würde, ihren Körper zu kontrollieren. Die Augen waren besser als menschliche Augen und konnten Spektren sehen, die für gewöhnliche Sterbliche unsichtbar waren, und Gehör und Geruchssinn waren ebenso hoch entwickelt. Leider hatte sie keinerlei Geschmackssinn, doch dieses Problem konnte er in Zukunft noch lösen. Adam und seine Liebste konnten sich nun ihr Leben lang vervollkommnen und einander im wahrsten Sinne des Wortes zu besseren Menschen machen.

Wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte er Margaret seine eigene Synästhesie gegeben, damit sie die Querverbindungen im Universum der Sinne schmecken konnte. Aber ohne sein eigenes Gehirn zu sezieren, wusste er nicht, wie er diesen Effekt wiederholen konnte. Trotzdem würde ihre Fähigkeit, Magnetfelder und Teile des infraroten und ultravioletten Spektrums zu sehen, es ihr erleichtern, seine eigene ungewöhnliche Wahrnehmung wenigstens ansatzweise zu verstehen.

In der Liebe war gegenseitiges Verständnis von großer Bedeutung.

Er liebte sie schließlich, und während er daran arbeitete, ihr lebendes Gehirn in ihren mechanischen Körper einzubinden, erfüllten Friede und Glück sein ganzes Wesen. Seit er Margarets Gehirn zum Leben erweckt hatte, hatte er stundenlang mit ihr gesprochen und festgestellt, dass sie Witz und einen regen, wachen Geist besaß. Die Not und nicht Dummheit oder Charakterschwäche hatte sie dazu gebracht, sich als Prostituierte zu verdingen. Margaret war ihrerseits heilfroh über Adams Gesellschaft und verständlicherweise dankbar für seine Bemühungen, ihr wieder ein normales Leben zu ermöglichen. Oh, er war nicht vollkommen ehrlich zu ihr gewesen, was ihren Zustand oder seine Pläne anging. Doch er hatte ihr gesagt, dass jemand sie angegriffen und schwer verletzt hatte, und dass er einen kühnen Plan hatte, ihr das Augenlicht und ihre anderen verlorenen Sinne wiederzugeben und sie stärker und schöner denn je zu machen.

Nun war der Zeitpunkt gekommen.

Er trat einen Schritt zurück, um ihren Körper zu begutachten. Sie trug ein einfaches Leinenhemd, das Adam selbst genäht hatte. (Er konnte ausgezeichnet schneidern, mit Stoff ebenso wie mit Fleisch.) Ihr Gesicht war ruhig und friedlich, sie hatte volle Lippen, und ihre Wangen waren auf ewig leicht gerötet, was ganz reizend aussah. Ihre geschlossenen Augen hatten lange, wunderschöne Wimpern. Ihr Körper war … Nun, Oswald beherrschte sein Handwerk, und Adam hatte seine Schöpfung noch verbessert. Sie war vollkommen, die Statue einer Göttin, scheinbar zum Leben erweckt. Mit einem echten menschlichen Gehirn, dem ein echter menschlicher Geist innewohnte, war sie wahrhaftig zum Leben erweckt.

„Erhebe dich“, murmelte Adam und schaltete das Gerät in seiner Hand ein, das das Spinnennetz in ihrem Gehirn aktivierte.

Margaret schnappte nach Luft und atmete tief ein, was für sie nicht lebensnotwendig war, aber eine bemerkenswerte Auswirkung auf ihren Busen hatte. Sie setzte sich auf und öffnete die Augen. Abgesehen von dem roten Haar und dem blassen Teint ähnelte sie ihrem alten Ich kaum mehr. Doch sie war in jeder Hinsicht schöner als zuvor, und die lebende Seele in ihrem Körper machte ihn so viel schöner, dass Adam nur staunen konnte.

„Ich kann sehen!“, rief sie und streckte die Hände aus. „Das Licht, es ist so viel bunter als in meiner Erinnerung. Ich kann riechen, oh, alles, nichts vermischt sich, ich kann jede Geruchsnote wahrnehmen, und ich fühle …“ Sie wandte ihren vollkommenen Kopf, um Adam anzusehen. Sie zuckte zurück und schrie vor Schreck auf. Ihre Reaktion war so heftig, dass sie beinahe vom Tisch gefallen wäre.

„Erschrick nicht“, sagte Adam hinter seiner Maske. „Ich weiß, ich bin furchterregend.“

Sie streckte den Arm aus und ergriff seine Hand. Mit ihrem Finger fuhr sie über die Nähte, wo seine Finger an seinen Händen befestigt waren. Ihre Hautfarbe variierte, und sie waren in der Länge nicht verhältnisgleich. „Hast du einen Unfall gehabt, Adam?“

„Nein, mein Liebling.“ Er umschloss ihre Hand mit seiner. Es durfte jetzt keine Lügen mehr zwischen ihnen geben. „Man hat mich gemacht, verstehst du? Ein Mensch hat mich erschaffen, vor vielen, vielen Jahren, aus kaputten Teilen zusammengenäht, um daraus ein Ganzes zu machen. Dort, wo es zählt, bin ich wirklich ganz. In meinem Geist, in meiner Seele, im Herzen.“ Nur ein Herz im Augenblick. Das würde er bei Gelegenheit beheben müssen.

Sie nickte. Offenbar fiel es ihr nicht schwer, ihm zu glauben. Sie war intelligent, aber ungebildet. Während ein Mensch mit wissenschaftlichen Kenntnissen wahrscheinlich Schwierigkeiten gehabt hätte, Adams Geschichte zu glauben, war sie mit den Wunderwerken aufgewachsen, die Oswald und seinesgleichen kreiert hatten, und schien seine Geschichte nicht im Geringsten anzuzweifeln.

„Du solltest dich ansehen, Margaret. Ich hoffe, du bist zufrieden. Lass mich dir einen Spiegel bringen.“ Er holte eine blankpolierte Metallplatte, das Spiegelähnlichste, das er besaß. Noch immer neigte er dazu, die Spiegel in seiner Umgebung zu zerschmettern, wenn ihn eine düstere Stimmung überkam. Sie hielt sie sich vors Gesicht.

„Oh, Adam, ich kann es nichts glauben. Du hast mir ein ganz neues Gesicht gegeben!“

„Einen ganz neuen Körper“, sagte Adam.

Margaret senkte den Spiegel und runzelte die Stirn. „Wie meinst du das? Ist das hier nicht mein Körper, den du geheilt hast?“

„Es war unmöglich, dich wiederherzustellen, mein Liebes, dein Körper war zerstört. Nur dein Geist war noch heil. Ich habe dich gerettet und dir deine neue Form gegeben.“

„Wurde ich gemacht, so wie du?“ Sie betrachtete ihr Gesicht noch aufmerksamer im Spiegel, als suche sie nach Narben, Nähten, unschönen Verbindungsstellen.

„Aber nein“, meinte Adam. „Ich bin ein wesentlich besserer Schöpfer, als mein eigener es war. Nein, deine Gestalt ist nicht furchteinflößend, sondern schön, und du bist auch nicht aus zerstörten Körpern zusammengenäht worden, sondern nur aus den modernsten Materialien. Du wirst nicht altern, Margaret. Du wirst auch nicht krank werden. Du wirst für immer wunderschön bleiben. Wir werden zusammen sein, so wie wir es besprochen haben.“ Er umfasste ihre Finger mit seinen.

„Kann ich stehen?“

„Natürlich.“ Er half ihr vom Tisch, und sie schwankte ein wenig, ehe sie ihr Gleichgewicht wiederfand. Sie sah zur niedrigen Decke der Werkstatt empor und auf das Gerümpel, das sie umgab, und runzelte die Stirn. „Es ist so eng und feucht hier, Adam. Ist das der Ort, an dem du deine Wunder wirkst?“

„Das ist er in der Tat. Doch wir brauchen hier nicht zu bleiben, mein Liebling. Ich habe Geld zurückgelegt, und wir können überall hingehen. Wohin wolltest du denn immer schon? Nach Paris? Oder nach Rom? Irgendwohin, wo es warm ist. An einen Ort, der hell ist. Einen Ort, wo wir lieben und geliebt werden und verliebt sein können.“

Sie berührte seine Wange, doch durch die Maske spürte er es nicht. „Darf ich dein Gesicht sehen, Adam?“ Ihre Stimme war leise, ein Flüstern, und er konnte ihren Tonfall nicht einordnen. Das Geräusch sah aus wie ein Wirbel aus dunkler Tinte, die in der Luft zerstob.

„Ich … ich fürchte …“

„Ich muss dein Gesicht sehen“, sagte sie sanft.

„Natürlich.“ Er nahm die Maske ab und hielt dabei die Augen fest zugekniffen. Trotzdem hörte er sie plötzlich keuchen und fühlte, wie sie ihm ihre Hand entriss. „Ich weiß, es ist beängstigend“, sagte er. „Ich war von Anfang an nicht schön. Meine Haut hat schreckliche Erfrierungen erlitten, als ich vor einigen Jahren in der Arktis war, und es gab auch einen Brand, aber …“ Er öffnete die Augen. Margaret stand mehrere Schritte von ihm entfernt und hatte entsetzt die Hand vor den Mund geschlagen.

Das Erste, woran Adam sich erinnerte, war sein Schöpfer, der voller Entsetzen das Monster betrachtete, das er geschaffen hatte. Obwohl Margaret und Victor nicht unterschiedlicher hätten sein können, war ihr Gesichtsausdruck fast derselbe.

Er machte einen Schritt auf sie zu.

Margaret wich weiter zurück, schneller, als er herankam. „Adam, ich … Verzeih mir. Ich werde dich immer als Freund schätzen und als meinen Retter, aber ich fürchte, ich kann nicht deine … deine …“

„Frau“, flüsterte er. „Als du krank warst, im Dunkeln, sprachen wir vom Heiraten, von einer Ewigkeit zusammen.“

„Ja, natürlich, aber ich war krank und verängstigt, und das Einzige, das es auf der Welt gab, war deine Stimme. Jetzt, wo du mich verändert, mich so verwandelt hast, scheint es mir nicht klug, so überstürzt eine solche Vereinbarung zu treffen. Ich bin einfach überwältigt, und …“

„Ich weiß, ich bin fürchterlich anzusehen, Margaret, aber ich bin wahrhaftig derselbe Mann, den du geliebt hast.“ Er versuchte, ruhig stehen zu bleiben, um sie nicht noch mehr zu verängstigen. Aber er brauchte sie so sehr, dass er unwillkürlich einen weiteren Schritt auf sie zuging, obwohl Margaret, wie er es befürchtet hatte, ihrerseits einen Schritt zurückwich. „Der Mann, mit dem du all diese Stunden gesprochen hast, mit dem du deine Träume, deine Ängste, deine Geschichte geteilt hast.“

„Ich weiß es, mein Verstand weiß es, aber dein Gesicht, deine gewaltige Größe … Ich möchte dich nicht kränken, Adam, aber die Wahrheit ist, dass du mir Angst machst. Du hast mir gesagt, mein Körper sei nicht menschlich, dein Körper sei nicht menschlich. Das alles ist zu seltsam, zu viel, um es alles auf einmal zu begreifen. Mein Instinkt sagt mir nur, dass ich weglaufen soll.“ Obwohl es ihr sichtlich schwer fiel, blieb sie standhaft und richtete sich auf. „Ich werde nicht fliehen, weil ich weiß, dass du im Innern sanft und weise bist, und ich werde mich mit der Zeit an dein Aussehen gewöhnen. Aber dennoch … dich heiraten … Wir kennen einander kaum, du kennst mich nicht wirklich, und …“

Adam öffnete und schloss seine riesigen, vernarbten Fäuste. „Deine Seele ist schön, und ich habe deinen Körper so gestaltet, dass er dieser inneren Schönheit entspricht. Das ist alles, was ich wissen muss. Du bist etwas Besonderes. Ich habe dich dazu gemacht. Wie du schon sagtest, wirst du dich mit der Zeit an mein Aussehen gewöhnen, in dir werden Gefühle für mich wachsen, und irgendwann wird die Liebe erblühen.“

„Du hast meine ewige Dankbarkeit“, sagte sie und senkte den Kopf. „Meine ewige Freundschaft. Du hast mir ein neues Leben gegeben, Adam. Einen Neuanfang. Ich schulde dir so viel, doch ich kann nicht …“

Alles brach zusammen. So wie immer. Er fühlte, wie der vertraute, dunkle Sturm in ihm aufstieg, und er versuchte nicht einmal, ihn zu unterdrücken. Die Dunkelheit war sein Geburtsrecht. Sie war das Einzige, das er hatte.

Mit einer Armbewegung fegte Adam eine Reihe Gläser vom Tisch, und sie zerschellten auf dem Boden, dass die Scherben in alle Richtungen flogen. Margaret heulte vor Schreck, und ein dunkler Teil von ihm freute sich, ihren Angstschrei zu hören. Es war schließlich nur natürlich, dass man denen Schmerz zufügen wollte, die einem selbst Schmerz zugefügt hatten. Es war menschlich. „Du hast dich Männern auf der Gasse hingegeben“, sagte Adam mit sanfter, leiser Stimme, während er heranpirschte. „Schmutzigen Männern, die nach Rum stanken, dummen Männern, die nicht einmal Verachtung verdient haben. Du hast sie ihren kranken Samen in dich ergießen lassen – aber mich willst du nicht berühren? Vor mir ekelst du dich?“

„Adam, ich wollte nicht …“

„Du warst eine Hure!“, rief er, Speicheltropfen spritzten ihr ins Gesicht, und sie zuckte zurück. „Ich habe dein totes Gehirn genommen und ihm den Körper einer Göttin gegeben! Ich bin dein Erschaffer, dein Schöpfer, und du wagst es, dich mir zu widersetzen?“ Er streckte den Arm aus, unschlüssig, was er tun wollte. Er wusste nur, er würde Gewalt anwenden.

„Hast du dich niemals deinem Schöpfer widersetzt?“, flüsterte sie. „Er hat dich erschaffen, aber musstest du deshalb sein Sklave sein?“

Adam erstarrte, die Arme vor sich ausgestreckt. Er fing an zu zittern, und die Verletzung in seinem Bein schmerzte.

„Geh jetzt“, flüsterte er. „Lauf, Margaret. Hinter dir gibt es Tunnel, und mit deinen neuen Sinnen solltest du den Luftzug spüren und den Gängen an die Oberfläche folgen können. Du musst gleich gehen, ehe – ehe ich – ich kann mich nicht immer zurückhalten.“

Sie musste den Unterton in seiner Stimme gehört haben, denn sie unternahm keinen Versuch, ihn zu beruhigen, ihn umzustimmen, oder sich auch nur zu verabschieden. Sie rannte.

Er zwang sich, auf dem Boden seines Laboratoriums Platz zu nehmen. Dann vergrub er das Gesicht in den Händen und schluchzte. Diese schmutzige Welt. Er war das geworden, was er verabscheute: Ein Schöpfer, der von seiner Schöpfung Besitz ergreifen wollte, entschlossen, sie zum Gehorsam zu zwingen. Die Liebe war für ihn zum Greifen nah gewesen, doch sie war ihm entronnen. Vielleicht war er auch bloß ein Narr, und es hatte niemals Liebe gegeben, nur eine verzweifelte Frau, die dankbar gewesen war, dass ihr jemand das Leben gerettet hatte. Eine Frau, die mit Wärme der einzigen Stimme geantwortet hatte, die sie hörte. Was hatte er getan? Sie eine Hure genannt. Es war die Wahrheit, aber es zeugte nicht von Güte. Er hatte sie beinahe angegriffen. Sie vertrieben.

Er war ein Monster. Die Welt hatte aus ihm ein Monster gemacht. Er hätte niemals nach London kommen sollen. Er hätte niemals Oswalds Geld nehmen und seinen Versprechungen Glauben schenken, nie der Sehnsucht nachgeben sollen, sich eine Gefährtin zu erschaffen.

Wenn die Liebe für ihn nun verloren war, was blieb ihm dann noch im Leben? Welches Gefühl in ihm war am stärksten neben dem Verlangen nach Liebe? Welcher Wunsch konnte ihn nun antreiben?

Als er die Hand ans Herz presste, an das eine, das von Oswalds Kugel verschont geblieben war, beantwortete sich die Frage von selbst. Sein Name war Adam. Er würde niemals die Liebe finden. Alles, was er nun wollte, war Rache.

Adam ging zu der Kammer, wo er die wilden, gefräßigen Frauen festhielt, die er als seine Ehrengarde ansah. Sie rissen an ihren Ketten, doch sie griffen ihn nicht an, daher musste er auch das kleine magnetische Gerät, mit dem er sie beherrschte, nicht einschalten. Inzwischen hatte ihr verkümmerter Verstand ihn mit Futter in Verbindung gebracht, das Einzige, das sie noch erfreuen konnte. Sie zumindest waren ihm treu ergeben.

Adam stellte sich in ihre Mitte. „Kommt“, sagte er. „Ich füttere euch. Ich füttere euch mit frischem Fleisch. Ich gebe euch das Hirn, die Leber und das Herz des klügsten Mannes in London.“