Hamburg, September 1949
Ausfahrt in der Morgenfrühe, Nebel über den Sandbänken, später die blanke Bläue über der offenen See. Ein paar Stunden ohne Küste. Gegen Abend fahren wir die Elbe hinauf; Parade der ausfahrenden Dampfer, jeder mit einer Schleppe von braunem Rauch. Möwen, Bojen, Leuchttürme. Und dann, je näher wir dem Hafen kommen, das Gewirr der Kranen, Schlepper, Kutter, Maste aller Art und aller Größen, Baggerschiffe, eine schwimmende Ruine aus Rost, Yachten, blank und spielerisch, Takelwerk, Fabriken dahinter und Schuppen ohne Zahl, Schlote, Gasometer, alles hat die gleiche verölte Schwärze, ob Eisen oder Stein oder Holz – Menschenwelt: Güterzüge, Brücken, Straßenbahnen, Schleusen, Lastwagen, Flugzeuge, eine Milchstraße von Glühbirnen … Jetzt ein Gewitter über der Alster, anzusehen wie das Schlußfeuerwerk eines Sommers, das mit Donnern nicht spart, oft in nächster Nähe schmetternd, daß man meint, nachher müßte man taub sein, dazu das Rauschen und Tosen in den Wipfeln einer alten Allee, Regen jagt mit klatschenden Fahnen über Dächer und Terrassen und See, über den Straßen schwebt es wie weißlicher Nebel, ein Schleier von Spritzern; nebenan die Ruine einer Villa, im Nächtlichen schimmernd wie andere Villen; dann aber, sooft ein Blitz sie durchzuckt, sieht man, daß sie keine Stockwerke mehr hat, und die Fassade erscheint wie eine schwarze Larve; dazu das übermütige Gurgeln aus einer überlaufenden Dachtraufe.