Café de la Terrasse
Erst in Zeiten, wo die Arbeit uns wieder verlassen hat, zeigt es sich deutlicher, warum man, wenn irgend es geht, überhaupt arbeitet; es ist das einzige, was uns am Morgen, wenn man jäh und wehrlos erwacht, vor dem Schrecken bewahrt; was uns in dem Labyrinth, das uns umgibt, weitergehen läßt; es ist der Faden der Ariadne –.
Ohne Arbeit:
Das sind die Zeiten, wo man kaum durch die Vorstädte gehen kann, ohne verbraucht zu werden von dem Anblick ihrer formlos wuchernden Versteinerung. Die Art, wie ein Mensch ißt oder lacht, einer, der uns nichts angeht; die Art, wie einer in der Straßenbahn jedesmal vor der Türe stehenbleibt, wenn andere aussteigen wollen, es kann uns an der Menschheit verzweifeln lassen, und irgendein nächster Fehler, ein eigner, bringt uns vollends um die Zuversicht, daß es ein Gelingen jemals geben kann. Das Große und das Kleine unterscheiden sich nicht mehr; beides ist einfach nicht leistbar. Das Maßlose der Angst. Erschlagen stehen wir vor jeder Nachricht von Elend, von Unordnung, von Lüge, von Unrecht –
Anderseits:
Wenn auch nur die Form eines einzelnen Satzes gelingt, der scheinbar nichts mit allem gemein hat, was ringsum geschieht – wie wenig das Uferlose uns anhaben kann, das Gestaltlose im eigenen Innern und rings in der Welt! Das menschliche Dasein, plötzlich erscheint es lebbar, ohne weiteres, wir ertragen die Welt, sogar die wirkliche, den Blick in den Wahnwitz: wir ertragen ihn in der wahnwitzigen Zuversicht, daß das Chaos sich ordnen lasse, fassen lasse wie ein Satz, und die Form, wo immer sie einmal geleistet wird, erfüllt uns mit einer Macht des Trostes, die ohnegleichen ist.