Letzigraben
Meine Baustelle hat noch wenig mit Architektur zu tun. Gräben voll Lehmwasser, Röhren, Hügel von Aushub, der bereits einen Schimmer von grünendem Unkraut hat, dazwischen Baracken, Latrinen, Schuppen voll Gerät oder Zement in papiernen Säcken, Stapel von Brettern, eine Landschaft aus Prügelwegen und Tümpeln, Sprießungen, Flaschenzügen, wo sie die schweren Rohre hinunterlassen. Vom künftigen Hochbau sieht man jetzt die ersten Fundamente, eine Pfahlbauerei aus Eisenbeton; ich bin fröhlich überrascht, wie groß es wird. Trotz der vielen, teils sieben Meter tiefen Gräben bisher nichts gefunden, nicht einmal ein menschliches Skelett, nur Knochen von Pferden. Hier haben die Russen gegen die Franzosen gekämpft; die Ziegel einer römischen Villa sind weithin verstreut über Galgenhügel, Schindanger, Schrebergärten … Zur Zeit bin ich es, der seinen Willen einträgt in dieses Flecklein unsrer Erde, Feldherr über fünfunddreißigtausend Quadratmeter.