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»Janosch«, sagte David. Janosch, sein Partner, auf
den er sich verlassen hatte, wie man sich nur auf beste Freunde
verließ. Janosch war sein bester Freund gewesen. Und nun war
er der Mastermind hinter Verbrechen, die selbst Davids aus
jahrelanger Erfahrung gespeiste Fantasie sprengte, »Hallo, David«,
sagte die Gestalt am Fenster, und sollte noch irgendein Zweifel an
ihrer Identität bestanden haben, war sie jetzt ausgeräumt. Es war
Janoschs Stimme, es war Janoschs leises Lachen, das David
mindestens so gut kannte wie sein eigenes. In diesem Moment
veränderten sich die Lichtverhältnisse auf dem Video.
Offensichtlich hatte jemand einen Spot eingeschaltet, der sich nun
langsam, wie um es spannend zu machen, in Janoschs Richtung
bewegte, bis er dessen Gesicht erleuchtete, sodass Janosch nun klar
zu erkennen war: die aschblonden, jetzt kurz geschnittenen Haare,
die scharfe Raubvogelnase, die leicht unreine Haut, obwohl er schon
über dreißig war, der schmale Mund, das kräftige Kinn. Der leicht
verdrehte linke Fuß, eine Behinderung, die sich Janosch so
sorgfältig abtrainiert hatte, dass man sie nur sah, wenn er müde
war.
»Du bist bestimmt überrascht, mich hier zu sehen,
David«, sagte Janosch, und es klang, als lese er es von irgendwoher
ab oder als hätte er es extra für diese Gelegenheit auswendig
gelernt. »Aber du sollst wissen, dass du der einzige Mensch gewesen
bist, dem ich vertraut habe, und deshalb will ich, dass du alles
von mir weißt, bevor ich verschwinde. Fangen wir einfach, na ja,
mit der Wende an. Da war ich Siebzehn, und da, wo ich herkomme,
sind, na sagen wir mal, ein paar Dinge vorgefallen, die mich dazu
veranlasst haben, ganz woanders mein Glück zu suchen. Alles
begann...«