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Jackie steuerte das Boot im Windschatten von Devil’s Limb in einem langsamen Kreis herum, während Abbey und ihr Vater es auf Schäden untersuchten. Er beugte sich in den Motorraum hinab und untersuchte ihn gründlich, während Abbey ihm eine Taschenlampe hielt. Sie sah schwarze, ölige Bilge darin schwappen – das Boot war leck.
»Wie schlimm ist es?«
Straw kam wieder zum Vorschein, richtete sich auf und wischte sich die Hände an einem Papiertaschentuch ab. Er war durchnässt, das hellbraune Haar klebte ihm an der Stirn. Er hatte ein blaues Auge und eine Schnittverletzung an der Wange. »Der Rumpf hat ein paar hässliche Risse, die im starken Seegang schlimmer werden könnten. Jetzt werden die Bilgepumpen noch gut damit fertig.«
Er kletterte die Kajütenleiter hinauf zur Steuerkabine. Jackie hatte am UKW-Radio den Wetterkanal eingestellt, und die Computerstimme leierte die hässlichen Zahlen herunter: Wellenhöhe bis zu drei Meter, Wind dreißig Knoten, in Böen bis zu sechzig Knoten, starker Regen, Hochwasserstand der Flut bis zu einen Meter fünfzig über dem Durchschnitt, Unwetterwarnung für kleine Wasserfahrzeuge … Der Sturm würde noch schlimmer werden, ehe er wieder nachließ.
Jackie stand am Steuer und schaute auf die Seekarte aus Papier, die auf der Halterung am Armaturenbrett ausgebreitet war. »Ich finde, wir sollten um Sheep Island herumfahren und die innere Passage nach Rockland nehmen.«
Straw schüttelte den Kopf. »Dann hätten wir Dwarssee. Besser fahren wir gerade über die Bucht – dann haben wir nachlaufende See.«
Ein Blitz erleuchtete den Himmel, gefolgt vom Donner. Abbey erhaschte einen kurzen Blick auf das Wrack des anderen Bootes, nur noch ein paar Stücke geborstener Glasfaserkunststoff, die von den erbarmungslosen Brechern am Riff zerschlagen wurden.
»Wir könnten auch Kurs auf Vinalhaven nehmen«, sagte Jackie. »Dann haben wir gegenlaufende See.«
»Das wäre eine Möglichkeit.«
Abbey erklärte schließlich: »Wir fahren weder nach Rockland noch nach Vinalhaven.«
Ihr Vater wandte sich ihr zu. »Was soll das heißen?«
Sie sah ihn und Jackie an. »Wir haben etwas Wichtigeres zu tun.«
Die beiden starrten sie an.
»Das wird sich jetzt verrückt anhören, aber Jackie kann es bestätigen. Letztes Jahr haben die USA einen Satelliten in eine Umlaufbahn um den Mars geschickt. Das Ziel war, den Planeten und seine Monde zu kartografieren. Unter anderem hat er mit einem Bodenradar Bilder von einem der Marsmonde gemacht, Deimos.«
»Abbey, bitte, das ist wirklich nicht der passende Zeitpunkt –«
»Hör mir zu, Dad! Das Radar hat etwas auf Deimos aufgeweckt. Eine sehr alte, sehr gefährliche, außerirdische Maschine. Wahrscheinlich eine Waffe.«
»Von all den verrückten –«
»Dad!«
Er verstummte.
»Eine außerirdische Waffe. Die die Erde beschossen hat. Dieser Meteorit, den wir vor ein paar Monaten gesehen haben, war der erste Schuss. Diese Show auf dem Mond war der zweite.«
Sie erklärte knapp, wie sie und Jackie nach dem Meteoriten gesucht und das Loch gefunden hatten, wie sie Wyman Ford kennengelernt hatte und was sie beide zusammen entdeckt hatten.
Der Gesichtsausdruck ihres Vaters wechselte plötzlich von Unglauben zu Skepsis. Er sah sie durchdringend an. »Und?«
»Dieser Schuss auf den Mond war eine Demonstration. Eine Warnung.«
»Also, was willst du jetzt tun?«, fragte Jackie.
Ein Windstoß ließ die Steuerkabine wackeln, Gischt klatschte gegen die Fenster. »Ich weiß, das hört sich verrückt an, aber ich glaube, wir können sie aufhalten.«
Jackie sah sie zweifelnd an. »Drei nasse Leute, die in einem Sturm vor der Küste von Maine bibbernd auf einem Boot sitzen, ohne Handyempfang, werden die Welt retten? Bist du irre?«
»Ich habe eine Idee.«
»O nein, nicht wieder eine von deinen Ideen.« Jackie stöhnte.
»Du kennst doch die Earth Station, diese riesige weiße Kuppel auf Crow Island? Weißt du noch, dass wir auf der Highschool ein paar Schulausflüge dorthin gemacht haben? In dieser Radarkuppel ist eine Satellitenschüssel, die AT&T gebaut hat, um Telefongespräche nach Europa zu senden. Jetzt wird sie für Satellitenkommunikation genutzt, für die Übertragung von Fernsehsignalen, Internetverbindungen, Handygespräche und so weiter.«
»Und?« Jackie strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht.
»Wir richten sie auf Deimos und schicken dem Scheißding eine Botschaft.«
Jackie starrte Abbey an. »Was denn für eine Botschaft? ›Mein großer Bruder kommt gleich und verhaut dich?‹«
»Das habe ich mir noch nicht genau überlegt.«