38

Abbey hatte Cheeseburger zum Abendessen gemacht, aber das Fleisch war zu lange gebraten und trocken, der Käse in der Pfanne angebrannt, und die Brötchen waren matschig. Ihr Vater saß ihr am Tisch gegenüber und kaute stumm, mit gesenktem Blick und langsam malmendem Kiefer.

Er legte den halbgegessenen Burger auf seinen Teller, stupste den Teller ein Stückchen von sich und blickte endlich zu Abbey auf. Seine Augen waren blutunterlaufen. Einen Moment lang dachte sie, er hätte wieder zu trinken angefangen, was er nach dem Tod ihrer Mutter ziemlich heftig getan hatte. Aber nein, das war es nicht. Er roch nicht einmal nach Bier.

»Abbey?« Seine Stimme klang heiser.

»Ja, Dad?«

»Die Versicherung hat sich gemeldet.«

Der Klumpen Cheeseburger in ihrem Mund klebte auf einmal fest. Sie versuchte mühsam, ihn herunterzuschlucken.

»Sie werden den Schaden nicht übernehmen.«

Langes Schweigen.

»Warum nicht?«

»Weil das eine Versicherung für ein gewerblich genutztes Boot war. Du warst nicht auf Hummerfang. Was du getan hast, betrachten sie als Freizeitnutzung.«

»Aber … du könntest doch behaupten, ich hätte gefischt.«

»Es gibt einen offiziellen Bericht der Küstenwache, Polizeiberichte, Zeitungsartikel. Du hast nicht gefischt. Ende.«

Abbeys Mund war strohtrocken. Sie überlegte, was sie sagen könnte, doch ihr fehlten die Worte.

»Ich habe das Boot noch nicht abbezahlt, und bis ich das geschafft habe, bekomme ich keinen Kredit für ein neues. Die Hypothek, die ich außerdem abbezahle, ist größer als der Wert dieses Hauses. Mein bisschen Erspartes ist für deine anderthalb Jahre Jux und Tollerei am College draufgegangen.«

Abbey schluckte wieder und starrte auf ihren Teller hinab. Ihr Mund fühlte sich an wie mit Asche gefüllt. »Ich gebe dir alles, was ich beim Kellnern verdiene. Und ich verkaufe das Teleskop.«

»Danke. Ich nehme deine Hilfe an. Jim Clayton hat mir für diese Saison einen Job auf seinem Boot angeboten. Wenn die Saison gut läuft, können wir mit dem, was wir beide verdienen, das Haus vielleicht gerade noch halten.«

Abbey spürte, wie ihr eine dicke Träne aus dem Auge quoll, seitlich an ihrer Nase hinablief, kurz hängenblieb und dann auf den Teller tropfte. Danach kam noch eine, und noch eine. »Es tut mir so leid, Dad.«

Sie spürte seine rauhe Hand, die sich auf ihre schob und sie drückte. »Ich weiß.«

Sie ließ den Kopf hängen, und ihre Tränen tropften auf das Burger-Brötchen, das davon noch matschiger wurde. Ihr Vater ließ ihre Hand los und stand vom Tisch auf. Er ging zu seinem alten Schottenkarosessel vor dem Holzofen, ließ sich darin nieder und griff nach der Lincoln County News.

Abbey räumte den Tisch ab, kratzte die halbgegessenen Burger von den Tellern in den Eimer für die Hühner, machte den Abwasch und stapelte das Geschirr zum Trocknen neben der Spüle auf. Ihr Vater hatte davon gesprochen, irgendwann demnächst mal eine Spülmaschine anzuschaffen, aber dieser Tag würde wohl nie kommen.

Tja, dachte Abbey mit einem eigenartigen Gefühl, taub und teilnahmslos, sie hatte das Leben ihres Vaters so ziemlich ruiniert.

Der Krater
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