29

Randall Worth schaltete den Motor aus, trieb durch den Nebel und starrte auf seinen Radarmonitor. Der helle Punkt auf dem Bildschirm, ein paar hundert Meter genau südlich, musste die Marea sein. Der dicke grüne Schmierfleck dahinter war Shark Island.

Shark Island. Acht Meilen vor der Küste, kein Hafen, umgeben von Riffen, praktisch unmöglich, dort anzulanden, außer das Meer war totenstill. Die perfekte Schatzinsel. Warum war er nicht selbst darauf gekommen?

Er warf den Anker und achtete darauf, dass die Kette nicht schepperte. Sobald der Anker fest war, begann er seinen Rucksack zu packen. Hinein kamen eine kleine Werkzeugkiste, Drahtschneider, Bindedraht, Klebeband, ein Messer, die 44er-Magnum und eine Schachtel Winchester-Hohlspitzgeschosse.

Er lehnte sich zurück, wartete ab und lauschte in den Nebel. Die Insel war etwa vierhundert Meter weit weg, und der Nebel dämpfte jedes Geräusch. Er konnte nichts hören. Er spürte, wie sein Herz hämmerte, und versuchte, dieses kribbelnde Gefühl zu ignorieren, als krabbelten Insekten unter seiner Haut herum. Noch nicht, nicht jetzt. Er brauchte einen klaren Kopf.

Dann hörte er etwas: einen schwachen Ruf. Er beugte sich vor. Dem Ruf folgte leises, aber deutliches Jubelgeschrei.

Jubel.

Er richtete sich mit pochendem Herzen auf. Das war die Stimme des Triumphs. Sie hatten ihn gefunden. Heilige Scheiße. Nicht zu glauben. Er schnappte sich den Rucksack, warf ihn ins Beiboot, sprang hinterher und begann wie besessen in Richtung der Marea zu rudern. Die See war ganz ruhig und der Nebel ein echter Glücksfall für ihn.

Ein paar Minuten später tauchte der Umriss der Marea vor ihm auf. Er nahm die Ruder hoch und lauschte aufmerksam. So dicht an der Insel konnte er ihre körperlosen Stimmen deutlicher hören – sie schwatzten aufgeregt. Außerdem hörte er unverkennbare Geräusche des Grabens, eine Schaufel klapperte, eine Hacke fiel klirrend auf Stein. Er bugsierte sein Beiboot zum Heck der Marea, machte es fest, hievte seinen Rucksack an Bord und sprang hinüber.

Worth blieb in der Steuerkabine stehen und bemühte sich, zu Atem zu kommen und seine zitternden Hände zu beruhigen. Das verdammte Meth machte ihn wirklich fertig, total hektisch. Nach dieser Nacht würde er fürs Leben ausgesorgt haben, dann war Schluss damit. Er würde das Zeug nicht mehr brauchen. Er hörte sein Herz wummern, und das Blut rauschte ihm in den Ohren. Auf dem Armaturenbrett stand eine Flasche Jim Beam, und er griff danach, genehmigte sich einen ordentlichen Schluck und noch einen. Allmählich kam er wieder runter.

Er konzentrierte sich, überprüfte den Batterieschalter und vergewisserte sich, dass er auf Aus stand. Er holte die kleine Werkzeugkiste aus seinem Rucksack, nahm einen Schraubenzieher heraus, schraubte die Abdeckung des Elektronik-Schaltbretts ab und legte sie beiseite. Ein Haufen Drähte lag nun vor ihm, säuberlich in verschiedenen Farben kodiert und gebündelt.

Er wusste ganz genau, was er zu tun hatte.

Der Krater
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