51

Abbey staunte darüber, wie schnell sich der verlassene, regennasse Park mit Leuten füllte. Sie kamen aus den Häuschen und Wohnungen, weißhäuptige Damen, die Polnisch sprachen, Männer mittleren Alters mit Bratwurst-Wampen, junge Leute in Arbeitskleidung, Hip-Hop-Kids, Junkies, Säufer, Ladenbesitzer und Yuppies, und bildeten eine Menschentraube vor dem kleinen Reihenhaus. Ford und Abbey mischten sich unter die Leute, während die Polizei alle zurückdrängte, Barrikaden aufstellte und die Straße sperrte. Zwei Krankenwagen trafen ein, gefolgt von Zivilwagen voller Detectives von der Mordkommission in braunen Anzügen, weiteren Rettungswagen, einem Van der Spurensicherung und schließlich dem Übertragungswagen eines lokalen Fernsehsenders.

Abbey drängelte mit den anderen nach vorn und lauschte dem Stimmengewirr. Irgendwie, scheinbar durch Osmose, erfuhr die Menge alles: Zwei Leichen im Flur vor dem Wohnzimmer gefunden, aus nächster Nähe erschossen, das Haus auf den Kopf gestellt. Niemand hatte irgendetwas gehört, niemandem waren Fremde aufgefallen, niemand hatte vor dem Haus geparkte Autos bemerkt.

Als die Polizisten die wachsende Menge energisch anzuschreien begannen, wies Ford Abbey mit einem Nicken auf ein Grüppchen älterer Frauen hin, und sie drängelten sich dorthin durch.

»Entschuldigen Sie«, sagte Ford, »aber ich bin gerade erst hier eingezogen. Was ist denn passiert?«

Alle wandten sich ihm begierig zu, fingen sofort an, durcheinanderzureden und einander zu unterbrechen, während Ford sie mit interessierter Miene und großen Augen ermunterte und hin und wieder erstaunte Ausrufe einwarf. Wieder einmal staunte Abbey über Fords chamäleonartige Fähigkeit, eine Rolle zu spielen und dadurch an Informationen zu gelangen.

»Mrs. Corso und ihr Sohn Mark … Er ist gerade erst aus Kalifornien zurückgekommen … Reizende Frau, der Mann ist vor ein paar Jahren an einem Herzinfarkt gestorben … Hat es seitdem nicht leicht gehabt … Wohnen schon ihr Leben lang hier … Ein guter Junge, hat immer fleißig gelernt, war an der Brown University … Bei Moto’s hat er gearbeitet, um sich was dazuzuverdienen … Kommt mir vor, als hätte er gestern noch im Park Baseball gespielt … Eine Tragödie …«

Als die sprudelnden Informationsquellen ausgeschöpft waren, zogen Ford und Abbey sich an den äußersten Rand der Menge zurück. Fords Miene war düster. »Wie lautete seine Stellenbezeichnung in der Personalakte?«, fragte er Abbey.

»Leitender Techniker Datenanalyse.«

Ohne ein weiteres Wort klappte Ford sein Handy auf, wählte die Telefonzentrale der NPF und ließ sich mit Derkweiler verbinden.

»Hier spricht Ford von der Agency«, sagte er knapp. »Dieser Corso, der für Sie gearbeitet hat – was genau hat er gemacht, und warum wurde er entlassen?«

Lange herrschte Stille, während Ford seinem Gesprächspartner lauschte. Abbey konnte Derkweilers Stimme ganz schwach aus dem Telefon quaken hören. Ford bedankte sich und legte auf.

»Also?«, fragte Abbey.

»Er war dafür zuständig, Radar- und Fotodaten des Mars Mapping Orbiters zu bearbeiten.«

»Und?«

»Und für die außerordentliche Kündigung gab es einen schwerwiegenden Grund. Derkweiler sagt, Corso habe sich nicht ›angemessen an den Prioritäten orientiert‹ und sei ›von irrelevanten Gammastrahlungsdaten besessen‹ gewesen. Er habe sich geweigert, Anweisungen zu befolgen, und bei einer internen Konferenz eine Szene gemacht.«

Abbey überlegte kurz. »Besessen, ja?«

Ford räusperte sich.

»Was wissen Sie über Gammastrahlung?«

»Dass vom Mars keine kommen dürfte.«

Der Krater
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