Ach ja, noch was:
Monate später wurde Bettina Weber wegen Totschlags an Robert Fuchs zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Die Todesursache des Babys blieb ungeklärt. Die Ermittlungen wegen jahrelangen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen und Minderjährigen zogen sich in die Länge. Die Mauer des Schweigens und der Angst, die die Erleuchteten errichtet hatten, war nur schwer zu durchdringen. Aber irgendwann würde jemand sprechen und dann käme eine Lawine in Gang – genau wie bei den Missbrauchsskandalen in christlichen Kinderheimen und Internaten.
Annabell Stickel und Klara Billerbeck kehrten nach Deutschland zurück. Sie wurden wegen meiner Entführung vor Gericht gestellt und erhielten milde Strafen. Nicht zuletzt, weil ich mich nur noch an weniges erinnern konnte. Egal, ich hatte mich ja bereits an ihnen gerächt.
Der große Sieger der Geschichte war der Pop-Titan. Pitt Brett wiederholte das Geständnis nicht, das er gegenüber Kleist abgelegt hatte. Und Stickel und Billerbeck schwiegen über das, was sie wussten.
Mich wunderte, dass Kleist das Spiel mitspielte. War mein Hauptkommissar doch nicht so wahrheitsliebend-preußisch?
Die Erklärung kam eines Abends beim gemeinsamen Essen. Ich musste die Frage einfach stellen: »Sag mal, warum hast du Brett kein Verfahren wegen Vortäuschung einer Straftat angehängt?«
»Weil mir die Beweise fehlen. Außerdem hat er die Kosten für den Polizeieinsatz bezahlt – ohne irgendeine Schuld anzuerkennen. Fünfzigtausend Euro in die Staatskasse.«
»So einfach geht das?«, fragte ich enttäuscht.
»Den wichtigsten Grund, die Sache auf sich beruhen zu lassen, kennst du noch nicht«, lächelte Kleist milde.
»Und der wäre?«
»Du singst doch morgens beim Frühstück so gerne und so laut die Radiosongs mit. Brett plant eine neue Sendung. Ein WSDS für Leute über fünfzig. Und er hat mir versprochen, dass du der neue Superstar wirst.«