Kurse, Kurse, Kurse

Den Sonntag verbrachte ich in aller Ruhe zu Hause. Ich las einige Geschichten, die von Aussteigern der Sekte stammten. Alle bewerteten ihre Erlebnisse letztendlich gleich: Ihnen war eine Schlinge um den Hals gelegt worden, die langsam, aber kräftig zugezogen wurde.

Sehr dreist waren die Preise, die für die Kurse gefordert wurden. So kostete ein Intensivkurs mehr als 600 Euro pro Stunde und ein sogenannter Gewissheitskurs, der zwölf Stunden dauerte, fast 7.000 Euro. Die Erleuchteten hatten ein Gerät entwickelt, das E-Meter genannt wurde, wohl die abgespeckte Version eines Lügendetektors. Das Teil kostete ebenfalls stolze 7.000 Euro und wurde bei jedem Kontrollgespräch mit einem in der Hierarchie niedriger stehenden Sektenmitglied eingesetzt. Sektenkritiker rechneten vor, dass der Materialwert des Geräts bei etwa hundert Euro lag.

Ich las und las, doch was genau die Faszination dieser selbst ernannten Kirche ausmachte, erschloss sich mir einfach nicht. Wo war das Wohlfühlmoment, das immer neue Menschen in die Fänge dieser Sekte lockte?

In einem Forum, das ein Verbot der Kirche der Erleuchteten diskutierte, schrieb ein junger Mann:

 

Ich bin glücklich mit der Kirche der Erleuchteten. Sie ist kein Wirtschaftsunternehmen, sondern meine Religion. Ich glaube an unsere Erleuchtung und stehe dazu. Das muss respektiert werden! Ich bin auch nicht labil gewesen, als ich zu dieser Kirche gekommen bin, sondern wusste, was ich tat. In der Kirche der Erleuchteten gibt es wirklich etwas, was wenige Religionen haben: Gemeinschaft. Für mich ist meine Kirche toll.

 

Das klang ehrlich. Viele Christen waren von ihrem Glauben ebenso überzeugt. Im alten Rom waren sie bereit gewesen, für ihn zu sterben. Und heute sprengten sich islamistische Selbstmordattentäter in die Luft, um Allah zu gefallen. Die Erleuchteten wollten lediglich an die Geldbeutel. Für sich gesehen war das zwar übel, aber weniger verwerflich.

Am Abend rief Arnold Weber erneut an. Monika hatte sich bei ihm gemeldet.

»Bettina hat sie nach Florida gebracht. Da haben diese Verbrecher angeblich eine Trainingszentrale. Ich denke aber, es handelt sich um ein Straflager mit Gehirnwäsche. Was soll ich jetzt tun?«

Ich konnte Weber nicht helfen. Monika war eine erwachsene Frau und durfte sich aufhalten, wo sie wollte. Ich wies ihn auf Selbsthilfegruppen von Aussteigern aus der Kirche der Erleuchteten und auf den Sektenbeauftragten der Landesregierung hin.