Extra vergine ohne Chili

Dort wartete Kleist auf mich.

»Schön, dass du wieder da bist«, meinte er und umarmte mich. »Du hast ja einen Sonnenbrand.«

»Ja. Diese Florida-Sonne war ganz schön heftig.«

»Komm erst mal an«, lächelte er. »Ich habe was eingekauft und Wein kalt gestellt.«

»Perfekt«, freute ich mich.

Wir gingen in die Küche. Die Tür zum Garten war geöffnet. Im Schein der Gartenbeleuchtung tanzten Mücken.

Ich erzählte von den Erlebnissen und es kam, wie es kommen musste.

»Und wie hast du Stickel und Klara dazu gebracht, dir die DVD zu geben?«

»Vielleicht wollten sie doch noch späte Gerechtigkeit«, versuchte ich es.

»Kann ich mir nicht vorstellen«, zweifelte Kleist. »Das Video hätten sie uns doch sofort aushändigen können, dann säße Bettina Weber schon längst in U-Haft. Irgendwas passt da nicht zusammen.«

»Ich brauch noch ein Glas Wein. Dann sage ich dir, wie es wirklich war.«

»Gut«, sagte er und schenkte ein. »Ich höre!«

 

Der Abend mutierte dann doch nicht zu einer Gerichtsverhandlung gegen Grappa wegen unseriöser Informationsbeschaffung.

»Ganz astrein war dein Vorgehen nicht«, tadelte Kleist zwar. »Aber lass uns den Mantel des Schweigens darüber breiten. Danke, dass du mir die Wahrheit gesagt hast.«

Ich war erleichtert. »Bleibst du über Nacht?«, fragte ich.

»Wenn du es möchtest«, sagte er.

»Ich brauche jemanden, der meine verbrannten Hautflächen mit Olivenöl einreibt«, grinste ich.

»Extra vergine?«

»Na, klar. Aber nicht das Öl mit dem Chili.«

»Och, wie schade!«

Sein Handy klingelte. Der Hauptkommissar sagte nicht viel, sondern hörte zu.

»Bettina Weber ist festgesetzt«, erzählte er dann. »Sie hat den Mord an Fuchs gestanden. Einer zügigen Auslieferung steht nichts im Wege. Die Beretta gehörte Fuchs.«