Clara schreibt sich anders

Die Namen auf der Liste von Mystic Food sagten mir immer noch nichts.

Siebzehn weibliche Namen. Ich sprach sie laut vor mich hin – auf eine Eingebung wartend. Bei zwei Namen stockte ich dann doch etwas, denn die Vornamen waren abgekürzt. B. Schillinger und K. Liefers.

Ich rief bei Mystic Food an und gab mich als Mitarbeiterin der Buchhaltung des Senders aus.

»Es geht um die Begleichung der Rechnung für das Catering. Ich brauche die Vornamen von zwei Kellnerinnen, um das Geld anweisen zu können. Unsere Honorarabteilung ist da sehr pingelig. Es geht um B. Schillinger und K. Liefers.«

»Moment, ich schau nach.« Die Telefonistin blätterte.

»Brigitte und Klara. Klara mit K.«

Bingo. Klara – mit K.

Ich rief Kleist an. »Nur ganz kurz«, sagte ich, »wie heißt deine Clara mit Mädchennamen?«

»Sie ist nicht meine Clara«, entgegnete er.

»Welchen Mädchennamen hatte sie?«

»Liefers.«

»Und ist sie eine Clara mit C oder eine Klara mit K?«

»K.«

»Genau das wollte ich hören«, jubelte ich. »Danke dir.«

»Moment … Was soll diese Frage?«

»Später. Ich melde mich.«

Es ergab trotzdem keinen Sinn. Klara jobbte bei Mystic Food, besaß einen Glencheckrock und war beim Casting eingesetzt worden. Annabell Stickel hatte sie eingestellt. Na und? Catering-Unternehmen arbeiteten immer mit Aushilfskräften. Nichts Besonderes.

An meiner Eifersucht konnte es ja bestimmt nicht liegen, dass meine Synapsen zu tanzen begannen und ich mir Klara als Spinne in einem Netz vorstellte, die Pitt Brett, Monika Weber, Annabell Stickel und Robert Fuchs aus irgendwelchen dunklen, aber bestimmt bösen Motiven umspann und bei Friedemann Kleist Unterschlupf suchte, um den Finger am Puls der Polizei zu haben. Gesetzt, sie wäre hinter Brett her, war ihre Strategie genial.

Aber mir wollte kein Motiv einfallen, das Klara mit einer der Personen in dem Feld von kriminalistisch involvierten Menschen verbinden könnte.

Es blieb, dass sie sich als Kellnerin in den Westfalenhallen frei bewegen konnte und dass sie sich an Kleist herangemacht hatte, den Mann, der die Untersuchungen führte. Nur – wozu?

Jessica von Neuenfels unterbrach meine Grübeleien. »Sie bekommen Ihr Interview. Exklusiv. Aber erst morgen, und nicht hier in Bierstadt. Sie müssten Herrn Brett in seinem Haus aufsuchen.«

»Mit Fotograf?«

»Meinetwegen. Aber Pitt kann seine Meinung auch wieder ändern. Hoffentlich geht das gut Samstagabend.«

»Was ist denn mit ihm?«

»Er ist komisch drauf … fast so …« Sie zögerte.

»Wie denn?«, hakte ich nach.

»Viel zu ruhig, fast schläfrig. Als wäre er irgendwie noch auf Droge.«

»Der wird schon wieder der Alte«, tröstete ich. »Wann dürfen wir morgen bei ihm vorsprechen?«

»Elf Uhr. Die genaue Anschrift maile ich Ihnen gleich. Ich werde auch da sein.«