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Heikel
…
Lena dachte über dieses Wort nach, während sie
versuchte, sich daran zu gewöhnen, dass die Lenkung des
Dienstwagens zu viel Spiel hatte.
Bei einer
erfolgreichen Vernehmung kam es darauf an, sich ganz langsam zum
Höhepunkt vorzutasten. In diesem Fall war das der Moment gewesen,
als Plashett Brants Assistenten zu sich rief und alle beide
zugaben, sie hätten das Gebäude als Letzte verlassen und könnten
sich zudem nicht erklären, warum Brant ihnen den Abend freigegeben
hatte. Er habe nur gemeint, sie sähen müde aus. Außerdem sei es
erst Donnerstag, weshalb sie ihre Kräfte für das Wochenende schonen
müssten. Brant habe gestern Abend gewirkt, als bedrücke ihn etwas,
sodass er lieber allein sein wolle.
Heikel.
Da die Firma ein
Ableger von Plashetts universitärer Lehrtätigkeit war, waren die
Sicherheitsvorkehrungen locker, und so war nirgendwo registriert,
wann Brant das Büro verlassen hatte, um nach Hause zu fahren. Eine
Überprüfung von Brants Computer hatte leider ergeben, dass die
letzte Datei um dieselbe Zeit abgespeichert worden war, als die
beiden Mitarbeiter Feierabend gemacht hatten: um zehn, nicht etwa
um fünf Uhr morgens.
James Brant hatte
kein Alibi, nichts, was bestätigte, dass er Tito Sánchez die
Wahrheit gesagt hatte.
Nun kam es vor allem
darauf an, weiter für alle Möglichkeiten offenzubleiben, sich
streng an die Beweise zu halten und sich nicht von
Nebensächlichkeiten auf eine falsche Fährte locken zu lassen. Man
musste Kurs halten und Abzweigungen unter allen Umständen
meiden.
Lena warf einen Blick
auf ihren Partner und sah dann wieder auf die Straße. An der Linda
Vista Road fuhr sie vom Freeway 134 ab. Das College, an dem Nikki
Brant Kunstgeschichte unterrichtet hatte, lag auf der anderen Seite
von Glendale in den Hügeln oberhalb des Rose Bowl. Novak trank die
nächste Cola Light aus der Kühltasche, die er im Kofferraum
aufbewahrte, und tat, als lese er eine seiner Rentnerbroschüren.
Jedenfalls glaubte Lena, dass er nur so tat, denn die Broschüre
warb für Bauland in Idaho, dem Staat, wo Polizisten aus Los Angeles
am liebsten ihren Lebensabend verbrachten. Schon eine Woche nach
ihrer ersten Begegnung war es Lena gelungen, Novak den Umzug nach
Idaho auszureden. Er angelte zwar gerne, aß aber lieber Lachs als
Forelle. Außerdem war er erst dreiundfünfzig, trank und rauchte
nicht mehr und hatte noch mindestens ein Drittel seines Lebens vor
sich. Falls er wirklich noch einmal von vorn anfangen wollte,
eignete sich der Nordwesten viel besser für dieses Vorhaben. Seit
Lena ihre häufigen Reisen nach Seattle mit der Band ihres Bruders
geschildert und beschrieben hatte, wie Wasser und Land dort
aufeinandertrafen, war Novak ganz begeistert von der Idee.
Inzwischen stellte er ihr jedes neu in Frage kommende Umzugsziel
vor, als brauche er ihre Zustimmung.
»Sag jetzt bloß
nicht, dass Idaho wieder im Spiel ist«, frotzelte sie.
Novak legte die
Broschüre weg und griff zu einer seiner Angelzeitschriften, bereits
bei der Titelgeschichte aufgeschlagen. Dann zeigte er auf die
Abbildung einer Flunder, die nicht auf einem Eisbett, sondern auf
Tomaten lag.
Lena schüttelte den
Kopf. »Was soll das? Der Fisch hat doch nichts mit Tomaten zu
tun.«
»Tomaten kann man nur
wenige Monate im Jahr anbauen, weil sie sehr frostempfindlich sind.
Eine Flunder hingegen überlebt prima in eiskaltem Wasser, und zwar
dank eines bestimmten Gens. Wenn man es schafft, dieses Gen im
Fisch zu entschlüsseln, könnte man es in eine Tomate
einschleusen.«
»Hmm«, brummte Lena.
»Ein Frostschutzgen. Deshalb sind die Tomaten, die man im Laden
kauft, wahrscheinlich so lecker. Und wo ist der Zusammenhang mit
Idaho?«
»Da hast du ganz
Recht. Heutzutage sind Tomaten nicht mehr lecker. Ich weiß nicht,
wann ich zuletzt eine Tomate gegessen habe, die nicht nach Wasser
geschmeckt hat. Vielleicht haben sie das Flundergen ja schon
eingeschleust, ohne dass wir es ahnen.«
»Worauf willst du
hinaus, Hank?«
»Dass man sich in
Idaho möglicherweise genug Land leisten könnte, um selbst welche
anzubauen.«
»Mag sein. Aber was
hindert dich daran, Tomaten zu pflanzen, wo du
willst?«
»Und was ist mit der
Erntezeit? In Seattle dauert sie sicher nicht lang, weil es dort
oben kalt ist. Was ist, wenn ich mit den Tomaten anfange und
feststelle, dass ich das dämliche Frostschutzgen
brauche?«
Als sie ihn forschend
ansah, bemerkte sie das Funkeln in seinen Augen und das Grinsen,
das um seine Lippen spielte.
»Wie viele Tomaten
willst du denn essen, Hank?«
»Eine ganze Menge«,
erwiderte er. »Solange ich beim ersten Bissen nicht an Flundern
denken muss.«
Er fing an zu lachen.
Es war ein Spiel. Eine kleine Aufmunterung nach einem langen
Vormittag, den sie mit einer Leiche verbracht und wieder einmal
einen Einblick in die Welt erhalten hatten, für deren Erforschung
man sie bezahlte. Im College würden sie erneut eine Hiobsbotschaft
überbringen müssen. Noch mehr Trauer, während der trübe Tag sich
dahinschleppte und die Düsternis sich hartnäckig
hielt.
Lena fuhr am Rose
Bowl vorbei, bog an der Ampel links ab und durchquerte ein weiteres
ruhiges Viertel, das sich in die üppig grünen Hügel schmiegte. Nach
etwa einem Dreiviertelkilometer wurde die Straße steiler. Das Land
hier war unbebaut, und hohe, goldene Gräser wiegten sich im Wind.
Als Lena in die Auffahrt einbog, schienen sich die San Gabriel
Mountains auf der anderen Seite des Tals ihr entgegenzuneigen.
Obwohl es schon spät im Jahr war, trugen einige Gipfel im Osten
noch Schneekappen. Die Aussicht hier oben war
atemberaubend.
Lena hörte, wie Novak
die Zeitschrift fallen ließ. Der Wagen holperte über eine
Temposchwelle. Hinter einer Kurve kam jenseits der Bäume ein
gewaltiges schwarzes Gebäude in Sicht, das sich quer über die
Gipfel zweier Hügel erstreckte. Die Straße verlief darunter
hindurch. Lena war nicht sicher, ob der Vergleich mit einem
umgekippten Wolkenkratzer oder mit einer Brücke aus schwarzem Stahl
und Glas näher lag. Jedenfalls gefiel ihr das Gebäude. Die
Architektur rief verschüttet geglaubte Erinnerungen wach – an das,
was sie vor langer Zeit einmal hatte werden wollen.
Lena schob den
Gedanken beiseite und stellte den Wagen auf der anderen Seite des
Gebäudes auf dem Besucherparkplatz ab. Beim Aussteigen konnte sie
der Versuchung nicht widerstehen, noch einen Blick auf das Bauwerk
in luftiger Höhe zu werfen, in dem das gesamte College
untergebracht war.
Elvira Gish nahm sich
den Tod ihrer Kollegin sehr zu Herzen. Sie saßen in der Cafeteria
an einem Tisch. Obwohl die Frau die Hiobsbotschaft – eine grobe
Schilderung unter Auslassung der grausigen Einzelheiten – bereits
vor einer Viertelstunde erhalten hatte, schien sie noch immer bis
ins Mark erschüttert.
»Fühlen Sie sich
nicht wohl?«, fragte Novak.
Um Fassung ringend,
schaute Gish von ihrer noch ungeöffneten Flasche Mineralwasser auf.
»Bitte haben Sie noch einen Moment Geduld mit mir.«
Schweigend musterte
Lena die Frau mittleren Alters. Obwohl sie mit einer Reaktion wie
dieser gerechnet hatte, wunderte sie sich über das zornige Funkeln
in ihren kristallgrünen Augen.
»Erzählen Sie mir
noch einmal, was geschehen ist«, begann Gish
schließlich.
Novak senkte die
Stimme. »Wir haben Ihnen alles gesagt, was wir können. Wie lange
haben Sie denn mit Nikki Brant zusammengearbeitet? Zwei
Jahre?«
»Zwei Jahre«,
bestätigte Gish.
Lena stellte fest,
dass sie von einer sechs- oder siebenköpfigen Studentengruppe am
anderen Ende des Raums beobachtet wurden. Die Erkenntnis, dass es
sich um eine schlechte Nachricht handelte und dass die Überbringer
Polizisten waren, stand den jungen Leuten ins Gesicht geschrieben.
Sie drehte sich wieder zu Gish um, die unruhig auf ihrem Stuhl
herumrutschte. Die Dozentin hatte hellbraunes Haar mit grauen
Strähnen, das sie in einem lockeren Pferdeschwanz trug. Ihr Gesicht
war weich und rund. Um Augen und Mund hatte sie Lachfältchen. Als
Lena Novak ansah, nickte er bedächtig und zog Notizbuch und Stift
aus der Tasche.
»Der Student am
Empfang hat uns erzählt, Sie und Ms. Brant seien nicht nur
Kolleginnen, sondern auch privat befreundet gewesen«, begann
Lena.
»Ja, das stimmt«,
erwiderte Gish.
»Hat sie je Probleme
mit einem Studenten oder einem anderen Dozenten
erwähnt?«
»Alle mochten Nikki.
Sie gehörte zu unseren beliebtesten Mitarbeitern.«
»Und Sie beide
standen sich nah«, sagte Lena. »Sie hat sich Ihnen
anvertraut.«
»Ja.«
»Worüber haben Sie
denn so geredet?«
Als Gish sie ansah,
war ihr der Zorn deutlicher anzumerken als zuvor. »Ihren Mann«,
antwortete sie. »Wir haben meistens über ihn
gesprochen.«
»Gab es da
Schwierigkeiten? Ihr Mann hat die Ehe als perfekt bezeichnet.«
»Ist das Ihre
Wortwahl oder seine?«
»Seine«, entgegnete
Lena. »Ich habe ihn wörtlich zitiert.«
Gish rutschte weiter
auf ihrem Stuhl herum und dachte nach. Offenbar tat sie sich mit
der Entscheidung schwer.
»Nikki wollte eine
Familie gründen. Er nicht«, sagte sie schließlich.
»Also haben sie
deswegen gestritten.«
Gish nickte. »Nikki
war Waise. Sie wünschte sich Kinder und wollte so gerne Mutter
werden. Es war sehr wichtig für sie.«
»Streit kommt in den
besten Ehen vor. Was wollen Sie mir damit mitteilen?«
»Ich bin seit zehn
Jahren verheiratet«, erwidete Gish. »Es war mehr als nur Streit. Er
machte ihr Angst. Nikki fürchtete sich vor ihm.«
»Hat er sie
geschlagen?«
»Ich bin nicht ganz
sicher. Vor etwa drei Monaten habe ich an ihrem Arm oberhalb des
Ellenbogens einen Bluterguss bemerkt. Als ich sie danach fragte,
behauptete sie, sie sei gestürzt.«
»Haben Sie ihr
geglaubt?«
»Damals habe ich mir
nicht viel dabei gedacht. Inzwischen jedoch habe ich Zweifel. In
der Ehe musste alles nach seinem Willen gehen. Sie hat die zweite
Geige gespielt. Zumindest hatte ich diesen Eindruck.«
»Haben Sie jemals
weitere Verletzungen bemerkt?«
»So, wie sie sich
normalerweise anzog, hätte sie welche haben können, ohne dass ich
es gesehen hätte.«
»War sie öfter
krankgeschrieben?«
»Nikki liebte ihren
Beruf. Soweit ich mich erinnere, hat sie nie ein Seminar ausfallen
lassen.«
Nach einem Blick auf
Novak holte Lena eine Blanko-Visitenkarte aus der Tasche, schrieb
ihren Namen und ihre Telefonnummer darauf und reichte sie
Gish.
»Kann sich die
Polizei denn keine richtigen Visitenkarten für ihre Detectives
leisten?«, meinte Gish.
Lena zuckte mit den
Achseln. »Ich hätte da noch eine Frage.«
Die Frau nickte und
steckte Lenas Karte ein.
»Hat Ms. Brant selbst
gesagt, dass sie sich vor ihrem Mann fürchtete, oder ist das Ihre
Auslegung?«
Gish sah Lena in die
Augen. Ihre Züge wurden hart. »Das ist ein wörtliches
Zitat.«
»Wann hat sie es denn
gesagt?«
»Vor drei Tagen.
Nachdem sie einen Termin bei der Frauenärztin vereinbart hatte. Ich
war in ihrem Büro, als sie den Hörer auflegte.«
Lena versuchte, sich
nichts anmerken zu lassen. »Wissen Sie zufällig, wie diese
Frauenärztin heißt?«
Gish nickte und
senkte, unfähig zu sprechen, den Kopf. Die Erkenntis, was ihrer
Freundin zugestoßen sein könnte, schien über das Gebäude und das
Tal hinwegzustreichen wie ein Schwarm schwarzer
Krähen.
Es war zwar nur so
eine Idee, schien jedoch die fünfzehnminütige Fahrt nach South
Pasadena wert zu sein. Novak grübelte schweigend vor sich hin. Die
Reisebroschüren zu seinen Füßen waren vergessen. Wenn Lena seinen
Gesichtsausdruck richtig deutete, dachte er im Moment weder über
Idaho und Seattle noch über Tomaten mit Flundergenen
nach.
Die Pause war vorbei.
Novak war zwar Polizist, aber auch Vater von drei
Töchtern.
Nach der Ampel am
Orange Grove Boulevard bog Lena links in die Mission Avenue ein.
Drei oder vier Querstraßen weiter erkannte sie das Gebäude
gegenüber einem Buchladen und stellte den Wagen auf dem Parkplatz
ab. Elvira Gish wusste deshalb, wer Nikkis Frauenärztin war, da sie
ebenfalls zu ihr ging. Die Praxis war nicht weit von ihrem
Arbeitsplatz entfernt. Außerdem gab es hier unweit des
Krankenhauses in der Fair Oaks Avenue eine Reihe weiterer
Fachärzte. Lena kannte das Viertel, weil ihr Bruder mehr als einmal
mit ihr den Buchladen auf der anderen Straßenseite besucht hatte.
Book-’em Mysteries war auf
Kriminalromane spezialisiert und Davids Lieblingsbuchladen gewesen.
Doch als sie nun den Parkplatz überquerten und das Gebäude
betraten, dachte Lena nicht an ihren Bruder.
Sichtlich um ein
professionelles Auftreten bemüht, saß Dr. Sarah Colletti hinter
ihrem Schreibtisch, während Lena und Novak sie zu ihrer ehemaligen
Patientin befragten. Als sie sich am Empfang angemeldet hatten,
hatte Dr. Colletti sofort die Sprechstunde unterbrochen. Sie schien
nicht viel älter als Lena zu sein und besaß unter gewöhnlichen
Umständen sicher ein warmes, vertrauenerweckendes Lächeln. Doch
dieses Lächeln war schon vor einer Weile verflogen, und zwar sobald
die Tür sich geschlossen und Novak ihr mitgeteilt hatte, dass Nikki
Brant ermordet worden war.
»Ja, sie war
schwanger«, erwiderte Colletti. »Ich habe es ihr gestern gesagt.
Sie hat sich sehr gefreut.«
Die Bestätigung
senkte sich bleischwer über die Anwesenden. Nikki Brant hatte ein
Kind erwartet, als sie erstochen worden war.
»Wie oft war sie bei
Ihnen?«, fragte Lena.
»Anfangs einmal im
Monat, dann etwa alle zwei Wochen. Nikki wollte unbedingt ein Kind.
Sie hatte einige Male falschen Alarm.«
Novak blätterte ein
paar Seiten in seinem Notizbuch zurück. »Haben Sie bei den
Untersuchungen je Striemen oder Blutergüsse festgestellt?«,
erkundigte er sich nun.
Colletti starrte ihn
nur wortlos an.
»Eine Freundin von
ihr hat uns erzählt, sie habe vor ungefähr drei Monaten einen
Bluterguss an ihrem Arm bemerkt«, fuhr Novak fort. »Da sie
mindestens einmal im Monat bei Ihnen gewesen ist, würde uns
interessieren, ob Sie ihn auch gesehen haben.«
Die Ärztin schüttelte
den Kopf.
»Was war mit ihrer
Vagina?«, hakte Novak nach.
»Mir sind nie
Verletzungen aufgefallen. Weder Risse noch Abschürfungen noch
andere Hinweise auf gewaltsamen oder erzwungenen Sex. Wenn Sie
darauf hinauswollen, ob Nikki Probleme mit ihrem Mann hatte: Sie
hat nie etwas dergleichen erwähnt. Als ich ihr eröffnete, sie sei
schwanger, war sie ganz aus dem Häuschen. Ich habe ihr etwas gegen
die Übelkeit verschrieben. Und das war es dann.«
Während Lena sich den
Namen des Medikaments notierte, fragte sie sich, warum sie am
Tatort keine Tabletten gefunden hatten. »In welchem Monat war sie
denn?«
Colletti kämpfte mit
den Tränen, konnte sich aber beherrschen. Sie nahm ein Blatt Papier
aus einer Akte und reichte es Lena. Novak rückte näher heran, um
besser sehen zu können. Es war ein Ultraschallbild, das einen Fötus
mit gut erkennbaren Fingern und Zehen, zusammengerollt im
Mutterleib, zeigte.
»Nikki war in der
zehnten Woche«, erklärte Colletti. »Sie wünschte sich einen Jungen,
aber es war noch zu früh, um das genau festzustellen.«
Nachdem Novak das
Bild lange Zeit gemustert hatte, gab er es der Ärztin zurück. Auf
dem Weg durch den Vorraum hörte Lena, wie Colletti der
Empfangssekretärin die Anweisung gab, die nächste Untersuchung um
eine Viertelstunde zu verschieben. Die Ärztin schloss die Tür ihres
Büros. Sie hatte sich mächtig zusammengerissen, dachte Lena. Aber
man brauchte kein Genie zu sein, um zu erraten, was Colletti in der
nächsten Viertelstunde tun würde. Am gestrigen Nachmittag hatte sie
einer jungen Frau die freudige Nachricht überbringen können, dass
sie bald Mutter werden würde – ein Traum, den die
Ultraschallaufnahme bestätigte. Und heute waren Mutter und Kind vom
Abgrund verschluckt. Für immer ausgelöscht und
verschwunden.