11:30
»Schwere Schießerei in Speyer«, sagte Rodeberger und schaute Lena Böll fragend an. »Könnte er das sein?«
Krüger warf einen Blick auf Rodebergers Bildschirm und rannte zu seinem Computer. Dort öffnete er Google Street View und gab eilig die genannte Adresse ein.
»Gutbürgerliche Umgebung. Haus mit Garten. Unterkellert.«
Lena Böll zögerte noch. Konnte er das sein? Speyer lag in Rheinland-Pfalz, wo sie ohne Genehmigung nicht tätig werden durften. Wenn sie die Pfälzer nicht informierten und jenseits des Rheins in eine Schießerei verwickelt wurden, konnte das unter Umständen Ärger geben. Sie würden dort anrufen müssen.
»Gibt es noch andere Meldungen aus Speyer?«, wollte sie wissen.
»Hmm … Moment … eine Einbruchsmeldung … innerhalb der letzten Stunde … bei einem älteren Ehepaar.«
Böll und Krüger schauten sich an. Er zuckte mit den Schultern. »Feindesland«, sagte er bissig. »Während wir fahren, kann Franz uns ankündigen.« Er sah aus, als könnte er es kaum erwarten.
»Betriebsausflug«, antwortete sie knapp, doch in ihrem Innern wurde eine Lawine losgetreten.
Schwere Schießerei in Speyer!
Ihr Plan war tatsächlich aufgegangen. Nummer Zwei hatte ihre Botschaft erhalten! Er versuchte, Katjas Schwester zu befreien, und offensichtlich war er ebenfalls bewaffnet. Aber war er seinem Gegner auch wirklich gewachsen?
Sie dachte an den Brief, an das, was er in seinem Leben mitgemacht hatte, und sie überkam ein Gefühl der Scham. Sie hatte Nummer Zwei bewusst in die Enge getrieben, und er hatte – wie geplant – reagiert. Was aber, wenn er scheiterte?
»Lena? Alles okay?« Krüger stand nur wenige Schritte von ihr entfernt und schaute sie argwöhnisch an.
»Ja, alles okay«, log sie wie in Trance.
Drei Minuten später waren sie mit Blaulicht auf der Autobahn unterwegs.