Da
kommt’s gleich doppelt dick:
Diäten machen fett & krank!
Die langfristige Sinnlosigkeit zeitlich begrenzter Abnehmkuren konnte die bislang umfangreichste Übersichtsstudie der größten kalifornischen Universität anhand der Analyse von 31 Studien zu dauerhafter Gewichtsreduktion 2007 belegen: „Diäten sind nicht geeignet, um Übergewicht langfristig zu reduzieren.“ In den ersten sechs Monaten verloren die Teilnehmer zwar durchschnittlich fünf bis zehn Prozent ihres Körpergewichts. Dabei war egal, mit welcher Diät sie abnahmen – die negative Energiebilanz lässt grüßen. Doch so schön der Erfolg des ersten Halbjahres auch gewesen sein mag, so ernüchternd waren die Erkenntnisse nach zwei bis fünf Jahren: Die Mehrheit der Diätler hatte die verlorenen Kilos wieder zugelegt. Je nach ausgeübter Diät wogen bis zu zwei Drittel der Probanden sogar mehr als zu Beginn ihrer Schlankheitskur. Dabei muss zusätzlich berücksichtigt werden, dass bis zu 50 Prozent der Teilnehmer häufig wegen mangelnden Erfolgs vorzeitig aussteigen und nicht mehr befragt werden können – die Quote der „Nach-Diät-Dickeren“ wäre dann sogar noch höher. „Diäten sind der Weg in die Fettsucht“, warnt auch Professor Manfred Fichter, Vorsitzender der deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Besonders viel Gewicht legten nachvollziehbarerweise diejenigen Menschen zu, die bereits mehrere Diäten hinter sich hatten. Diese Erkenntnis erklärt in Zusammenhang mit dem Jo-Jo-Effekt auch die hohe Zahl der Frauen, die sich regelmäßig erneut einer temporären Diät unterwerfen. Weiter wird plausibel, warum jedes Jahr die Diätsaison aufs Neue beginnt: Im Frühjahr abnehmen, bis zum Winter wieder zunehmen, und im kommenden Frühling geht das „Auf-und-ab-Spiel“ von vorne los – zum Leidwesen der Betroffenen meist mit höherem Startgewicht. Die Autoren der Studie warnen genau davor: Zahlreiche Untersuchungen legen nahe, dass die ständige Änderung des Körpergewichts durch häufiges Ab- und Zunehmen aufgrund der zeitlich begrenzten Diäten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Diabetes erhöht. Der Jo-Jo-Effekt erhöht ebenfalls das Risiko eines Herzinfarkts und das unabhängig vom BMI. Einen weiteren gesundheitsschädlichen Effekt von Diäten entdeckten sowohl kanadische Forscher aus Québec als auch koreanische Wissenschaftler der Kyunkpook National University: Abspecken spült Schadstoffe ins Blut. Diese aus dem Fett gelösten Gifte werden mit der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes in Zusammenhang gebracht. Mit steigendem Ausmaß der Fettreduktions-Kuren stieg auch die Konzentration der fettlöslichen Chemikalien im Blut.
Halten wir an dieser Stelle grundsätzlich fest: Diäten machen dick und krank. Für die Forscher ist der „Dickmachereffekt“ von Diäten eindeutig, auch weil er von einer weiteren Studie mit über 19.000 Teilnehmern bestätigt wurde: „Diäten sind einer der besten Parameter zur Vorhersage für eine künftige Gewichtszunahme.“ Damit ist die Diätindustrie sicher einer der wenigen Wirtschaftszweige, der Interesse daran hat, dass seine Produkte versagen: denn machen Diäten dicker statt schlank, dann bleibt die beleibte Zielgruppe erhalten und die Diätanbieter bleiben fett im Geschäft. Daher abschließend noch eine Empfehlung für Leser, die abnehmen möchten: Fragen Sie die Anbieter von zeitlich begrenzten Diäten bitte nach Langzeitergebnissen. Sollten Sie keine brauchbaren Angaben erhalten, die eine langfristige Bewertung der Schlankheitskur ermöglichen, so wundern Sie sich nicht: Bis jetzt ist keine derartige Diät bekannt, die einen dauerhaften Erfolg garantiert. „Die allermeisten Diäten wurden zum Abnehmen entwickelt, zum Gewichthalten sind sie mehr oder weniger untauglich“, erläutert Dr. Thomas Ellrott, Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie der Universität Göttingen. Das sieht auch Professor Volker Schusdziarra von der Universität München so: „Diäten eignen sich nicht, um langfristig Gewicht zu verlieren.“
„Denn abnehmen kann jeder, das verminderte Gewicht auch zu halten, schaffen aber nur fünf Prozent“, erklärt Dr. Susanne Wiesner, Leiterin des Adipositas-Zentrums am HELIOS-Klinikum Berlin-Buch. Forscher der Universität Witte/Herdecke suchen nun sogar nach Vorhersage-Möglichkeiten, ob Abnehmen überhaupt möglich ist.