Jeder Mensch is(s)t anders
Im Lauf der Jahrtausende hat die Evolution dieses menschliche Ernährungssystem in der „Krone der Schöpfung“ zur Perfektion entwickelt und in unserem Erbgut verankert. Mit Anbeginn jedes neuen Lebens und allen künftigen Mahlzeiten nähren wir dieses System mit Informationen – so wächst unsere ganz persönliche Nährstoffdatenbank, katalogisiert im menschlichen Genussgedächtnis. Unser Körper liefert die hochkomplexe, modernste „Hardware“, und wir speisen mit den Mahlzeiten die „Software“ ins System. Die daraus resultierende Kulinarische Körperintelligenz ist bei Erwachsenen so einzigartig und umfangreich bestückt, wie wir alle ein Unikat sind. Darum gilt: Jeder Mensch is(s)t anders. Dementsprechend verspürt jeder hungrige Homo sapiens zu unterschiedlichen Zeiten ein individuelles Verlangen nach ganz bestimmten Nahrungsmitteln, das aus diesem Körperwissen resultiert und der optimalen Versorgung mit Nährstoffen dient. Die unterschiedlichen Bedürfnisse nach Nahrung hängen dabei von zahlreichen Faktoren ab: Herkunft, Tradition, Kultur, Gesellschaft, Erziehung – und natürlich vom Angebot an Nahrung, aus dem wir schöpfen. Die Asiaten essen anders als die Afrikaner, die wiederum anders essen als die Europäer. Innerhalb Europas speisen Spanier nicht wie Engländer und nicht wie wir Deutschen. Und schauen wir uns im eigenen Land um, so sehen wir: Bayern isst anders als Hamburg, Pfälzer Traditionen unterscheiden sich von Berliner Essgewohnheiten. Deklinieren Sie nun noch die Regionen, Provinzen und Städte bis in die Küchen einzelner Familien hinunter, dann wird klar, wie individuell die Bedürfnisse nach Essbarem aufgrund der erwähnten Faktoren sind. Hinzu kommen soziale, geschlechtsspezifische, ökonomische, jahreszeitliche (Tageslichtdauer, Temperatur) und intellektuelle Aspekte, die unser Essverhalten beeinflussen. Auch das Alter, der gesellschaftliche Status oder die religiöse Ausrichtung spielen eine Rolle. Ist das nötige Geld vorhanden, beeinflussen darüber hinaus ökologische, ideologische und sozialverträgliche Kriterien den Kauf von Nahrungsmitteln.
Aber wo auch immer wir in Deutschland oder anderen Ländern mit Überangebot leben, eines bleibt gleich: Befriedigen wir das Bedürfnis „Hunger“ wunschgemäß, dann essen wir nach den individuellen Lustsignalen unseres Körpers, die der Lebenserhaltung dienen. Wir essen so, wie wir „gestrickt“ sind: Du isst, was Du bist. Das ist Echtes Essen, das von Gefühlen geleitet wird – nicht vom Verstand.