(Schlank im) Schlaf, Kindlein, schlaf …

Und falls es Sie nun interessiert, warum in nichtdeutschen Familien mit geringem Einkommen der Anteil übergewichtiger Kinder höher ist, dann machen Sie sich auf eine kleine Überraschung gefasst … denn zu allererst kommt einem natürlich der Lebensstil als Ursache in den Sinn: schlechte Ernährung, wenig Sport, viel TV. Die Ergebnisse zahlreicher Studien zeigen tatsächlich, dass Bildung und Einkommen der Eltern einen großen Einfluss auf die Ernährung und das Körpergewicht der Kinder haben. Auch TV-Konsum und wenig Bewegung werden als Ursachen diskutiert. Handy, Internet und Videospiele hingegen machen laut einer 2011er-Studie der Michigan-State-University die Kinder nicht dick. Überraschenderweise hat Ende 2010 eine der größten europaweiten Studien zu Übergewicht bei Kindern names IDEFICS dann zu folgendem Ergebnis geführt: „Als eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie ist die enge Verbindung von Schlafdauer und Übergewicht zu nennen“, erklärt IDEFICS-Leiter Professor Wolfgang Ahrens von der Universität Bremen. „Kinder, die zu wenig schlafen, haben ein höheres Risiko für Übergewicht und Adipositas.“ Außerdem erhöht das Schlafdefizit übergewichtiger Kinder auch deren Diabetesrisiko, teilten Forscher aus Chicago im Februar 2011 mit. Schlafmangel macht Kinder also dick und krank!? Diesem Zusammenhang sind Forscher seit kurzem auch altersunabhängig verstärkt auf der Spur (S. 135).

Einen weiteren „interessanten“ Grund, der in Verbindung mit Übergewicht bei Kindern steht, lieferten Forscher der amerikanischen Saint Louis University: Nach Entfernung der Mandeln werden Kinder häufig dicker. Und gemäß der PreVENT-Studie erhöht allein das Rauchen der Eltern das Risiko für Übergewicht ihrer Kinder um fast ein Drittel (am Rande erwähnt: wie auch immer der direkte Effekt „rauchende Eltern = dicke Kinder“ aussehen mag, sofern er überhaupt existiert, bekannt ist er nicht – denn es handelt sich nur um einen statistischen Zusammenhang, der keine Aussage zu Ursache & Wirkung erlaubt).

Ebenfalls fettfördernd: Flaschenfütterung bis zu Beginn des dritten Lebensjahres erhöht das Risiko für Übergewicht um 30 Prozent, gab die Temple University in Philadelphia im Mai 2011 bekannt. Für berufstätige Frauen mit Kinderwunsch folgt abschließend noch ein aktueller Hinweis der American University, Cornell University und der University of Chicago aus 2011: Je früher Mütter nach der Geburt wieder arbeiten gehen, desto höher ist der BMI ihrer Kinder. Das sollten insbesondere Mütter beachten, die in Malaysia leben – denn der dortige Gesundheitsminister will den BMI auf dem Schulzeugnis sehen: „Wenn das Kind übergewichtig ist, wird der Lehrer den Eltern raten, eine Klinik aufzusuchen“, erklärt Liow Tong Lai. Vielleicht sollte man Herrn Lai mal mit Frau Gahl zusammenbringen, damit sie ihm deutlich macht, dass der BMI für die Beurteilung des Ernährungszustands bei Kindern nicht geeignet ist. Aber ob ihn das interessiert, ist fraglich, denn in Malaysia gibt es auch Umerziehungscamps für schwule Jungs …

Wie könnte nun die Essenz der vorherigen Zeilen lauten, um Übergewicht bei Kindern zu vermeiden? Eltern, gebt Euren Kindern ausreichend Schlaf, lasst deren Mandeln drin und raucht nicht. (Kinder)Liebe Mütter: Geht nicht so früh nach der Geburt wieder arbeiten und füttert nicht so lang mit Flaschennahrung. Vielleicht aber werden wir stattdessen mit einem Schul-Makrelen-Programm beglückt. Warum das? Nun, laut spanischen Forschern erkranken Makrelen-Esser weniger oft an Depressionen. Und da hierzulande Depressionen zur Volkskrankheit Nummer eins avancieren und bereits jeder dritte Schüler an depressiver Verstimmung leidet, könnte die Verknüpfung der statistischen Zusammenhänge zu einem Schul-Makrelen-Programm führen – um der drohenden Volksdepression bereits im Kindesalter vorzubeugen …

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