Gleiches Leben gleich gleiches Gewicht?

Wir wissen, was „gesunde Ernährung“ ist. Wir wissen, was dick macht und dass starkes Übergewicht zahlreiche Erkrankungen verursacht. Wir wissen auch, mehr Bewegung wäre gut für unsere Gesundheit und unsere Figur. Hinzu kommt, dass niemand dick sein möchte. Kein Mann will einen hervorstehenden Fettwanst, der den Blick auf die Männlichkeit versperrt, Potenzprobleme verursacht und die Spermienqualität vermindert: „Sixpack im Speckmantel“ ist out. Keine Frau wünscht sich einen cellulisierten Hintern, der am Strand verhüllt werden muss, oder einen durch Übergewicht verursachten, unnatürlichen Haarwuchs wie den „Damenbart“. Hinzu kommt, dass die (Marburger) Meinung der dünnen Deutschen den Dicken gegenüber nicht gerade wohlwollend ausfällt. Also trotz all unseres Wissens und trotz der Tatsache, dass niemand wirklich dick sein will, sind die Deutschen laut der „International Association of the Study of Obesity“ sogar die größten Schwergewichte in ganz Europa. Da half auch bislang keine der gut gemeinten, millionenschweren Aufklärungs- und Bewegungskampagnen unserer Bundesregierung à la „Fünf am Tag“ oder „Fit statt Fett“. Warum sind also viele Menschen zu dick, obwohl sicher niemand stark übergewichtig sein will und wir wissen, wie wir schlank bleiben könnten?

Einen sehr vereinfachten Erklärungsansatz bietet das vorherige Kapitel mit dem „Rein-Raus-Prinzip“: Wir leben im Überfluss, und unser menschliches Naturell sorgt in diesen Zeiten des steten Überangebots an Essen & Trinken dafür, dass wir fast immer zu viel Energie aufnehmen. Hinzu kommt Bewegungsmangel als Folge unserer technisierten Gesellschaft. Unser Körper ist evolutionär für Bewegung gemacht, doch die meisten von uns westlichen „Industrianern“ arbeiten seit ein paar Jahrzehnten sitzend in Büros. In Großstädten müssen wir nur noch wenig zu Fuß gehen, in Kaufhäusern fahren wir Rolltreppen, in Bürotürmen stehen wir in Fahrstühlen. Ein durchschnittlicher Mitteleuropäer bewegt sich heute täglich schätzungsweise 800 Meter zu Fuß, im Jahr 1900 waren es noch acht Kilometer. So weit die beiden externen Ursachen „zu viel Essen, zu wenig Bewegung“. Dieses undynamische Duo betrifft sehr viele unserer Mitmenschen – aber trotzdem sind nicht alle, die mit diesem „Dickmacherduett“ leben, übergewichtig. Also muss es weitere gewichtige Gründe geben, die unser Gewicht mitbestimmen. Und die gibt es:

Die Regie beim Gewicht führen die Gene, unser individuelles Erbgut. Der Einfluss der Gene auf unser Gewicht ist inzwischen unbestritten, nur die Details und das Ausmaß sind noch nicht ausreichend entschlüsselt. Der Marburger Universität zufolge wissen aber die meisten Bundesbürger nicht einmal, dass die genetische Veranlagung eine Rolle beim Übergewicht spielt. Das sollte die Lektüre der folgenden Zeilen ändern, genauso wie die Erkenntnis, dass „eine“ Rolle sehr tiefgestapelt ist – eine ganz entscheidende Rolle wäre die treffendere Formulierung.

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