Meine Buchhändlerin sagte mir,
»ja«, sagte sie …

Ja, der Titel spielt ja auf Golemans Emotionale Intelligenz an, das klingt ja ganz pfiffig“, meinte sie, als ich von diesem Buch erzählte. „Außerdem sind Essen, Gesundheit und alles drumrum ja sehr gefragt. Aber ist der Plot,essen, was dir gefällt‘ nicht ein bisschen simpel?“

„Auf den ersten Blick klingt das einfach, zugegeben. Aber sind nicht alle neuen Ideen in ihrem Kern einfach? Der Nichtraucher-Bestseller von Carr ist auch sehr einfach – und sehr effektiv. Und was dieser Uwe Knop auch kann: so einfach schreiben, dass man es wirklich kapiert. Kompliziert schreiben ist keine Kunst. Aber komplexe Zusammenhänge so darzustellen, dass wirklich jeder …“

„Ist ja schon gut“, fiel mir meine Buchhändlerin wie immer ins Wort. „Wie wär’s mal mit etwas aus dem Inhalt?“

„Also gut. Knop nimmt im ersten Schritt gründlich auseinander, woher wir unser vermeintliches Wissen über gute und gesunde Ernährung haben – und warum all diese ,Ernährungswahrheiten‘ weitgehend Unsinn sind. Von Lobbys und Firmen gepflegt, von unkritischen Medien immer wieder nachgebetet und von Mund zu Mund weitergegeben, halten sich zahlreiche Mythen, Irrtümer und Vorurteile, was denn nun richtige Ernährung sei. Das geht bis in die angebliche Wissenschaft – und Knop weiß, wovon er redet, denn er ist selbst Ernährungswissenschaftler.

Seine Kernthese ist, dass wir alle Ratschläge in den Wind schlagen sollen. Denn der beste Ratgeber ist unser Körper. Wenn wir es wieder lernen, auf ihn zu hören, bekommt er, was er braucht. Auch bei den Essensbedürfnissen, also -vorlieben, unterscheiden sich die Menschen. Die individuellen Hunger- und Lustgefühle, der eigene Geschmack und die erkennbaren Bedürfnisse der inneren Organe führen quasi von selbst zur persönlich richtigen Ernährung. Das gilt auch für Kinder …“

„Stopp“, rief meine Buchhändlerin dazwischen, „Kinder können das doch noch nicht beurteilen, was ihnen guttut. Denn sie wollen …“

„Pardon, Madame, aber das ist Unsinn“, unterbrach ich nun sie. „Wer soll die Bedürfnisse denn besser kennen als der eigene Körper? Auch Kinder sollen alles probieren und aus der Vielfalt der Gerichte selbst herausfinden, welche ihnen mehr zusagen. Das sind dann für sie auch die besseren.“

„Tja, hört sich plausibel an“, meine Buchhändlerin verlor ihre Skepsis. „Erfahre ich denn auch, welche Diäten was taugen? Wie ich mit Fett und Vitaminen und so umgehen soll?“

„Meine Liebe, gerade nicht. Das Wörtchen,soll‘ gibt es hier nicht. Erstens sind alle Diäten Unsinn. Zweitens geht es eben nicht um eine Anleitung – denn die beste Anleitung liefert der eigene Körper. Wenn man auf ihn hört.

Übrigens – so einfach, wie das alles klingt, sind die Zusammenhänge nicht. Der Autor hat jahrelange Studien getrieben und internationale Quellen ausgewertet; er liefert uns quasi den Extrakt, eben die Hintergründe und Zusammenhänge, damit wir alles vergessen, was wir über gesundes Essen zu wissen glauben.“

„Das leuchtet mir ein – und ich muss das natürlich selbst lesen. Damit ich den Kundinnen für all die Schlank- und Diät- und Vitamin-Ratgeber endlich was Vernünftiges verkaufen kann. Die sollen gefälligst mal auf sich selbst hören.“

„Genau. Und das Erstaunliche ist: Je mehr man liest, desto plausibler wird das Ganze, bis zur eigenen Frage: Warum bin ich da nicht schon selbst drauf gekommen? Natürlich weiß mein Körper besser, was ihm guttut …“

Ich brach ab, denn meine Buchhändlerin hatte mich wortlos stehen lassen. Sie eilte zu einer Kundin, die grade hereingekommen war.

Da bleibt mir nur, den Schlusssatz des Buches, einen Spruch von Otto von Bismarck, zu zitieren: „Leisten wir uns den Luxus, eine eigene Meinung zu haben.“

Wohl bekomm’s.

Vito von Eichborn

HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz
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