»Probieren geht über Studieren« – Praktischer Ratgeber

Praktischer Ratgeber: »Probieren geht über Studieren«

Für grundsätzlich körperlich und geistig gesunde Menschen ist die Volksweisheit „Probieren geht über Studieren“ genau der richtige Einstieg ins Echte Essen. Warum? Einige Menschen bekommen bei dem Gedanken, nur noch das zu essen, worauf sie Lust haben und was ihnen schmeckt, gewisse Zweifel. Diese werden häufig genährt aus dem Überfluss an „einstudiertem“ Wissen zu gesunder Ernährung: „Wenn ich esse, worauf ich Hunger habe, dann gehe ich doch auf wie ein Hefekloß!“ Doch ist es tatsächlich so? Haben sie verstandesbefreites Essen jemals konsequent gelebt? Oder behindern immer wieder „gesunde Warnsignale“ der Vernunft ihre Kulinarische Körperintelligenz bei der Steuerung des natürlichen Essverhaltens? Der Mensch kann die zum Echten Essen gehörenden Genussgefühle verlernen, aber genauso gut können wir dieses emotionale Begleitgeschenk der Lebenserhaltung wieder zurückerobern. Wie geht das?

Probieren Sie Echtes Essen einfach aus! Wichtig ist dabei, dass Sie immer nur dann essen, wenn Sie wirklich Hunger haben. Leider verlieren einige Menschen auch diese elementare Fähigkeit, das echte, das körperliche Hungergefühl richtig zu interpretieren. Der Grund liegt in der Vielzahl an Anlässen, die uns Schlaraffenländler zum Essen ohne echten Hunger verleiten können: Frust, Kummer und Einsamkeit, gesellschaftliche Ereignisse oder extreme körperliche Veränderungen wie starke Hormonschwankungen. Auch Drogen und Arzneimittel sowie chronischer Schlafmangel können das natürliche Hungergefühl enorm aus dem Gleichgewicht bringen. Insbesondere andauernder, hoher Stress kann zu vermehrtem Essen ohne echten Hunger führen – unser Stresshormon Kortison lässt grüßen. Vor allem bei restriktiven Essern, die sehr auf ihre Mahlzeiten achten, sich oft zügeln und ihre Ernährung kontrollieren, bricht Dauerstress diese Kontrollmechanismen und führt zu massivem Mehressen. Einige Menschen kompensieren darüber hinaus mangelnde Anerkennung, soziale Ausgrenzung oder fehlendes Selbstbewusstsein mit hungerfreiem Verzehr von Nahrungsmitteln. Oder der Hunger nach Liebe und Geborgenheit wird fälschlicherweise mit Essen gestillt, um so die lebenshungrige Seele zu füttern. Zahlreiche Menschen, die unter psychischem Stress leiden, suchen heutzutage diesen Seelentrost im Essen – neudeutsch auch „Emotional Eating“ genannt. In der Psychologie existiert darüber hinaus die Erkenntnis, dass der angefutterte Fettpanzer als Schutzschild vor der Gesellschaft dienen kann. Und selbstverständlich gibt es die verschiedensten Mischformen des hungerfreien Nahrungsverzehrs, vielfach gefördert von Langeweile. All diese Formen des „kompensatorischen Essens“ haben drei Dinge gemeinsam: sie kommen in der westlichen Welt oft vor, können der Gesundheit schaden und sie sind kein Echtes Essen – denn Echtes Essen wird gesteuert durch die Kulinarische Körperintelligenz und dient der lebenserhaltenden Versorgung mit Nährstoffen. Außerdem meinen manche Menschen, ohne Hunger und nur aus „Lust“ zu essen. Diese Esslust ist aber meist bedingt durch das Ziel des Körpers, akut verfügbare Nahrung in Speicher umzuwandeln (dazu mehr im sechsten Kapitel). Sind speicherorientierte Körper also von Essen umgeben, entsteht diese Esslust aufgrund des „vorausschauenden Hungers“. Oder das lustbetonte „Ich-will-was-essen“-Gefühl ist ein Signal des Körpers, um „Nervennahrung“ zu erhalten, die beispielsweise schnell verfügbaren und benötigten Zucker für unser Gehirn liefert. Beide letztgenannten Varianten gehören zum Echten Essen, denn sie werden durch die Kulinarische Körperintelligenz gesteuert.

HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz
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