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Da, wo das Chinesenviertel begann, endete de wallen, und Zeedijk 117 lag im Herzen von Chinatown. Es war nur ein kleines Herz, aber es schlug laut und bunt, besonders bei Nacht. Der Commissaris ging schnell. An den Häusern liefen geheimnisvolle Schriftzeichen in rotem Neonmandarin rauf und runter, und aus den offenen Türen roch es jetzt nach Räucherstäbchen, gekochten Sojasprossen und gebratenen Enten. Die enge Straße war bevölkert von Passanten und Touristen, die überall in der Stadt auftraten, und von den Chinesen, die es nur hier gab. In den Fenstern der Restaurants und Geschäfte hingen bunte Laternen, deren Licht zu schwach war; Van Leeuwen konnte die Hausnummern nicht lesen. Er blieb vor dem Chinese Medicine Shop stehen, dann vor dem Dragon Inn und wieder vor der chinesischen Fernsehstation. Die Häuser waren schmal, und in jedem Haus befand sich ein altes Antiquitätengeschäft oder ein Tattoostudio oder eine kleine Druckerei oder ein winziger Laden, der spezialisiert war auf Juwelen, Reiskocher, Wandschirme, Bambuskörbe, Tee, Kräuter, Gewürze oder Bücher über Akupunktur, Kung-Fu und die unergründlichen Weisheiten Buddhas.

An den Scheiben der Restaurants klebten rissige Speisekarten mit verblassten Fotos von Nudelsuppen mit Meeresfrüchten, Reisgerichten und glasiertem Geflügel. Hinter den Fenstern saßen Touristen aus aller Welt und Chinesen aus Chinatown an niedrigen Holztischen und tranken Reiswein aus eckigen Holzgefäßen oder aromatischen Tee, der in winzigen Porzellankannen auf Messingstövchen warm gehalten wurde. Zierliche Frauen im seidenen Cheongsam schwebten zwischen den Tischen unermüdlich von Verbeugung zu Verbeugung und Lächeln zu Lächeln, das ebenso unergründlich war wie Buddhas Weisheit.

Der Commissaris ging weiter, aber nicht mehr so schnell. Er schob sich durch die dichte Menge, in Gedanken bei Ton Gallos Anruf und der Aussicht auf einen Mörder namens Zheng Wu. Er passierte Fo Kuang Shan, den buddhistischen Tempel, dessen ockerfarbene Fassade mit liebevollen Verzierungen in Rot, Gold, Violett und Grün prunkte, und etwas später erreichte er das chinesische Kaufhaus Toko Dun Yong, sechs Stockwerke voll mit schimmernden Wandteppichen aus Seide und Qiatos aus Brokat; mit lackierten Schachteln, Dosen und Kästen in allen Größen, Samurai-Schwertern in allen Längen, Buddha-Statuen aus allen Materialien und schlanken Vasen aus sämtlichen Dynastien.

Van Leeuwen blieb wieder stehen, um die Hausnummern zu kontrollieren. Er war zu weit gegangen und kehrte um. Durch ein offenes Kellerfenster sah er eine Gruppe junger Chinesen in schwarzen Trainingsanzügen und schwarzen Lederjacken, die sich vor einem Farbfernseher drängten und auf einen halb nackten Rapper aus Shanghai starrten. Sie rauchten und überschrien sich gegenseitig mit abgehackten, kehligen Lauten. Auf dem Boden lagen Ledermatten, und an den Wänden hingen Plakate von Bruce Lee und anderen Kung-Fu-Kämpfern, die mit gegrätschten Beinen und Krallenfingern an rot glühenden Sonnenkugeln vorbeiwirbelten.

Die Tür von Zeedijk 117 war nur angelehnt. Der Commissaris suchte nach einer Klingel oder Namensschildern, fand aber keins von beidem. Er stieß die Tür auf. Das Treppenhaus dahinter war dunkel und roch nach frisch gewachstem Linoleum und schwach nach Nudelsuppe. Er tastete nach einem Lichtschalter. Die Wand war feucht. Es gab eine einzige nackte Glühbirne über dem nächsten Treppenabsatz, zu dem steile Stufen hinaufführten, allerdings kein Geländer an den dunkelgrün gestrichenen Mauern. Vorsichtig stieg der Commissaris zu der Tür auf dem ersten Treppenabsatz hoch. Die Tür wurde von schief sitzenden Angeln gehalten, der rote Lack des Rahmens war größtenteils abgeblättert. Auch hier entdeckte Van Leeuwen keine Klingel und kein Namensschild.

Er klopfte. Von irgendwo weiter oben ertönte Musik – Flöten, Schellen und Cymbeln –, jedenfalls nahm Van Leeuwen an, dass es sich um Musik handelte. Er klopfte noch einmal. Auf der anderen Seite der Tür näherte sich ein Geräusch, halb Quietschen, halb Knarren, und eine hohe Stimme rief etwas, das wie Hang-hoikwang-yaaah klang.

Der Commissaris sagte: »Mein Name ist Van Leeuwen. Ich bin Polizeibeamter. Ich möchte zu Mijnheer Wu – Zheng Wu. Er hat uns angerufen und diese Adresse genannt.«

Diesmal hörte sich die Antwort an wie Haachhh-ong-moha!

Ein Riegel wurde zurückgeschoben, gleich darauf ein zweiter. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, und die Tür ging auf. Dahinter saß ein Chinese in einem Rollstuhl. Der Chinese sah den Commissaris von unten herauf an, dann neigte er den Oberkörper nach vorn, bis seine Stirn fast die Knie berührten. Seine Haut war im Licht der nackten Glühbirne pergamentgelb, und seine schwarzen Augen glänzten, als hätte er sie eben frisch lackiert. Er trug einen Anzug aus schwarzer Rohseide, der ebenfalls glänzte und an einigen Stellen fast durchsichtig gescheuert war. Unter dem Jackett spannte sich ein weißes T-Shirt um einen schmächtigen Oberkörper. Seine nackten Füße steckten in schwarzen Turnschuhen, die außen mit orangefarbenen Feuerzungen verziert waren. Sein Haar war strubbelig und stand in kleinen, ungleichmäßigen Strähnchen vom Kopf ab, als hätte er es sich selbst geschnitten und dabei zu oft den Kopf bewegt. »I Zheng Wu«, sagte er. »Please come in house

Die Wohnung lag im Halbdunkel. Auch hier hing der Duft einer Räucherkerze in der Luft. Zheng Wu schloss die Tür, setzte den Rollstuhl mit zwei Armstößen in Bewegung und lenkte die Räder durch einen kurzen Korridor. Der Commissaris konnte nicht viel erkennen, lediglich die kleine Gestalt in dem Metallstuhl vor sich und eine weitere Tür zu einem von Kerzenschein erfüllten Raum.

Zheng Wu teilte einen Vorhang aus Perlenschnüren und hielt eine Hälfte zur Seite, damit Van Leeuwen hindurchtreten konnte. »I sorry«, meinte er. »Very sorry

»Sorry about what?«, fragte der Commissaris. Sein Englisch konnte sich mit dem des Chinesen messen. Was bedauern Sie?

»Dass Sie haben Unannehmlichkeiten durch mich?«, antwortete Zheng Wu, und es klang mehr wie eine Frage als wie eine Erklärung. »Bitte, kommen und sehen.« Er deutete auf eine lange dunkle Erhebung, die halb unter dem schlichten Esstisch hervorragte. »Das ist Jun Wu. Er war mein Cousin. Ich musste ihn töten. Es tut mir sehr leid.«

Ein seltsames Gefühl der Benommenheit breitete sich in Van Leeuwen aus. Was hast du erwartet?, dachte er. Hast du wirklich ernsthaft geglaubt, der Anruf stammte von dem Mörder Gerrit Zuikers, nur weil du dir unbedingt einen Mord einreden wolltest – einen Mord und die Macht der Vorsehung, die dich zu seiner Aufklärung nachts ins Rotlichtviertel schickt? Hast du das wirklich gedacht?

Er trat auf den am Boden liegenden Körper zu. »Warum mussten Sie Ihren Cousin töten, Mijnheer Wu?« Er war benommen, aber schnell gesellte sich ein zweites, vertrauteres Gefühl dazu: Erbitterung. Die Erbitterung war so stark, dass er sich zwingen musste, ihr nicht nachzugeben.

»Es war leider notwendig geworden«, erklärte der Chinese.

»Welche Gründe führten zu dieser Notwendigkeit?«, beharrte der Commissaris leise und so höflich, wie es nur ging. Da lag ein getöteter Mensch, und das war ein Anblick, den er mehr als alles andere verabscheute. Du kannst nicht auch noch in die Häuser gehen, dachte er. Du kannst dein halbes Leben auf der Straße zubringen, aber du kannst nicht verhindern, dass sie zu Hause getötet werden.

»Darüber ich möchte lieber nicht sprechen.« Der Chinese schüttelte bedauernd den Kopf. »Hätten gern Tasse Tee?«

»Womit haben Sie Ihren Cousin getötet?«

»Mit Draht hier.« Der Chinese deutete auf die Tischplatte, auf der eine Drahtschlinge lag. Die Schlinge schimmerte im Schein der Kerze wie Silber, und dort, wo sie in den Hals des Opfers geschnitten hatte, war sie dunkel von getrocknetem Blut. »Bitte, entschuldigen noch einmal Unannehmlichkeiten.«

Zheng Wu rollte zu einem Gasherd im hinteren Teil des Raumes, wo er eine Flamme entzündete und Wasser aufsetzte. Der Commissaris dachte, dass er eigentlich die Spurensicherung anrufen musste und den Pathologen, überhaupt alle, die zum Einsatz kamen, wenn der gewaltsame Tod eines Menschen eingetreten war. Aber etwas hielt ihn davon ab. Er sah sich in dem kleinen Raum um. Bisher hatte er nichts berührt oder verändert, und außerdem kannte er den Mörder ja bereits, und der Mörder war geständig. Zur Sicherheit beugte er sich über die Leiche und legte zwei Finger an die Halsschlagader des Toten, wie er das schon gestern Nacht bei Gerrit Zuikers Leiche getan hatte. Und wie bei Zuiker gab es keinen Puls mehr, und das Fleisch war noch warm. »Wann haben Sie Ihren Cousin denn getötet?«, fragte er den schwarzen Rücken, den Zheng Wu ihm über der Rollstuhllehne zuwandte.

»Oh, vor einer Stunde etwa«, sagte der Chinese, ohne in seiner Tätigkeit innezuhalten. »Gleich danach ich habe angerufen.«

»Sicher ist Ihnen bewusst, dass ich Sie verhaften und mitnehmen muss?«

»Oh ja, ist mir bewusst.« Der schwarze rohseidene Rücken in dem Rollstuhl rührte sich nicht. »Wird sich nicht vermeiden lassen, leider – wenn mit Tee fertig sind …«

Vorsichtig bewegte der Commissaris sich durch den Raum, den er nun einer genaueren Betrachtung unterzog. Auf dem Fensterbrett stand die fast heruntergebrannte Kerze in einem Zylinder aus rotem Seidenpapier. Hinter dem Tisch verbarg eine braun lackierte Kommode einen Teil der Wand. Darüber hing ein schwarzer Rahmen mit einem auf hellblaue Seide gestickten Bild – ein Schwarm von Mandarinenten, der über einen See flog, offenbar aufgestiegen aus dem silbernen Schilf rings um das mondbeschienene Wasser.

Der brennende blaue Gaskranz, über dem das Teewasser erhitzt wurde, warf die Silhouette Zheng Wus übergroß und verzerrt in das kleine Zimmer. Das Bambusrollo vor dem Fenster war heruntergezogen. Zum Sitzen gab es sonst nur einen gepolsterten Fußschemel und ein schmales Bett. Auf dem Nachttisch neben dem Bett zog ein weiteres Bild die Blicke auf sich, ein silbergerahmtes Fotoporträt, das eine junge Chinesin zeigte. Sie war schön, und das sicherlich nicht nur nach asiatischen Vorstellungen: Langes schwarzes Haar fiel ihr voll und glatt auf die Schultern, die dunklen Augen blitzten, und ihr Lächeln war gleichzeitig keusch und sinnlich, verheißungsvoll und verschlossen.

»Warum sitzen Sie im Rollstuhl, Mijnheer Wu?«, wollte der Commissaris wissen.

»Sehr ärgerliches Leiden«, gab Zheng Wu Auskunft. »Ja, sehr ärgerlich. Aber Tee gleich fertig.« Er nahm den Topf von der Flamme, drehte das Gas ab und schüttete das Wasser in eine Porzellankanne. »Sie nehmen Platz, bitte, ja?«

Der Commissaris setzte sich auf die Bettkante, von der aus er einen guten Blick auf Zheng Wu, die Leiche seines Cousins und die Drahtschlinge auf dem Tisch hatte. Er hatte auch einen guten Blick auf das Bild der Mandarinenten an der Wand und das Porträt der Chinesin neben dem Bett. »Wer ist die junge Frau auf dem Foto?«, fragte er.

»Ailing«, lautete die Antwort. »Mein sehr geliebte Frau, Ailing Wu.« Der Chinese lud sich ein ochsenblutfarben lackiertes Tablett mit zwei zierlichen Tassen, der Kanne und einem Porzellandöschen voll mit braunem Zucker auf seine Oberschenkel. Dann wendete er den Rollstuhl und fuhr damit zum Bett, wo er sich vorbeugte, um den Fußschemel zurechtzurücken. Als er das Tablett auf dem Schemel abstellte, bemerkte Van Leeuwen rote Striemen an seinen Händen, die wohl von der Drahtschlinge herrührten.

»Lebt Ihre Frau Ailing hier mit Ihnen, Mijnheer Wu?«

Ein seltsames Ächzen entfuhr der Kehle des Chinesen. »Leider nicht, nein, musste zurückbleiben in Fengdu, nicht genug Geld für zwei Passagen. Wir sehr arm. Damals und heute, leider.«

»Seit wann leben Sie in Amsterdam?«

»Seit ein Jahr.«

Zheng Wu beugte sich bis fast zu den Knien vor und füllte die beiden Tassen mit dem stark nach Jasmin duftenden Tee. »Etwas Zucker, bitte?«

»Nein, danke.«

Der Chinese nickte beifällig, ehe er mit seiner Tasse einige Schritte zurückrollte. Schweigend nahmen sie den ersten Schluck Tee, der stark und gut war. Zubereitet von der Hand eines Mörders, dachte der Commissaris, und du trinkst ihn, und er schmeckt dir. Von oben drang der musikähnliche Mehrklang aus Flöte, Schellen und Saiteninstrumenten durch die Zimmerdecke. Wus Blick wanderte zu dem leblosen Körper unter dem Tisch, genau wie der des Commissaris.

»Und Ihr Cousin?«, fragte Van Leeuwen. »Seit wann lebt er in Amsterdam?«

»Cousin lebt gar nicht mehr«, sagte der Chinese.

»Wie wahr«, bestätigte der Commissaris, und jetzt klang sogar seine Stimme fremd für ihn. »Aber wie lange hat er hier gelebt?«

»Ein halbe Tag.« Wu nickte, wohl wissend, dass seine Auskunft rätselhaft klang. »Ist heute Morgen gekommen, mit Zug von Rotterdam. Gestern sein Schiff hat angelegt, Schiff aus Nanjing in China.«

»Sie haben nicht viel Zeit verloren, Mijnheer Wu.« Bedächtig trank Van Leeuwen den würzigen Tee in kleinen Schlucken; er wusste nicht, wie lange er seinen Zorn noch im Zaum halten konnte. »In der kurzen Zeit dieses halben Tages hat Cousin Jun also Dinge getan, die es notwendig erscheinen ließen, ihn zu töten, und zwar vom Rollstuhl aus?«

Zheng Wu schüttelte voller Bedauern den Kopf. »Nein, hat er schon vorher getan, schon in Heimat China. Er bringt Schmach und Schande über mich und sich.« Er seufzte lang und tief, und sein Blick wanderte von dem leblosen Körper zu Van Leeuwen. »Sie haben Erfahrung mit Kummer, Mijnheer?«

»Ich habe große Erfahrung mit Kummer«, antwortete der Commissaris leise.

»Dann wissen Sie, dass er einen Menschen nie wieder loslässt?« Der Chinese sah ihm forschend in die Augen. »Der Kummer fährt in Herz wie eisiger Windstoß. Man öffnet Mund, um zu atmen, und mit der Luft zum Atmen erfüllt einen Kummer bis in kleinste Ader. Er sich gräbt ein, baut Nest und nährt sich von der ganzen Wärme, die ein Mensch trägt in sich, bis nur noch Kälte übrig. Und geht nie wieder weg.«

»Besser kann man es nicht ausdrücken«, bestätigte der Commissaris. Er hatte das Gefühl, dass die Dunkelheit um ihn herum dichter wurde; sie schien zu gerinnen, während er Tee trank und über seinen Zorn und den Kummer nachdachte. »Man lernt, damit zu leben«, fügte er hinzu.

»Und mit gebrochenem Herzen auch?«, fragte der Chinese. »Ich Cousin Jun immer wieder sage: Du brichst mir Herz. Immer wieder. Du brichst mir Herz!« Er sprach mit solcher Inbrunst, dass der Commissaris unwillkürlich auf seine Brust starrte, als könnte es wahr sein, als könnte ein Herz tatsächlich brechen und auch ein Anzug aus schwarzer Rohseide dieses Leiden nicht wirklich verbergen. Er sah Zheng Wu an und dann den toten Cousin und dachte: Die Antwort lautet ja. Man kann auch mit gebrochenem Herzen leben, nur anders als vorher. Er trank den Tee aus und fand, dass es Zeit war, zu gehen, Zheng Wu zu verhaften und zum Präsidium zu bringen. Er musste hier raus; plötzlich war ihm, als bekäme er keine Luft. Sein Herz hämmerte, und er wollte kein Wort mehr hören.

»Ich habe auch Albträume«, bekannte der Chinese drängend. »Scheußliche Albträume.«

»Vielleicht hören die Albträume auf, wenn Sie sich die Gründe von der Seele reden, die zum Tod von Cousin Jun geführt haben«, gab der Commissaris zu bedenken.

»Oh, nein!« Zheng Wu presste die Augen fest zusammen und schüttelte den Kopf. »Niemals ich kann davon erzählen. Schmach und Schande, sie sind zu groß.« Er presste die Lippen zusammen, bis sie nicht mehr zu sehen waren. »Leben hat Zheng Wu zermalmt. Sein Leid zieht durch alles, und in ihm ist nur noch Traurigkeit des Herbstwindes. Und die schwarzen Träume.«

»Dagegen weiß ich ein Mittel.« Van Leeuwen stellte die Tasse auf das Tablett zurück und erhob sich von der Bettkante. »Es ist ganz einfach: Hören Sie auf zu schlafen.«

»Oh«, sagte Zheng Wu. Er führte seine eigene Tasse zum Mund und leerte sie ebenfalls. »Noch besser wäre, Zheng Wu hört auf zu leben, nicht wahr? Es gibt keine Verbindung mehr zwischen ihm und Welt. Ja, Zheng Wu wäre am liebsten tot.«

»Van Leeuwen auch«, sagte der Commissaris. »Aber so, wie’s aussieht, muss er weiterleben, genau wie Zheng Wu, den er jetzt verhaftet. Eigentlich müsste ich Ihnen Handschellen anlegen, aber ich glaube, das wird nicht notwendig sein. Ich werde also nur einen Wagen anfordern, der Sie und Ihren Rollstuhl abholt, und während wir darauf warten, werde ich Sie über Ihre Rechte ins Bild setzen. Ach, was ist das überhaupt für ein Leiden, das Sie an diesen Stuhl fesselt, Mijnheer Wu?«

»Das schrecklichste überhaupt«, antwortete der Chinese leise, »das allerschrecklichste.«