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Holle war mit der Flut aufgewachsen. Sie besaß keine Erinnerungen an das Leben davor, an die damalige Politik. Dennoch war sie überrascht von der Schnelligkeit, mit der Präsidentin Vasquez ihre Entscheidung traf.
Nur zwei Tage nach der Sitzung mit Gordo erschien Vasquez im Fernsehen und im Internet. Sobald die Beerdigungen und die gebührenden Gedenkgottesdienste abgehalten seien, sagte sie, werde das Projekt Nimrod fortgesetzt. Die Arche werde fliegen, wenn es sich nur irgend bewerkstelligen ließe. Dies verspreche sie der Crew und denjenigen, die an dem Projekt arbeiteten. Und sie versprach darüber hinaus, dass es keine Wiederholung des Byers-Unfalls geben werde, dass die Sicherheit der Öffentlichkeit an oberster Stelle stünde. (»Bis zum Starttag«, murmelte Kelly Kenzie zynisch.)
Doch all das kostete seinen Preis. Die Präsidentin hatte offenbar beträchtliche Konzessionen machen müssen, um über Mitglieder ihrer Regierung, die in Bezug auf Projekt Nimrod anderer Meinung waren, den Sieg davonzutragen. Sie, Vasquez, würde bei den Präsidentschaftswahlen in diesem Herbst nicht noch einmal antreten. Es wäre ihre sechste Amtszeit gewesen. Sie würde Platz machen und die Kandidatur ihres Vizepräsidenten unterstützen.
Und Jerzy Glemp würde aus dem von ihm ins Leben gerufenen Projekt ausscheiden und wegen des Byers-Unfalls angeklagt werden.
In der Akademie achtete Holle nicht auf die Reaktion der Schüler, ihre Jubelfeiern oder die Art, wie Harry Smith sich durch die Menge drängte, um an den fassungslosen Zane Glemp heranzukommen. Ihr einziger Gedanke war, dass das Projekt weiterging, dass die Arche gebaut werden würde. Dass sie selbst vielleicht doch noch die Chance bekam, ins All zu fliegen.