Epilog

Zwei Jahre später
Manhattan, New York

Andrew Kane erwiderte Erin Cartlans Lächeln.

»Die Schlange reicht raus bis auf die Straße«, sagte sie, erfreut über die vielen Leute, die sich ein Exemplar seines neuen Buches signieren lassen wollten.

»Man sagt ja, es sei Ihr bisher Bestes«, erklärte die Frau, die direkt vor ihm stand und auf ihr Autogramm wartete.

»Östlich von Normal. Was hat Sie bloß auf diesen Titel gebracht?«

»Lesen Sie es, dann werden Sie es erfahren«, antwortete er.

»Stimmt es tatsächlich, dass die Geschichte auf wahren Ereignissen beruht?«

»Ach, Sie kennen doch die Verlage«, erwiderte er, den Blick auf seine Signatur gerichtet, die er auf die erste Seite gesetzt hatte. »Die behaupten alles Mögliche, wenn es dazu dient, Bücher zu verkaufen.«

Er gab ihr das Buch zurück – und in dem Moment sah er sie. Fast hätte er sie zwischen den anderen Wartenden in der Schlange gar nicht erkannt. Sie trug ein braunes Kostüm und kurze Haare und sah richtig gut aus. Man hätte sie für eine erfolgreiche Geschäftsfrau halten können, aber kaum für eine Frau, die auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden war.

Sie nickte ihm zu, als sie merkte, dass er sie erkannt hatte, und er winkte ihr, an seinen Tisch zu kommen.

Andrew stand auf und wusste nicht recht, wie er sie begrüßen sollte, doch da streckte sie ihm bereits die Hand entgegen.

»Mein Gott, Melanie, Sie sehen großartig aus. Wie lange sind Sie …« Doch dann wurde er sich wieder der wartenden Schlange bewusst und hielt inne.

»Erst seit ein paar Monaten.«

»Und wie geht es Charlie?«

»Gut. Nun ja, den Umständen entsprechend. In drei Jahren kann er ebenfalls einen Antrag auf Bewährung stellen.« Sie drehte sich um und blickte auf die Schlange. »Herzlichen Glückwunsch. Ihr Roman ist wirklich gut. Mir hat gefallen, wie Sie das alles beschrieben haben.«

»Nun ja, an einigen Stellen musste ich mir natürlich einige Freiheiten erlauben.«

»Ich weiß.« Sie lächelte ihn an. »Wie haben Sie das alles rausgekriegt über …« Sie kam näher an sein Ohr und senkte die Stimme. »Über meinen Vater und, na ja, Sie wissen schon?«

»Das meiste weiß ich von Ihrer Mutter und aus Zeitungsartikeln. Dass Jared keine andere Möglichkeit gesehen hat, als ihn umzubringen, um die Misshandlungen zu beenden, ist wahrscheinlich einer der Gründe dafür gewesen, dass er so geworden ist.«

Er nahm sie beiseite und deutete Erin und den in der Schlange Wartenden mit einer kurzen Geste an, dass es nur noch einen Moment dauern würde. »Ich hätte nie geglaubt, dass Sie fähig sein würden, das zu tun, was Sie da auf dem Parkplatz getan haben.«

»Wirklich nicht?« Sie näherte sich wieder seinem Ohr. »Sie konnten ja auch nicht wissen, dass es nicht das erste Mal war.«

»Wie bitte?« Er war nicht sicher, ob er verstand, was sie meinte.

»Mein Vater.« Sie sah sich um und vergewisserte sich, dass sie niemand hören konnte. »Das war nicht Jared damals. Er hat nur die Sauerei weggemacht.«

Andrew starrte sie an, und allmählich dämmerte es ihm.

Nicht Jared hatte ihren Vater umgebracht, sondern sie.

»Würden Sie Ihr Buch für Charlie und mich signieren?«

Ende