Reform an Haupt und Gliedern

Konzil von Konstanz (1414-1418)

Schon während des Avignonesischen Exils (1309–1376) wurde erste grundsätzliche Kritik am Papsttum laut. Marsilius von Padua, Wilhelm von Ockham und andere forderten die Reformation an Haupt und Gliedern, verbunden mit einer politisch-sozialen Neuordnung des Abendlandes überhaupt. Statt zur Selbstreinigung zu schreiten, verstrickte sich die Kirche jedoch immer weiter in innere Kämpfe. Das Große Abendländische Schisma brach an, das von 1378 bis 1418 dauern sollte.

Kein Papst will weichen

Schisma kommt aus dem Griechischen und bedeutet Trennung, Spaltung. Die Christenheit zerfiel in zwei Lager, nachdem 1378 der stadtrömische Adel die Wahl eines Italieners, Urban VI., zum Papst erzwungen hatte, während eine Gegenpartei in Avignon den Franzosen Klemens VII. zum Gegenpapst erhob.

Auch der Tod der beiden Kontrahenten im Jahr 1394 änderte daran nichts, das Schisma wurde mit neuen Päpsten und Gegenpäpsten fortgesetzt. Schließlich erschien mit Alexander V., den das Konzil von Pisa 1409 wählte, noch ein dritter Papst. Er starb zwar ein Jahr später, aber auch er bekam einen Nachfolger, Johannes (XXIII.), der ebenso wenig wie seine Rivalen in Avignon und Rom bereit war, den Papststuhl zu räumen.

Hus auf dem Scheiterhaufen

In der Frage der Ketzerei, deren Bekämpfung ein weiteres Ziel des Konstanzer Konzils war, belud sich die Versammlung mit der Schuld an einem Verbrechen: Johannes Hus, ein tschechischer Priester, war unter Zusage, dass ihm nichts geschehen werde, vorgeladen worden, um sich für die von ihm vertretene Lehre zu verantworten. Hus hatte eine Rückkehr zur apostolischen Armut der Urkirche gefordert und sich mit der deutschen Geistlichkeit und der deutschen Oberschicht in seinem Land angelegt. Dass an der Prager Universität nur noch Tschechen lehrten und studierten, war auf seine Agitation zurückzuführen. Man erwartete in Konstanz von ihm, dass er abschwöre. Aber das tat er nicht. Daraufhin wurde er zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt und am 6. Juli 1415 verbrannt. In seiner böhmischen Heimat löste die Hinrichtung des Kirchenreformers eine ungeheure religiöse und nationale Erregung aus, die nicht ohne Folgen blieb. Die Anhänger von Hus bewaffneten sich, die Heere der „Hussiten“ wurden zum Schrecken des Reiches. Erst 1436 hörten die Hussitenkriege auf.

Sieg des Konziliarismus

In dieser Situation griff der deutsche König Sigismund (1410–1437) ein. Er berief ein Konzil nach Konstanz am Bodensee ein. Die Kirchenversammlung tagte von 1414 bis 1418. Mit geschickter Regie konnte Sigismund durchsetzen, dass nicht nach Köpfen, sondern nach Nationen abgestimmt wurde. So konnte das Übergewicht der italienischen Prälaten, das auf einer Menge kleiner Bistümer beruhte, nicht zum Zuge kommen.

Das Konzil setzte die drei streitenden Päpste ab und wählte mit Martin V. (1417–1431) einen neuen, der sich, zuletzt mit militärischen Mitteln, auch in Italien durchzusetzen wusste. Die Zeitgenossen sahen in dieser Lösung einen deutlichen Sieg des Konziliarismus, der von verschiedenen Theologen vertretenen These, dass Kirchenversammlungen über dem Papst stehen.

Die erhoffte innere Reform vermochte das Konzil jedoch nicht zu bewerkstelligen. Auch ein Nachfolgekonzil in Basel 1431 bis 1449 blieb dahingehend erfolglos. Die Konzilsbewegung verflachte zusehends, 1459 konnte das wieder zu Kräften gekommenen Papsttum in der Person Pius’ II. die Lehre von der Unterordnung des Papstes unter ein einberufenes Konzil für ketzerisch erklären.

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