Christliche Ritter mit Sinn für Geld
Die Templer (um 1120-1312)
Im Jahr 1118 erhielt der Ritter Hugo von Payens von König Balduin I. die Erlaubnis, sich mit einigen Genossen in einem Flügel des Königspalastes in Jerusalem, dem ehemaligen Templum Salomonis, niederzulassen. Zwei Jahre später gründete Hugo hier einen Ritterorden, der sich nach seinem Wohnsitz bald Orden der Templer nannte. Die Ritter im weißen Mantel mit dem roten Kreuz machten sich zur Aufgabe, die seit dem Ersten Kreuzzug (1096–1099) nach Jerusalem strömenden Pilger vor Überfällen zu schützen. Sie hielten sich ständig bereit für militärische Einsätze und bildeten so eine Frühform des stehenden Heeres – das den Kreuzfahrerstaaten in den ewigen Kämpfen mit den muslimischen Nachbarn bitter nötig war. Allerdings pochten sie auf ihre Unabhängigkeit, über sich erkannten sie nur den Papst an.
Der heilige Gral
Geheimnisumwittert wie die Templer ist ein Gegenstand, den diese zeitweilig gehütet haben sollen: der Gral, in dem die Abendmahlsschüssel oder das Gefäß gesehen wird, das Christi Blut bei der Kreuzigung auffing. Seinem Besitzer verheißt der Gral alles himmlische und irdische Glück, aber nur dem Reinen ist er erreichbar. Die Gralssage wurde im 12. Jahrhundert in Frankreich zuerst von dem Dichter Chrétien de Troyes aufgeschrieben und dann von anderen, darunter Wolfram von Eschenbach in seinem „Parzival“, weitergesponnen, wobei die Sagen von König Artus’ Tafelrunde mit einbezogen wurden. In jüngster Zeit (1982) setzten drei Journalisten der BBC eine neue Variante in die Welt: Sie deuteten das altfranzösische „San Greal“ (heiliger Gral) als Sang real = königliches Blut, womit nicht bloß das Blut Jesu Christi, sondern seine leibliche Nachkommenschaft gemeint sei. Die Sünderin Maria Magdalena sei in Wahrheit Jesu Geliebte oder Ehefrau gewesen, die nach der Flucht aus Jerusalem ein Kind von ihm geboren habe, und eine Geheimgesellschaft namens Prieuré de Sion habe bis auf den heutigen Tag Jesu Nachfahren bewacht und geschützt. Darauf fußt wiederum der Bestseller „The Da Vinci Code“ von Dan Brown, der 2005 unter dem Titel „Sakrileg“ in die Kinos kam.
Finanzexperten
Die Templer bauten in West- und Mitteleuropa ein dichtes Netz von Ordenshäusern auf. Hier wurden die Geldmittel gesammelt und durch kluge wirtschaftliche Unternehmungen vermehrt, und hier wurde unter dem heimischen Adel der Nachwuchs für den Einsatz im Orient rekrutiert. Der ausgedehnte Ost-West-Verkehr zwischen den Ordensniederlassungen mit gewaltigen Geldtransfers machte die Ordensleute zu wahren Finanzexperten. Wie Bankiers wickelten sie nicht bloß die eigenen Geschäfte, sondern auch die der Pilger und der großen Herren ab, verwahrten und verliehen Geld. Der immense Reichtum sollte schließlich ihr Verhängnis werden. Im Oktober 1307, mehr als anderthalb Jahrzehnte nach dem Ende der fränkischen Herrschaft in Outremer, ließ der französische König Philipp IV. der Schöne in einer Polizeiaktion größten Stils die Templer in Frankreich verhaften und vor Gericht stellen. Die Anklage lautete auf Gotteslästerung, Götzendienst, obszöne Riten und Homosexualität. Diesbezügliche Geständnisse wurden auf der Folter erpresst. Papst Klemens V. sekundierte mit der 1312 verfügten Aufhebung des Ordens.
Die Fürsten Europas bemächtigten sich des Ordensbesitzes, allen voran natürlich der französische König. Aber entweder hatten die Gerüchte übertrieben, oder die staatlichen Finanzbeamten fanden tatsächlich nicht alles, jedenfalls wollte und will die Mär von versteckten und vergrabenen Schätzen bis heute nicht enden.