Ein neuer Kriegertyp
Der fränkische Panzerreiter (seit 1. Hälfte 8. Jh.)
Unter den Karolingern tauchte ein neuer Kriegertyp auf: der schwerbewaffnete, gepanzerte Reiter. In dem ständig sich vergrößernden Fränkischen Reich wurden die Räume militärischer Einsätze immer weiter. Zu Pferd gelangte man rascher auf den Kriegsschauplatz als im Fußmarsch, und Stärke und Geschwindigkeit des Pferdes ließen sich auch im Kampf nutzen. So hatte ein Lanzenstoß, den ein Reiter tat, durch die Energie des mit ihm verbundenen Pferdes eine ganz andere Durchschlagskraft, als wenn er von einem Mann zu Fuß ausgeführt wurde. Voraussetzung war natürlich, dass er sich fest auf dem Rücken seines Tieres hielt; aber das war seit der Einführung des Steigbügels möglich.
Nicht jeder konnte sich die nötige Bewaffnung und Ausrüstung leisten, und um voll einsetzbar zu sein, musste der Reiter sich ständig in Übung halten. Es bedurfte daher bestimmter sozialer Voraussetzungen, dass ein solch hochgerüsteter Kriegertyp entstehen konnte. Diese fanden sich im Lehenswesen: Nur wer ausreichend Grundbesitz hatte (den er von anderen bewirtschaften lassen konnte), kam für ein Berufskriegertum in Frage.
Fränkische Panzerreiter sollen bereits die Schlacht von Tours und Poitiers gegen die Araber (732) entschieden haben. Die Anordnung Pippins III. von 755, die jährliche Heeresversammlung nicht mehr im März, sondern im Mai abzuhalten (wenn für die Pferde genug Weidemöglichkeiten vorhanden sind), belegt die Bedeutung der Kriegführung zu Pferde, ebenso die Umstellung des Tributes, den die Sachsen zu leisten hatten: Seit 758 bestand er nicht mehr in Rindern, sondern in Pferden. Und im gleichen Sinn sind Verordnungen Karls des Großen zu interpretieren, die sich mit der Pferdezucht auf den Königsgütern beschäftigen.
Überfälle und Plünderungszüge
Der Panzerreiter war mit Lanze, Schwert sowie Pfeil und Bogen ausgerüstet, er schützte sich mit Schild und Helm und der Brünne, einem Panzerhemd aus Stoff oder Leder, auf das Metall- oder Hornplatten in Schuppenform aufgenäht waren. Ein Masseneinsatz kam wohl kaum vor, man wird sich die Reiterheere der Karolinger nur als Gruppen von einem Dutzend oder wenigen hundert Mann vorzustellen haben, die sich entsprechend der damaligen Kriegführung hauptsächlich auf Überfälle und Plünderungszüge verstanden. Dass eine Reiterattacke aber auch schief gehen konnte, wenn sie auf einen disziplinierten Gegner traf, zeigt sich in einem zeitgenössischen Bericht von der Schlacht am Süntel 782: Ohne sich ein genaues Bild über die Lage zu machen, stürmen die Franken los, „so schnell als jeden sein Ross tragen mochte“, und werden von den Sachsen, die in Schlachtreihe aufmarschiert sind, umringt und bis auf den letzten Mann niedergehauen.
Waffen
Waffen waren teuer. Eine fränkische Quelle von 794 nennt als Preise für ein Schwert mit Scheide 7 Solidi, für einen Helm 6 Solidi, für eine Brünne 12 Solidi, für eine Lanze und einen Schild 6 Solidi. Zum Vergleich: Eine Milchkuh war 1–3 Solidi wert. Die vollständige Ausstattung eines Kriegers kostete also so viel wie eine Rinderherde von zwei Dutzend Tieren. Die Waffenherstellung wurde vom lokalen Handwerk besorgt, Schmiede gehörten zur Belegschaft der Krondomänen, auch in den Klöstern wurden Waffen angefertigt. In bestimmten Gegenden nahm die Waffenproduktion schon den Charakter eines Gewerbes an. Fränkische Schwerter waren wichtige Exportartikel, die Klingen eines Schmiedes namens Ulfberht etwa gelangten bis nach Norwegen, Irland und Dalmatien.