Ora et labora

Klostergründungen (seit dem 6. Jh.)

„Das Kloster hat im Leben der Kirche des Frühmittelalters auf allen Gebieten eine beherrschende Rolle gespielt“ schreibt der Historiker Michel Parisse. Man könnte hinzufügen: Nicht nur im Leben der Kirche. Das Wirken der Klöster reichte weiter, bis in wesentliche Bereiche der mittelalterlichen Gesellschaft hinein.

Klöster waren Vorreiter in der Agrikultur, hier wurden rationelle Methoden der Landwirtschaft erprobt, Mönche lehrten die Bauern neue Techniken des Ackerbaus und leiteten das Kolonisationswerk in neu gewonnenen Gebieten. Zudem waren die Klöster Stätten der Bildung, Forschung, Erziehung und Kunstausübung; Klosterwerkstätten schufen unvergängliche Kunstwerke. Die Klosterbibliotheken bewahrten die wissenschaftlichen und kulturellen Leistungen früherer Epochen, in ihren Skriptorien wurden die alten Texte immer wieder abgeschrieben. Da es kein staatliches Schulwesen gab, waren die Klosterschulen die einzigen Institutionen, die Bildung und Wissen vermittelten.

Ordensregeln

Den Mönchen seines Klosters Monte Cassino schrieb der heilige Benedikt unter anderem vor: „Vor allem Gott den Herrn lieben aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit aller Kraft. Sich selbst verleugnen, um Christus nachzufolgen. Den Leib züchtigen, der Sinnenlust nicht nachgeben, das Fasten lieben, Arme erquicken, Nackte bekleiden, Kranke besuchen, Tote begraben, in der Trübsal zu Hilfe eilen, Trauernde trösten. Mit dem Treiben der Welt brechen. Die Werkstätte aber, in der wir fleißig mit allen diesen Werkzeugen arbeiten sollen, ist die Abgeschlossenheit des Klosters und das ständige Beharren in der Gemeinschaft. Gehorsam ohne Zögern ist der vorzüglichste Grad der Demut.“

Verpflichtung zu praktischem Handeln

Vom 6. bis zum 11. Jahrhundert war das Benediktinerkloster der vorherrschende Klostertyp. Die Gründung des heiligen Benedikt von Nursia (um 480–547) hatte dem ursprünglich allein auf Weltflucht und Kontemplation ausgerichteten Klosterwesen das Element aktiver Tätigkeit beigegeben, das benediktinische „ora et labora“ (bete und arbeite) bedeutete neben einem gottgeweihten Leben auch eine Verpflichtung zu praktischem Handeln in der Welt.

Der berühmte St. Gallener Klosterplan von 820 zeigt ein Modellkloster der Karolingerzeit. Kern ist die sogenannte Klausur, der Bereich, der, von der übrigen Anlage abgeschirmt, allein dem religiösen Leben der Mönche vorbehalten ist: Kirche, Kreuzgang, Schlafraum, Esssaal und Versammlungsraum. Um diesen zentralen Bereich herum gruppieren sich die Wirtschaftsund Verwaltungsgebäude mit Werkstätten, Ställen, Gasträumen, dazu Mühle, Brauerei, Obsthaine und Gemüsegärten. Klöster dieser Größenordnung konnten Hunderten von Menschen Unterkunft und Arbeitsmöglichkeit bieten, sie waren weitgehend autark. Durch Grundbesitz, der ihnen geschenkt wurde, waren sie zugleich Zentrum einer größeren Wirtschaftseinheit.

Karl der Große förderte die Klöster, wie es seine Vorgänger auch schon getan hatten. Für seine Bildungsreform waren sie unerlässlich. Darüber hinaus aber machte er sie zu Instrumenten seiner Expansionspolitik. An den Zuwendungen, die er austeilte, und den Gründungen, die er anregte, ist das deutlich abzulesen. Die meisten Mittel flossen in die „unsicheren“ Gebiete, etwa nach Hessen und Thüringen, ins Sachsenland, nach Aquitanien, in die spanische Mark und in die Lombardei. Von den Klöstern dort erwartete er verstärkte Missionstätigkeit und Hilfe bei der Sicherung von Nachschubwegen, der Unterbringung und Beköstigung seines Heeres.

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
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