Die Geißel Gottes

Dschingis-Khan (um 1155-1227)

Eigentlich hieß er Temüdschin, was „Schmied“ bedeutet. Den Beinamen Dschingis-Khan („ozeangleicher Herrscher“) erhielt er, als er Herr über die Mongolei geworden war. Eine Prophezeiung hatte ihm die Weltherrschaft verheißen.

Die Mongolen lebten als Nomaden im Gebiet des Baikalsees in Sibirien. Temüdschin-Dschingis-Khan, geboren um 1155, war ursprünglich nur einer von vielen Häuptlingen. Seit 1188 aber einigte er die zerstrittenen Stämme und stellte, nachdem ihn die Reichsversammlung 1206 als Alleinherrscher bestätigt hatte, ein schlagkräftiges Heer auf. Aus dem als erstes unterworfenen Volk der Uiguren gewannen die Mongolen Fachkräfte für Schrift- und Kanzleiwesen. Überläufer aus China und den arabischen Staaten vermittelten ihnen wichtige Kenntnisse im Kriegswesen. Und nicht nur benutzten die Mongolen unbefangen das Know-how der Fremden, sie gliederten ihrem Heer auch unbedenklich ausländische Kontingente ein. So gerüstet konnte Dschingis-Khan das Gebiet der Steppenvölker verlassen und einen beispiellosen Eroberungsfeldzug beginnen. Nordchina fiel, ebenso Nordpersien und das westliche Zentralasien. Beim Tod Dschingis-Khans 1227 erstreckte sich das Mongolenreich bereits von China bis zur Schwelle Russlands. Seine Nachfolger Batu und Ögödei setzten das Eroberungswerk fort. Sie machten sich ganz China untertan und schickten dann ihre Heere nach Westen, wo sie Russland besetzten.

Strenge Zucht

Ein ungeheurer Schrecken eilte den Mongolen voraus, man hielt sie für unbesiegbar. „Geißel Gottes“ nannte sich Dschingis-Khan bei einer Predigt in der Hauptmoschee von Buchara. Die militärischen Erfolge der Mongolen erklären sich aus der strengen Zucht, der die Krieger unterlagen. Beute war Gemeinbesitz, Flucht und Verlassen des Kampffeldes galt als Kapitalverbrechen. Kommandostellen wurden nach Leistung und nicht nach Herkunft vergeben. In der Strategie und Taktik überließen sie nichts dem Zufall, jeder Feldzug wurde sorgfältig geplant und durch Spionage vorbereitet. Und wie ihr Führer Dschingis-Khan sich für den geborenen Weltherrscher hielt, so glaubten auch die Mongolen, einer auserwählten Rasse anzugehören. Dazu kam, nach den Worten des britischen Militärhistorikers John Keegan, „ein erbarmungsloses Heidentum, das keine der in monotheistischen Religionen oder im Buddhismus geläufigen Ideen wie Barmherzigkeit gegenüber Fremden oder das Streben nach moralischer Vollkommenheit anerkannte“.

Die Goldene Horde in Russland

Dschingis-Khans Enkel Batu richtete 1237 in weiten Teilen Russlands einen mongolischen Staat ein, der sich bis 1502 hielt. Er wurde das Reich der Goldenen Horde benannt, nach den goldenen Deckplatten des Herrscherzelts (russisch „orda“). Hauptstadt des Reiches war Ssarai, in der Nähe des heutigen Wolgograd gelegen. Die Regenten der Goldenen Horde waren religiös tolerant, sie ließen der russisch-orthodoxen Kirche weitgehend ihre Privilegien, und die Kirche vermochte auch die Einheit des Volkes und das christlich-by-zantinische Erbe gegenüber der mongolischen Kultur zu bewahren. Dennoch hinterließ die mehr als zweieinhalb Jahrhunderte währende Fremdherrschaft ihre Spuren. Die Mongolen pflegten ein Tributsystem, d.h. sie ließen sich und ihre Herrschaft von den Unterworfenen finanzieren, und im Laufe der Zeit zogen sie zum Eintreiben der Tribute immer mehr die einheimischen Fürsten und deren Beamte heran, die auf diese Weise zu Handlangern der Mongolenherrscher wurden. Eine Knechtsgesinnung entstand, von der nicht einmal die höchsten Kreise frei waren.

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