Die Bildungsreform Karls des Großen

Karolingische Renaissance (8./9. Jh.)

Die Bemühungen Karls des Großen und seines Hofes um die Erneuerung der Bildung werden als Karolingische Renaissance bezeichnet. Karl vollzog dadurch die Einordnung der Franken auch bildungsmäßig in die übergreifende Gemeinsamkeit der lateinischen Christenheit. Voraussetzung war die Übernahme der Schrift und der lateinischen Sprache. Ein unermesslicher Bildungsschatz erschloss sich, der aber nur mühevoll anzueignen war.

Die Ziele der Reform sind in der von Karl vermutlich 789 erlassenen „Admonitio generalis“ (Allgemeine Ermahnung) niedergelegt: Irrtümer korrigieren, Überflüssiges tilgen, das Rechte hervorbringen. Nicht auf die Wiederbelebung des Alten also kam es an, sondern darauf, das Rechte, Richtige wiederherzustellen. Verfehlt wäre es, anzunehmen, dass es um eine Volksbildung im heutigen Sinne gegangen wäre. Dazu fehlten alle Möglichkeiten. Vorerst war nur die Geistlichkeit der Adressat der Bildungsbemühungen.

Alkuin als Freund und Berater

Bald nach seinem ersten Italienzug (773/774) begann Karl Gelehrte aus ganz Europa an seinen Hof zu ziehen. Als Alkuin 781 dazustieß, bekam das Werk Konturen. Der Angelsachse war erster Berater Karls in allen Fragen der Wissenschaft und Bildung, er organisierte den Kreis der Reformer zugleich als Freundschaftsbund, den er „Akademie“ nannte. Eine Hofbibliothek kam zustande, die alle erreichbaren geistlichen und weltlichen Bücher sammelte. Die Hofschule, die Karl gründete, wurde zentrale Bildungsstätte des Reiches.

Alkuin trat nicht nur als Verfasser berühmter Lehrbücher hervor, ebenso machte er sich – mit anderen – verdient um die kritische Redaktion überlieferter Texte und eine Revision der Bibelübersetzung. Als Leistungen der Bildungsreform können gelten: Reinigung und Durchsetzung der Schrift, Verbesserung der lateinischen Sprache, Sammlung und Pflege der Tradition, wozu die Werke der Kirchenväter wie die der antiken Autoren zählten.

Eine neue Schrift

Mit der Auflösung des Römischen Reiches war auch die gemeinsame Schrifttradition untergegangen, regional unterschiedliche Schriften hatten begonnen sich auszubreiten, wobei im alltäglichen Gebrauch der Kanzleien und Skriptorien allmählich die Kursive in den Vordergrund trat. Aus ihr entwickelte sich in der Zeit Karls des Großen die karolingische Minuskel, eine Schrift mit Kleinbuchstaben (Minuskeln) und Ober- und Unterlängen, die auf dem Prinzip des buchstabierenden Schreibens beruhte und mit deutlich erkennbaren Einzelbuchstaben arbeitete. Sie setzte sich als leicht lesbare Einheitsschrift in fast ganz West- und Mitteleuropa durch und wurde zur Grundlage der heute gebräuchlichen Antiqua-Schrift.

Nach dem Willen Karls hätte die heimische Überlieferung in gleicher Weise gesichert werden sollen, doch blieb etwa die Erarbeitung einer deutschen Grammatik und die Sammlung germanischer Heldenlieder in ersten Ansätzen stecken und wurde bereits von Karls Nachfolger Ludwig dem Frommen (814–840) bewusst fallengelassen.

Zur Bildungsreform, die Karl einleitete, gehörte auch die Gründung von Anstalten zur Lehrerbildung. Ziel war die Gewinnung von qualifiziertem Personal für den Kirchen- und Staatsdienst. Gelehrt wurde hauptsächlich Lesen, Schreiben und Rechnen, dazu kam die Bibelkunde und der Teil der „freien Künste“, der „Trivium“ genannt wurde: Grammatik, Rhetorik, Dialektik. Das von den Karolingern geschaffene Bildungswesen überdauerte auch die Zeiten ihres Niedergangs im 9. und 10. Jahrhundert. Hier waren es vor allem die Klosterschulen, die dank ihrer Bibliotheken und Skriptorien erfolgreiche Arbeit leisteten.

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