Aufstieg des „armen kleinen Grafen“

Rudolf von Habsburg beendet das Interregnum (1273)

Im Mai 1254 starb in Italien Konrad IV., der Sohn Kaiser Friedrichs II. Die Zeit vom Tod des letzten Staufers, der die deutsche Königskrone trug, bis zum Beginn der Regierung Rudolfs I. von Habsburg (1273) wird als Interregnum, Zwischenherrschaft, bezeichnet. Das ist nicht ganz korrekt, der deutsche Thron war durchaus besetzt, manchmal sogar mit zwei Herrschern gleichzeitig: Nach dem Tod des 1247 gegen Konrad aufgestellten Wilhelm von Holland wurden 1257 Richard von Cornwall († 1272) und Alfons X. von Kastilien († 1284) in zwiespältiger Wahl zu Königen erhoben. Allerdings ließ sich Richard nur einige Male in Deutschland sehen, und Alfons überhaupt nicht.

Fürsten profitieren

Das Fehlen einer starken Königsgewalt während des Interregnums kam den deutschen Fürsten zugute, die Reichsgut und politische Rechte an sich zogen und ihre Landesherrschaften ausbauten. Es nützte auch den Städten, die erste Zusammenschlüsse organisierten, um den Landfrieden zu erhalten und sich gegen Zollforderungen zu sichern.

Der Mann, den die deutschen Fürsten 1273 zum König wählten, war schon äußerlich ein Kind der neuen bürgerlichen Zeit. Im grauen Wams trat er auf. Derbheit, Tüchtigkeit und Sparsamkeit zeichneten ihn aus. Von der Gloriole des Rittertums wusste er nichts mehr, Minnesänger fanden an seinem Hof kein Gehör, er bevorzugte lieber die bürgerlichen Meister.

Rudolf I. von Habsburg besaß Ländereien im Aar- und Zürichgau sowie im Elsass und im Breisgau. An der Aare, bei Brugg, stand auch der Stammsitz seines Geschlechtes, die Habsburg. Im deutschen Südwesten galt er als der vermögendste Territorialherr. Dennoch konnte er sich kaum mit der Macht Ottokars II. von Böhmen, seines mächtigsten Widersachers messen, der sich über den „armen kleinen Grafen“ lustig machte und sich weigerte ihm zu huldigen. Indem Rudolf jedoch seinem Gegner den unrechtmäßigen Besitz von Reichslehen nachwies, gelang es ihm Ottokar politisch zu Fall zu bringen. In der Schlacht auf dem Marchfeld bei Dürnkrut 1278 besiegte er ihn auch militärisch.

Konradins Tod

In der Zeit des Interregnums ereignete sich in Italien die Tragödie des letzten Staufers: Konradin, Enkel des Kaisers Friedrich II., zog 1267 als Sechzehnjähriger mit einer Schar deutscher Ritter nach Süden, um das sizilische Königreich wieder zu erobern, das inzwischen an den vom Papst unterstützten französischen Grafen Karl von Anjou gefallen war. Das deutsche Heer traf am 23. August 1268 bei Tagliacozzo auf die französischen Truppen und unterlag. Konradin floh mit wenigen Getreuen. Bei Astura an der Küste südlich von Anzio wurde er Anfang September gefangengenommen und an Karl von Anjou ausgeliefert, der ihn in Neapel als „Räuber, Empörer, Aufwiegler und Verräter“ zum Tod verurteilen ließ. Zusammen mit seinem Freund Friedrich von Österreich und einigen anderen Gefährten musste Konradin das Blutgerüst besteigen. Nach dem Bericht eines Chronisten waren seine letzten Worte ein Gedenken an seine Mutter Elisabeth von Wittelsbach: „O Mutter, welches Leiden bereite ich dir!“

Hausmacht im Südosten

Danach wurden die territorialen Verhältnisse neu geregelt: Der Sohn des im Kampf gefallenen Ottokar, Wenzel, durfte Böhmen und Mähren behalten. Österreich und Steiermark gingen an die beiden Söhne Rudolfs I., Albrecht I. und Rudolf. Das legte den Grund für die habsburgische Hausmacht im Südosten des Reiches, die bis 1918 dauern sollte.

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