Kampf gegen die Ketzer

Die Inquisition (seit dem 12. Jh.)

Die Kirche des Mittelalters ging mit gnadenloser Härte gegen Abweichler in den eigenen Reihen vor, besonders gegen solche, die die Heilige Schrift auf eigene Weise auslegten. Ihr Verbrechen war die Häresie (griechisch „die Wahl, das Gewählte“), der Abfall vom rechten christlichen Glauben. Da die anstaltlich organisierte Kirche integraler Bestandteil der gesellschaftlichen und politischen Ordnung war, hatten religiöse Auseinandersetzungen politische Nebenwirkungen, wie sich auch politische Gegensätze in der Sprache der Religion zu artikulieren pflegten. Gegen die Häretiker weltliche Machtmittel, Militär und Justiz, zu Hilfe zu rufen, galt demnach als völlig angebracht, ebenso wie den politischen Gegner zum Häretiker zu erklären.

In der Kreuzzugepoche verschärften sich die Kämpfe gegen die Dissidenten. Als erste kamen die Katharer ins Visier der Glaubenswächter. Ihr Name stammt aus dem Griechischen; „katharoi“ sind die Reinen, die kirchliche Gegenpropaganda machte daraus „Ketzer“ als Name für jede Art von Dissidenten. Die Katharer waren eine Sekte, die sich im 12. Jahrhundert vom Balkan aus über Mittel-, West- und Südeuropa ausbreitete. Sie verwarfen das Alte Testament, die Sakramente und den Kult der Kirche, sie propagierten geschlechtliche Enthaltsamkeit und ein Leben in Armut.

Innozenz III. verkündet das Programm

Die Kirche bekämpfte die „Konkurrenz“ mit allen Mitteln. Gegen den südfranzösischen Zweig der Katharer, die Albigenser, die um die Stadt Albi im Languedoc regelrechte kirchliche Strukturen geschaffen hatten, rief sie sogar zu Kreuzzügen auf. Aber erst die Schaffung einer eigenen Armutsbewegung innerhalb der Kirche im 13. Jahrhundert (Dominikaner, Franziskaner) vermochte den Einfluss der Katharer wirksam zurückzudrängen. Die Dominikaner (man nannte sie auch „domini canes“, Wachhunde des Herrn) wurden zu Trägern der Inquisition, deren Programm Papst Innozenz III. (1198–1216) auf dem IV. Laterankonzil verkündete.

Albigenserkreuzzug

Der erste Kreuzzug von Christen gegen Christen fand 1209–1229 in Südfrankreich statt. Unter starker Beteiligung nordfranzösischer Barone, die im Süden Ländereien ergattern wollten, marschierte ein Heer ins Languedoc ein, wo die Hochburgen der Albigenser-Sekte lagen. Blühende Städte sanken in Schutt und Asche, allerorten brannten die Scheiterhaufen. Der Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südfranzosen endete mit dem militärischen Sieg des Nordens. Dennoch hielten sich Albigenser-Gemeinden allen Verfolgungen zum Trotz noch jahrelang. Gegen die von der Kirche ausgesandten Spitzel und Denunzianten bildete sich eine lokale Guerillabewegung, die mit ungeheuerlicher Brutalität niedergeschlagen wurde. Der letzte Kampf der Albigenser fand auf der Bergfeste Montségur in den Pyrenäen statt. Nach monatelanger Belagerung durch ein Heer des französischen Königs ergab sich die Besatzung im März 1244. Über 200 Menschen bestiegen den Scheiterhaufen. Mit den Albigensern wurde auch die eigenständige Kultur Okzitaniens vernichtet.

Das Konzil, einberufen zum 1. November 1215, sah Innozenz auf dem Gipfel seiner Macht. Die vom Konzil erarbeiteten Reformkonstitutionen betrafen nahezu alle Bereiche des kirchlichen Lebens. Besonderen Raum nahm die Bekämpfung der Häresie ein. Aus den Beschlüssen des Konzils erwuchs die Praxis der Inquisitionsprozesse, in denen Geständnisse durch Folter erzwungen werden konnten. In den Verfahren gegen Hexen sollte das später massenhaft umgesetzt werden.

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