Der Prophet Mohammed
Entstehung des Islam (6./7. Jh.)
Als Mohammed (eigentlich Abul Kasim Muhammad Ibn Abdallah) aus Mekka um die Wende des 6./7. Jahrhunderts als Religionsstifter zu wirken begann, waren die semitischen Araber in eine Vielzahl kleiner, untereinander verfeindeter Stämme aufgespalten. Nur in einigen Städten, wie etwa in Mekka und Medina, hatten sich Formen einer höheren Kultur entwickelt. Dort lebte neben jüdischen und christlichen Gemeinschaften eine arabische Bürger- und Kaufmannschaft, die durch den Handel mit den innerarabischen Nomadenstämmen zu Reichtum gekommen war.
Allah, alleiniger Schöpfer der Welt
Mohammed, geboren um 570, hatte bis zur Mitte seiner Mannesjahre als Mitglied einer Kaufmannsgilde gewirkt und gelebt. Erst durch visionäre Erlebnisse wurde er auf den Weg des Prophetentums getrieben. In seiner Lehre, die nach seinem Tod (632) im Koran festgelegt wurde, verkündete er die Weltschöpfung allein durch Allah, der im kommenden Jüngsten Gericht Welt und Menschen wieder in seinen Schoß zurücknehmen werde, und forderte den „Islam“, den Eintritt in den Stand des Heils, die Gottergebenheit.
In Mekka, das stark durch hellenistisch-jüdische, „aufklärerische“ Einflüsse geprägt war, fand Mohammed zunächst keine Basis für seine Lehre, eher sogar Feindschaft und Ablehnung. 622 floh er mit wenigen Anhängern nach Medina, wo er größeren Erfolg hatte und schließlich auch die politische Gemeinschaft prägen und beherrschen konnte.
Fatalistische Einstellung zum Leben
Wahrheitsliebe und Zuverlässigkeit, Achtung vor Nachbarn und Verwandten, Verzicht auf Blutrache und Gewalttat waren die auch gesellschaftlich und politisch revolutionären Ideale der neuen Religion. Menschliches Schicksal galt als vorbestimmt durch den Willen Gottes, doch war diese fatalistische Einstellung zum Leben nicht zu verwechseln mit Taten- und Hoffnungslosigkeit.
Schiiten und Sunniten
Schon früh kam es im Islam zu Richtungskämpfen und Spaltungen, vor allem wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Leitung der Glaubensgemeinschaft. Die Glaubens- und Sittenlehre, das Ritual und die gottesdienstliche Ordnung des Islam gründen sich auf die Offenbarungen Allahs, für die meisten Muslime auch durch die Überlieferung und das Gewohnheitsrecht, die Sunna, die die Koranbestimmungen ergänzt. Doch erkennen nur die Sunniten die später niedergeschriebene Sunna als Religionsquelle neben dem Koran an. Geistliche Oberhäupter waren die Nachfolger des ersten Kalifen und Schwiegervaters von Mohammed, Abu Bekr († 634). Für die zweite große Konfession des Islam, die Schiiten, besitzt allein der Koran kanonische Geltung. Ihr gilt als legitimer Nachfolger des Propheten nur Mohammeds 661 in Kufa (Irak) ermordeter Adoptiv- und Schwiegersohn Ali. Daneben bildeten sich zahlreiche regionale Sekten, die Elemente vorislamischer Religionen bewahren, wie die Ghulat, oder besonders puritanisch und konservativ eingestellt sind, wie die Wahhabiten.
Der Kultus wurde vom Propheten streng geregelt. Fünf tägliche Gebete zu genau festgesetzten Zeiten wurden verlangt. Die Lehre forderte von ihren Anhängern Mildtätigkeit gegen Arme, regelmäßiges Fasten und eine jährliche – oder doch in gewissen Abständen regelmäßige – Pilgerfahrt zur Kaaba, dem alten arabischen Heiligtum in Mekka, das Mohammed zum Mittelpunkt seiner Religion erhob. Die höchste Stufe religiöser Hingabe sah der Prophet aber in der Teilnahme an einem Kriegszug, der die Herrschaft des Islam über die übrige Welt ausbreiten helfe.