Im Namen Allahs
Größte Ausdehnung der islamischen Herrschaft (7.-14. Jh.)
Zunächst nur eine örtliche religiöse Gemeinde in Mekka, die sich in Erwartung des Weltgerichts gebildet hatte, wich der Islam wegen der Verfolgung durch die Heiden nach Medina aus, wo die religiöse Ordnung und ein Staatswesen unter Mohammeds Führung begründet wurden. Der Kampf gegen das heidnische Mekka war der erste Religions- und Missionskrieg; er wurde auf ganz Arabien, dann auf die Mittelmeerwelt übertragen. Mohammeds Nachfolger, die Kalifen, waren geistliche Führer und weltliche Herrscher; unter der Dynastie der Omaijaden (661–750) begründeten sie das islamisch-arabische Weltreich.
Der politische Gegensatz der schiitischen Perser gegen das Arabertum führte zu Bürgerkriegen und zum Aufstieg der Abbasiden-Dynastie (750–1258), unter deren Regiment die islamische Kultur ausgebildet und das Recht kodifiziert wurde. Die Ausbreitung des Islam erfolgte in großen Unterwerfungsfeldzügen. Um 1350 umfasste das islamische Herrschaftsgebiet Nordindien, Afghanistan, Südrussland bis zum Aral-See, Persien, ganz Vorderasien mit Kleinasien und Arabien, Ägypten bis zum Sudan, Nordafrika und in Südspanien das Reich von Granada.
Im Einflussgebiet des Islam bestand eine kulturelle Einheit, die in bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen in der Philosophie, Geographie, Medizin und Dichtkunst, in einer einheitlichen Schrift und in weitgehend einheitlicher Lebensweise und Heiligenverehrung Ausdruck fand. Das Abendland lernte viel von den Muslimen, bei den Kulturkontakten, war der Islam der gebende, der Westen der empfangende Teil. Über das arabisch besetzte Spanien gelangten die geistigen Schätze der antiken Welt wenigstens in Bruchstücken ins christliche Europa. In Sizilien und Süditalien begegneten sich Christen und Muslime seit dem 9. Jahrhundert
Kulturkontakte
Die Kreuzzüge im 12. und 13. Jahrhundert sorgten für eine Zunahme der Kontakte. Sie beschleunigten den Prozess durch den Ausbau der Verkehrsverbindungen und schufen durch das jahrzehnte- und jahrhundertelange Zusammenleben im Heiligen Land die Voraussetzungen dafür, dass es auch in Dingen des Alltags, zu Lernprozessen auf christlicher Seite kam. Kulturpflanzen traten ihren Zug nach Westen an, Gewürze, Kleiderstoffe, Kosmetika wurden eingeführt. Nautische Geräte wurden verbessert, von den Arabern lernten die christlichen Seefahrer die Kunst der astronomischen Ortsbestimmung. Die Rechenkunst machte einen großen Schritt vorwärts durch die Einführung der arabischen Ziffern. Die medizinischen Methoden des Orients, bereits in Unteritalien an der Schule von Salerno gelehrt, wurden nun auch in anderen Regionen Europas verbreitet.
Dschihad
Der Islam war seit Anbeginn auf Expansion, auch mit unfriedlichen Mitteln, ausgerichtet. Jeder Muslim stand in der Pflicht, zum Dschihad (wörtlich „Bemühung“, von christlicher Seite als „heiliger Krieg“ übersetzt) beizutragen. Damit war nicht Zwangsbekehrung, noch gar Ausrottung der Andersgläubigen gemeint, sondern nur Ausdehnung der arabischen Staats- und Gesellschaftsordnung. In der Ära der Kreuzzüge (1095–1291) führten die Muslime ihren Abwehrkampf gegen die christlichen Ritter des öfteren als Dschihad, die Aufrufe dazu blieben aber zuweilen ohne rechten Widerhall. Allerdings kam mit der Zeit angesichts der Intoleranz, die die Muslime bei den militanten Christen erlebten, ein schärferer Zug in die islamische Propaganda. Aufforderungen, wie „keinen der Ungläubigen dem Schwert zu entziehen“, fanden damals durchaus Gehör.