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Also tippte Jakob den ›Desk-Blotter‹, den laufenden Tätigkeitsbericht der Wache, um ein Stück weiter voll. Connellys Aussage. Die Aussage der Hilde Korn. Immer mit drei Durchschlägen. Er tippte allerdings etwas eigenwillig. Man kann sagen, er tippte ironisch. Sehr ironisch. Man kann sogar sagen: unverschämt ironisch.
Dann schrieb er einen Haftbefehl für Hilde Korn aus.
»Ich komm’ jetzt in’n Knast?«
»Tut mir leid. Ja.«
»Mensch, Junge, hat dir noch nie ’ne Frau einen geblasen?«
»Doch, natürlich.«
»Na und? Hast du sie eingesperrt?«
»Nein. Aber ich bin auch kein amerikanischer First Lieutenant.« Jakob tippte: ›… 23 Uhr 46: Dem Werwolf Handschellen angelegt …‹
»Ich komme mit«, erklärte Connelly.
»Aber das ist wirklich nicht nötig, Sir …«
»Ich komme mit!«
»Und dafür kriegt der Scheißer noch die höchste Auszeichnung für Tapferkeit vor dem Feind!« flüsterte Misaras, über Jakob gebeugt.
»Und wird General«, flüsterte Jakob und tippte: ›First Lieutenant Connelly begleitet Crew mit entsicherter Waffe, um jedes Entkommen des Werwolfs zu verhindern. Jeep ab Station zu Dependance Landesgericht Neubaugürtel: 23 Uhr 54.‹
Eine Stunde später saß die fünfundzwanzigjährige Hilde Korn, wohnhaft Wien 18, Kreuzgasse 232, zweiter Aufgang, dritter Stock, in einer besonders gesicherten Zelle.
Eine Stunde später verabschiedeten sich die Herren Misaras, Faynberg und Formann vor einer requirierten Villa von dem First Lieutenant Connelly. Der West-Point-Mann sprach: »Wohl getan, Boys. Laßt euch mein Entrinnen vor dem sicheren Tod eine ernste Warnung sein!«
Und dreizehn Stunden später standen die Boys und Jesus Washington Meyer dazu vor dem großen, schlanken General Mark Clark, dem amerikanischen Stadtkommandanten von Wien, in dessen Arbeitszimmer im Palais Auersperg.