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Um 15 Uhr 51 schrie Jakob Formann das.
Um 16 Uhr 16 bereits raste er, hinter dem Piloten sitzend, in einem T-33-Düsenjagdflugzeug mit einer Geschwindigkeit von etwa siebenhundert Kilometer in der Stunde und in einer Höhe von achttausend Meter Hamburg entgegen. Der Pilot drehte sich immer wieder mit scheuer Hochachtung zu Jakob um. Das muß ja ein ganz großes Tier sein, dachte er, wenn man den Mann mit einem US-Air-Force-Trainer der NATO von Paris nach Hamburg zu bringen hat. Noch dazu einen Deutschen! (Der allerdings fließend Englisch spricht.)
Sie durchflogen eine Sturmfront, die Maschine wurde nach oben und unten geschleudert, trudelte, fing sich, trudelte … Na, wann kotzt diese Very Important Person endlich? dachte der Pilot.
Die VIP kotzte nicht. Sie lachte dem Piloten zu.
»Viele Schlaglöcher!« rief Jakob in bester Laune durch das Kehlkopfmikrofon. (Da sieht man, was ein regelmäßiges Körpertraining ausmacht, dachte er.)
Und, dachte er weiter, es steht nun also eindeutig fest, daß ich jemand bin, vor dem sogar die Vereinigten Staaten von Amerika strammstehen. Jakob Formann – ein Welt-Begriff eben!
Der Welt-Begriff war sofort nach Ankunft in Orly zum Chef des Flughafens gespurtet und hatte eine Blitzverbindung mit dem Weißen Haus in Washington gefordert.
»Hören Sie, Monsieur – ah, Sie sprechen nicht Französisch, hören Sie, Mister, Sie sind wohl ein wenig … äääh … wie?« Der Chef von Orly hatte auf einen Alarmknopf gedrückt und war hinter seinen Schreibtisch retiriert. Drei wahre Gorillas kamen hereingestürmt, im Begriff, den zweifellos Irren in den Griff zu bekommen. Doch der eine, die Faust schon erhoben, stoppte entgeistert.
»Was ist?« schrie der Chef des Flughafens, der inzwischen unter Bergen von Papier eine Pistole gefunden hatte und mit ihr herumfuchtelte. »Wollen Sie warten, bis er uns alle umbringt, dieser Wahnsinnige?«
»Sie … sind … Monsieur … Formann, nicht wahr?« stammelte der entgeisterte Gorilla erbleichend.
»Ja. Und wenn ich nicht schnellstens …«
»Ich bin ein paarmal im selben Flugzeug wie Sie nach drüben geflogen. Als Begleitschutz für die Maschine. Ich kenne Ihr Gesicht!«
»Rollandeau, ich schieße Sie über den Haufen!« brüllte der Chef.
Die beiden anderen Gorillas hatten Jakob gepackt und hielten ihn eisern fest.
Rollandeaus Worte überstürzten sich: »Nicht doch, Chef, nicht doch! Ich flehe Sie an! Das ist Monsieur Formann! Ein ganz berühmter Mann! Arbeitet mit dem Pentagon zusammen!«
»Das ist mir egal! Schafft ihn raus hier und bringt ihn zur Polizei! Und ruft einen Arzt!«
»Machen Sie sich nicht unglücklich, Chef! Wir kriegen die ärgsten diplomatischen Verwicklungen, wenn wir nicht tun, was Monsieur Formann verlangt! Was verlangt er denn?«
Jakob verstand nur jedes fünfte Wort. Jedes fünfte Wort genügte ihm. Es ist schon eine Freude, einem vernünftigen Mann zu begegnen. Und ein Glück dazu, dachte er, während der Chef dem vernünftigen Gorilla sagte, was Jakob verlangt hatte.
»Dann geben Sie ihm eine Blitzverbindung mit dem Weißen Haus, Monsieur! Ich flehe Sie an! Tun Sie, was ich sage, sonst sind Sie Ihren Posten hier los!«
Ein Mädchen in der Telefonzentrale hatte es auszubaden.
»Washington … Weißes Haus … Blitz … Höchste Dringlichkeit … Schnell, Sie Kuh!« wütete der Flughafenchef, nun erst in richtiger Panik. »Staatsgespräch, bitte!« sagte Jakob liebenswürdig.
»Staatsgespräch!« schrie der Chef. »Jeden Vorrang, los, los, los!« Er ließ sich erschöpft in seinen Sessel fallen, nachdem er Jakob den Hörer gereicht hatte. Der lächelte ihm freundlich zu. Eine knappe Minute später meldete sich das Weiße Haus. Jakob hatte die blonde Jill Bennett mit den Marlene-Beinen am Apparat.
»Jake! Mein Gott, Jake! Deine Stimme … Geht es dir gut?«
»Ausgezeichnet. Ich muß nur schnell nach Hamburg. Ich …«
»Mir auch, Jake. Ich bin wieder normal, absolut normal!«
»Wieso? Eh … Ich meine: Was soll das heißen?«
»Doktor Watkins ist ein Genie …«
»Wer ist Doktor Watkins?«
»Erinnerst du dich nicht mehr? Mein Psychoanalytiker.«
»O ja, natürlich. Wegen deinem …«
»Frustrationssyndrom! Zuerst mal hast du es weggebracht, Liebster! Aber du bist nicht bei mir geblieben. Und so ist es noch heftiger als vorher wiedergekommen. Und da hat es dann Doktor Watkins weggebracht – absolut und für immer! Ich empfinde jetzt wie jede normale Frau, nur schneller und mehr so.«
»Phantastisch. Ich brauche nämlich auch einen guten Püschoanalytiker. Ich werde also zu Doktor Watkins gehen …«
»Mußt du. Er ist wirklich der Größte! Es hat sich jetzt alles umgekehrt!«
»Umgekehrt?«
»Ja, auch für den Senator! Der ist auch ge … Ich kann nicht offen sprechen … Er tut jetzt das, was ich früher getan habe, und ich tue, was er früher getan hat. Natürlich kratzt er mich nicht … auch keine Peit … o Gott, das ist ein Staatsgespräch … aber Doktor Watkins ist doch genial, wie?«
»Genial, Süße! Zu dem muß ich auch! Aber jetzt gib mir den Senator, ich habe es furchtbar eilig!«
Der Chef des Flughafens Orly und zwei der drei Gorillas betrachteten Jakob wie eine Geistererscheinung. Das, was sie da hörten, konnte doch nicht wahr sein! Der dritte Gorilla lächelte mit dem Gesichtsausdruck »Na, was habe ich gesagt?« seinen Chef an.
»Hallo, Jake!« Die Stimme des Senators Connelly: »Sie haben Ärger?«
»Großen, Senator. Sie müssen mir helfen. So schnell es geht.«
»Ich tue, was ich kann, Jake! Sie … Sie haben uns ja auch geholfen, sehr geholfen!«