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Am Abend zuvor, gleich nach ihrer Begegnung, hatte Jakob seinem Freund erzählt, warum er in Saigon war. Mojshe hatte nur genickt. Dann war er mit ihm in das Chinesenviertel der Stadt – Cholon – gefahren und hatte zielstrebig eine Opiumhöhle angepeilt. Jakob konnte da in der Finsternis, die von einer Ölfunzel kaum erhellt wurde, zuerst überhaupt nichts erkennen. Dann gewöhnten sich seine Augen an das Dämmerlicht, und er sah auf Pritschen, auf dem Boden oder auf Tischen reglose, zusammengekrümmte Gestalten.
»Keine Angst«, sagte Mojshe, der Jakobs Entsetzen bemerkte, schnell, »die sind nicht tot. Die haben nur alle ihr Opiumpfeifchen geraucht und träumen jetzt schön.« Nun erst empfand Jakob den schweren, süßlichen Geruch, der das Kellergewölbe erfüllte.
Ein alter Chinese kam mit vielen tiefen Verneigungen näher. Er schien Mojshe zu kennen und wollte ihn gerade untertänigst begrüßen, doch dieser ließ ihm keine Zeit.
»He, Hue-Sen«, sagte Mojshe. »Halt’s Maul und hör gut zu. Dieser Gentleman ist mein Freund. Ihm sind drei Schiffsladungen Fertighäuser abhanden gekommen. Du sollst das Maul halten! Ich weiß genausogut wie du, wer das Ding gedreht hat. Nämlich dein Vetter San-Tui. Widersprich nicht! Wir wissen beide, was San-Tui für einer ist. Der größte Dieb und Hehler von Saigon. Kusch. Du wirst sofort zu San-Tui gehen und ihm sagen, daß die drei Schiffsladungen morgen abend wieder dort sein müssen, wo man sie gestohlen hat – auf den drei Schiffen. Kusch, habe ich gesagt. Wir haben San-Tui bisher nichts getan und ihn seine Sauereien machen lassen, weil er uns so viele Informationen über geplante Aktionen des Vietcong gegeben hat – gegen viele Dollars, der Schweinehund. Jetzt ist Schluß. Wenn die Fertighäuser morgen abend nicht wieder auf den Schiffen dieses Herrn sind, lassen wir deinen Vetter hochgehen. Lebenslänglich ist dann noch ein Späßchen! Wahrscheinlich wird man ihn aufhängen.«
»Hue-Sen welden sofolt gehen und mit Vettel leden, Hell Faynbelg. Seien ganz beluhigt. Häusel kommen zulück bis molgen abend. Wäle nie passielt, wenn mein Vettel gewußt hätte, daß dieses Mistel Ihl Fleund, Hell Faynbelg. Wilklich, seien ganz beluhigt. Und nicht böse. Vielleicht ein klein Pfeifchen oder zwei gefällig, die Hellen?«
Die Herren Mojshe und Jakob hatten energisch abgelehnt. Sie waren zurück in Jakobs Hotel METROPOL gefahren und hatten die ganze Nacht durch beieinandergesessen, ein wenig getrunken (Mojshe ein wenig Bourbon, Jakob alkoholfreies ›Schweppes Tonic Water‹), geraucht und erzählt, wie es ihnen und allen anderen, die sie gemeinsam kannten, ergangen war. Gegen Morgen hatte Mojshe gesagt: »So, jetzt hauen wir uns aufs Ohr, und so um zehn hole ich dich ab und zeige dir, was ich hier mache.«