Nachwort des Autors

Saturn wäre nie entstanden, hätte es nicht die Arbeit von Professor Juan José Junquera gegeben, der im Auftrag des Museo del Prado ein Buch über die Schwarzen Bilder Francisco Goyas geschrieben und dabei als erster bemerkt hat, dass der berühmte Freskenzyklus höchstwahrscheinlich von jemand anderem gemalt wurde. Die frühen Erwähnungen der Wandbemalungen sind fragwürdig: Eine spricht von »Caprichos und Karikaturen der Personen, die ihn besuchten« (die vermutlich während des Umbaus der Quinta del Sordo zerstört wurden), die zweite jedoch, das berühmte Inventarverzeichnis, angeblich von Goyas Freund aus Bordeaux, Antonio Brugada, angefertigt, ist – wie Junquera aufgezeigt hat – eine Fälschung, denn es enthält Wörter, die in der damaligen spanischen Sprache nicht existierten, und wurde mit ziemlicher Sicherheit in den sechziger oder siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts verfasst, vermutlich von Mariano Goya, der mit Hilfe dieses Verzeichnisses die zerfallende Villa günstiger verkaufen zu können glaubte. Junquera hat außerdem nachgewiesen, dass der Teil des Hauses, in dem sich die Fresken befanden, höchstwahrscheinlich erst 1830 gebaut wurde, das heißt, nach dem Tod von Francisco Goya, anlässlich der Hochzeit von Mariano, und dass der mutmaßliche Autor des monumentalen Zyklus niemand anderer ist als der geheimnisvolle Sohn des Malers – Javier Goya, über den wir fast nichts wissen.

Junqueras Thesen wurden mit Misstrauen aufgenommen, um nicht zu sagen mit einer gewissen Feindseligkeit. Im Januar 2009 räumte der Prado immerhin ein, dass ein anderes Gemälde aus dem Kanon Goyas, der Koloss, von jemand anderem gemalt worden sei, vielleicht von Asensio Juliá oder einem anderen Nachahmer des Künstlers. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass wir auch bezüglich der Schwarzen Bilder noch eine Änderung der Einschätzung erleben werden.

Auf die vermutlich viele Jahre dauernde homosexuelle Beziehung Goyas zu Zapater hat Natacha Seseña in ihrer Arbeit Goya y Las Mujeres hingewiesen, aber die Lektüre der Briefe des Künstlers, redaktionell bearbeitet und übersetzt von Sarah Symmons (Goya. A Life in Letters), zeigt diese Beziehung ohnehin auf den ersten Blick. Sehr nützlich waren mir auch die Goya-Biographien von Evan S. Connell und Robert Hughes, das schöne Buch von Julia Blackburn Old Man Goya über die letzten Lebensjahre des Malers und der hervorragende Ausstellungskatalog der New Yorker Frick Collection, Goya’s Last Works.

Aufmerksame Leser mögen vielleicht an manchen Stellen auf Diskrepanzen stoßen zwischen dem, was sie in den Ekphrasen der Bilder lesen, und dem, was sie auf den Reproduktionen sehen. Das resultiert aus den Übermalungen und Überarbeitungen der Schwarzen Bilder – ein Teil davon (wie zum Beispiel die Übermalung der starken Erektion Saturns oder das Abschneiden eines Streifens leeren Raums hinter dem Rücken der »Postulantin« im Sabbat, der auf den frühen Fotografien Juan Laurents, die die Fresken an den Hauswänden zeigen, noch zu sehen war) geht sicher auf die Arbeit von Salvador Martínez Cubells zurück, der alle Fresken aus dem Haus des Tauben auf Leinwand übertragen, erneuert und zugleich bearbeitet hat. Andere Änderungen (wie die Hörner über den Lesenden oder die Trauerversion der Leocadia) könnten auch noch vom Autor der Bilder selbst vorgenommen worden sein. Sicher ist er es auch gewesen, der die banalen idyllischen Ansichten mit tanzenden Bauern schuf, die unter der Schicht der erschütternden Szenen verschwunden sind, die wir heute als die Schwarzen Bilder kennen.

Zum Schluss möchte ich Hubert Korpys und Piotr Tarczyński danken für die Hilfe bei der Übersetzung des Fragments aus der Prophezeiung der Pyrenäen sowie meinen ganz besonderen Dank an die Mitarbeiter des Ledig House im Omi Arts Center, NY, aussprechen; ihre Freundlichkeit hat es mir ermöglicht, innerhalb eines Monats fast die Hälfte des Saturn zu schreiben, unter Bedingungen, die ich jedem Schriftsteller nur wünschen kann.

Jacek Dehnel

Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya: Roman
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