Francisco spricht
Madrid ist keine Stadt für einen alten Mann. Wenn du dir nicht auf dem löchrigen Pflaster den Fuß brichst, rutschst du auf dem Abfall aus; niemand macht hier sauber. Die Abtei des heiligen Antonius lässt nur Schweine frei laufen, die in Haufen von faulendem Müll wühlen oder, vom Rattern einer Kutsche verschreckt, blindlings durch die Gassen rennen und die Fußgänger umschmeißen. Im Sommer ist alles ausgedörrt, im Winter steht der Kot und Mist bis zu den Knöcheln. Aber es genügt, an den Manzanares zu fahren wie die großen Herren, und schon kann man frische Luft atmen, auf eine Wachtel oder einen Hasen schießen, und sei es aus dem Fenster des Salons, wenn sie nahe herankommen, um die Triebe des Lorbeers abzunagen. Der König persönlich, Karl IV., Gott hab ihn selig, sagte über mich: »Dieser Kleckser hat noch eine größere Leidenschaft fürs Jagen als ich!« So etwas verpflichtet.
Mein Marienkäferchen wird herumtollen, durch den Garten gehen, ihr Köpfchen in den Schatten legen können, nicht den Gestank und Staub der Stadt wird sie dort atmen, sondern den Duft von gemähtem Gras und reifenden Kirschen … Dass ich nicht früher daran gedacht habe, mich von der Stadt loszureißen und etwas Preiswertes, Bescheidenes außerhalb zu kaufen! Schließlich habe ich in diesem Alter das Recht auszuruhen und nur am Hof zu erscheinen, wenn ich wirklich gebraucht werde; der König muss ja nicht an Boten sparen. Und wer ein Porträt von Goya haben will, muss sich halt die Mühe machen, ein Stück hinauszufahren, gleich hinter die Segovia-Brücke, dorthin, wo früher die Einsiedelei des Schutzengels war. Das ist gut, die Einsiedelei ist genau das richtige für einen Eigenbrötler wie mich. Achtundzwanzig Fanegas Ackerland, ein Garten, das Haus zwar nicht allzu groß, aber wir passen zu dritt, Leocadia, die kleine Rosario und ich, bequem hinein, und wenn Javier mit Gumersinda und Marianito aus der Stadt kommt, haben wir Platz für ein Quartier; zwei Brunnen, einer auf dem Hof, der zweite im Gemüsegarten, der übrigens recht groß ist – was kann man für sechzigtausend mehr erwarten? Überall ringsum ist Leben, sprießende Triebe, reifende Früchte, die ich stundenlang betrachten kann … Ha, ich habe ja immer gesagt, ich habe drei Meister: Velázquez, Rembrandt und die Natur. Velázquez habe ich in den königlichen Sammlungen, Rembrandt auf Radierungen, aber die Natur hatte ich nur, wenn ich mit Martín auf die Jagd ging. Jetzt werde ich sie direkt vor der Nase haben, vor meinem großen Zinken, und werde ihre geheimen Düfte schnuppern.
Und dann noch der Name: Das Haus des Tauben. Passt wie angegossen. Als wir uns beim Notar trafen, um den Vertrag zu unterschreiben, standen wir zwei uns gegenüber, schauten uns an und verstanden jede Einzelheit, jede Falte im Gesicht des anderen. Zwei taube Alte. Der andere ist ein Bauer, ich bin Maler, aber angesichts der Taubheit waren wir gleich; das sah man an der Geschwindigkeit, mit der wir die Fragen lasen, die der Notar in unsere Hefte schrieb; die ersten Buchstaben genügten.